Körbers Traum von Berlin ist ausgeträumt - vorerst
06.04.2017, 15:00 Uhr
Die oberfränkische FDP schickte Körber als ihren Spitzenkandidaten zur Nominierungsversammlung auf bayerischer Ebene. Mit breiter Brust trat der 36-jährige Architekt aus Forchheim für Platz 2 auf der Landesliste an. Doch am Ende musste er sich mit Platz 15 abfinden.
Herr Körber, Platz 15 statt Platz 2: Was ist da passiert?
Sebastian Körber: Als ich nicht auf Platz 2 gewählt wurde, habe ich noch für Platz 6 kandidiert, das hat aber leider auch nicht geklappt. Danach habe ich mich nicht mehr für einen einzelnen Listenplatz beworben und wurde folglich in die weitere Liste „gereiht“. Ich hätte noch Chancen auf Platz 9 oder 10 gehabt, aber mein Anspruch ist ein anderer gewesen. Man muss sagen, dass meine beiden Mitbewerber um Platz 2 sehr emotionale Reden gehalten haben, ich hatte meine Rede eher sachlich gehalten. Aber es gab da eben Absprachen zwischen den sehr starken Bezirksverbänden, wie etwa Oberbayern und Schwaben, und weitere Kandidaten, man kann das auch „klüngeln“ nennen. So haben sie nahezu eine Mehrheit der Stimmen hinter sich gebracht. Aber auch mein oberfränkischer Bezirksverband stand leider nicht geschlossen hinter mir. Aber an der Geschlossenheit arbeiten wir.
Sind Sie der erste Oberfranke auf der Liste?
Sebastian Körber: Nein. Auf Platz 10 wurde der Bayreuther Thomas Hacker gewählt, früher Fraktionsvorsitzender im Landtag. Aber er war eben auch Teil der Absprache, wird gemutmaßt.
Wie viele FDPler aus Bayern haben Chancen auf den Bundestag?
Sebastian Körber: Ich traue der FDP durchaus sechs bis acht Prozent in Bayern zu. Dann haben sieben bis acht Kandidaten eine gute Aussicht, den Sprung zu schaffen. Da gilt so eine Art Faustformel: je Prozentpunkt etwa ein Abgeordneter. Anders als bei der Landtagswahl kann man hier aber nicht durch viele Stimmen, die man auf sich vereint, nach vorne gewählt werden. Die Landesliste für den Bundestag ist starr, die Reihenfolge ändert sich nicht. Und der Kampf um das Direktmandat wird sehr sportlich.
Welche Konsequenz ziehen Sie aus der Niederlage?
Sebastian Körber: Ich werde natürlich weiter Politik machen. Ich vertrete für die FDP bundesweit das Thema Baupolitik, für Bayern unter anderem auch Verkehr und Infrastruktur und bin hier stellvertretender Landesvorsitzender, was auch viele Verpflichtungen und Verantwortung nach sich zieht. Politik und Immobilien sind einfach meine Leidenschaft. Und ich kämpfe weiter für die FDP, die einzige liberale Partei in Deutschland. Ich bin Idealist. In Bayern nehme ich weiterhin viele Termine wahr, aber die bundesweiten Termine werde ich jetzt sicher herunterfahren und mich auf den Wahlkampf in Bayern und in Bamberg/Forchheim, wo ich mich ja für das Direktmandat bewerbe, konzentrieren. Außerdem habe ich ja noch zwei kommunale Mandate, im Kreistag und im Stadtrat, bin Fraktionsvorsitzender und habe diverse Aufsichtsratsmandate. Da werde ich nach wie vor meine Energie voll hineinstecken. Und es gibt ja noch mehr Wahlen: 2018 die Landtagswahl, 2020 die nächsten Kommunalwahlen.
Apropos: Werden Sie 2020 wieder als OB-Kandidat in Forchheim antreten?
Sebastian Körber: Bis dahin sind es ja noch drei Jahre. Unser FDP-Ortsverband wird sich dazu 2019 rechtzeitig äußern. Aktuell hat Forchheim tatsächlich viele Baustellen zu bewerkstelligen, im wahrsten Sinn des Wortes. Und da wäre vielleicht ein Architekt mit Baukompetenz gar nicht so schlecht, um daran mitzuwirken, dass die Bürger das Bestmögliche herausgeholt bekommen für ihre Steuergelder zum Wohle unserer Heimat. Aktuell fehlt es an einer klaren Vision für Forchheim durch den amtierenden OB. Trotz vieler Optionen und Stationen in München, Bamberg und Berlin bisher in meinem Leben wohne ich hier immer noch aus vollster Überzeugung und sehr gerne, ich bin einfach immer ein Kind dieser Stadt geblieben und habe erst mein Elternhaus saniert.
Ihr großer Traum ist vorerst geplatzt. Lag es auch ein wenig an Ihnen?
Sebastian Körber: Der große Traum ist in keinster Weise geplatzt. Ich wollte Baupolitik machen, am liebsten auf Bundesebene. Ich werde mich dem Thema auch weiterhin widmen, aber als Berufspolitiker kann ich dafür natürlich mehr Zeit einbringen als wenn ich voll im Erwerbsleben als Architekt stehe. Mit 36 Jahren stehen mir noch viele Wege offen und es gibt noch ein paar Punkte, die ich erreichen möchte. Dazu gehört die Fertigstellung meiner Promotion, vielleicht auch Lehraufträge an der Universität. Es geht in meinem Leben immer um Politik und Immobilien. Meine Träume sind erst geplatzt, wenn ich mal in Rente gehe und das dauert noch ein paar Jahrzehnte. Und selbst dann gibt es für Politiker noch viele Möglichkeiten. Aber zurück zur Selbstkritik: Ich habe dreieinhalb Jahre lang sehr viel Zeit in Bayern damit verbracht, sehr viele Termine wahrzunehmen. Auch solche mit Außenwirkung, bei Podiumsdiskussionen, bei Institutionen, Vereinen, Hintergrundgesprächen etcetera. Vielleicht wäre es besser gewesen, statt dessen mal mit jemandem Delegierten einen Kaffee trinken zu gehen und zu sagen: „Unterstützt du mich, dann unterstütze ich dich.“ Andere hatten dafür wohl mehr Zeit zur Verfügung. Ich glaube, ich habe mich zu sehr darauf verlassen, dass schon anerkannt werden wird, was ich inhaltlich geleistet habe. Und die Rede hätte auch emotionaler sein dürfen.
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