Hallerndorf: Asbest in der Schule wird "verkapselt"

15.8.2019, 10:00 Uhr
Die Hallerndorfer Grund- und Mittelschule muss aufwändig saniert werden: Schadstoffe wie Asbest wurden darin gefunden. Teilweise sind sie in den Beton eingedrungen.

© Stefan Hippel Die Hallerndorfer Grund- und Mittelschule muss aufwändig saniert werden: Schadstoffe wie Asbest wurden darin gefunden. Teilweise sind sie in den Beton eingedrungen.

Dafür mussten zusätzliche Aufträge vergeben werden. Architekt Andreas Konopatzki versicherte den Räten, dass sich hinsichtlich der Zuschüsse für die Generalsanierung die Regierung von Oberfranken sehr entgegenkommend zeige. Er versprach, nicht nur eine sichere, sondern auch kostengünstige Lösung bei der Sanierung: „Wir versuchen, nicht alles auszubauen, sondern einzukapseln“ – schließlich koste die Entsorgung schadstoffbelasteter Stoffe bis zu 1000 Euro pro Tonne. „Das ist immens“.

Ein Abriss der Schule wäre jedoch noch teurer für die Kommune. Die Gemeinderäte müssten in einem solchen Fall mit Entsorgungskosten von mindestens sieben Millionen Euro rechnen, erklärte Konopatzki. „Was ausgebaut werden kann, sollte raus!“, war sich Claudia Kraus (WG Trailsdorf) sicher. Sie war der Meinung, dass mit einer „Verkapselung“ der schadstoffhaltigen Bauteile das Problem nur auf später verschoben wird. „Wir werden sämtliche Schadstoffe ausbauen, wo wir hinkommen“, versicherte Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG). Verkapselt würde nur dort, wo ein Ausbau aus statischen Gründen nicht möglich sei.

In den Beton eingedrungen

Die Schadstoffe stammen ursprünglich aus den Materialien, die in den Fugen verwendet wurden, erklärte Konopatzki, sie sind allerdings inzwischen auch in den Beton eingedrungen. Ein Ausbau tragender Bauteile wäre der „Weg der Angst“, und damit weder vernünftig, noch wirtschaftlich, urteilte der Architekt.

Bei der Verkapselung dient Aktivkohle als Pufferstoff und nimmt im Lauf der Zeit all die Schadstoffe auf, die sich im Beton befinden. In zwanzig bis fünfzig Jahren sind dann sämtliche Schadstoffe gebunden. Dann kann die kontaminierte Aktivkohle in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden, prognostizierte Konopatzki und der Beton werde nicht mehr als Sondermüll eingestuft.

Heutzutage entscheiden knappe Grenzwerte, ob ein belasteter Baustoff obertage in einer Deponie gelagert werden darf oder er in blaue Fässer verfrachtet, tief in der Erde eingelagert werden muss. „Wir wollen nicht nur die Sicherheit für die Kinder gewährleisten, sondern auch wirtschaftlich handeln“, so Konopatzki. Allerdings müsse Hallerndorf mit Mehrkosten von rund vier Millionen Euro rechnen. Da diese Kosten förderfähige Beträge sind, könne sich die Gemeinde der Unterstützung der Regierung sicher sein.

Hinterher "absolut sicher"

„Die Schulräume sind nach der Sanierung absolut sicher“, entgegnete der Architekt auf die entsprechende Frage von Werner Fischer (WG Hallerndorf). Zusätzlich werde später eine hohe technische Raumluftausstattung für eine hohe Qualität der Raumluft in der Schule sorgen: „Damit stellen wir von vorneherein sicher, dass die Räume für die Schüler völlig unbedenklich sind“.

Damit die am Bau beteiligten Firmen trotz der Schadstoffe weiter arbeiten können, muss ein sogenannter Schwarzbereich an den Fenstern der alten Turnhalle eingerichtet werden. Dafür wird der mit Asbest belastete Bereich abgedichtet und abgesperrt. Sowohl die dort arbeitenden Personen als auch das abgebaute Material werden erst mittels Duschen und Dekontaminationsanlagen gereinigt, bevor sie – dann unbelastet – wieder an die frische Luft gelangen.

Für die Asbestsanierung im Bereich der Fenster der alten Turnhalle erhielt die Firma Steringer aus Epfenbach den einstimmigen Zuschlag der Räte. Kostenpunkt: 50.759 Euro. Da auch in den Bodenbelägen der späteren Mittags- und Ganztagesbetreuung Asbest gefunden wurde, muss der Ausbau von Estrich, Kleber und Bodenbelag unter den Bedingungen der Technischen Regeln für Gefahrstoffe erfolgen. Hier legte die Firma Steringer mit 16.707 Euro das günstigste Angebot vor, die Gemeinderäte votierten einstimmig.

Sind die Fußböden ausgebaut, müssen anschließend sämtliche Flächen und die Raumluft gründlich gereinigt werden. Nur so lässt sich nachweisen, dass alles frei von Schadstoffen ist, erläuterte Konopatzki. Damit die Entsorgung nicht teurer als notwendig wird, sollen sämtliche Komponenten einzeln entfernt werden: „Nicht der Estrich ist der Übeltäter, sondern der Kleber!“, wies der Architekt darauf hin, dass – gemessen an der gesamten Bausubstanz – Asbest „nur in relativ geringen Mengen“ vorhanden sei.

Ebenso genehmigten die Gemeinderäte ein besonderes Fugenband zur Abdichtung des Kelleranbaus, das mit Mehrkosten von 9371 Euro zu Buche schlägt. Statiker und Architekt halten es für dringend erforderlich, zumal es bereits zu Wassereintritt im Bereich der Baugrube und des Bestandsgebäudes kam. „Das auftretende Schichtwasser stellt erhöhte Anforderungen an die Abdichtung“, so Konopatzki.

Wohin mit dem Wasser?

Später wird die Drainage das Wasser vom Gebäude wegleiten, das jetzt noch aus der Baugrube gepumpt werden muss. Gerhard Bauer (WG Hallerndorf) forderte den Architekten auf, er solle sich Gedanken darüber machen, wohin das Schichtwasser geleitet werden soll und Werner Fischer (WG Hallerndorf) wollte wissen, ob es nicht einfach in die Aisch geleitet werden kann.

„Dafür müssten erst wir eine entsprechende Leitung bauen“, sagte der Bürgermeister. Wie viel Wasser tatsächlich kommt, hängt von den Niederschlägen ab, ist sich der Architekt sicher: „Die Wassermenge können wir erst dann richtig messen, wenn die Drainage liegt“.

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