Neues Seniorenzentrum: Das BRK zögert
04.10.2015, 16:55 UhrBekanntlich wird die ehemalige Jugendherberge abgerissen. An gleicher Stelle entstehen soll dann das neue BRK-Seniorenheim. Eigentlich sollte Investor Helmut Stranzinger das Konzept des Alten- und Pflegeheims vorstellen. Er und Birgit Kastura, Kreisgeschäftsführerin des BRK, sagten jedoch ihre Teilnahme ab. Das Projekt sei aber keinesfalls gefährdet, teilten beide mit.
Der Investor schrieb an Jürgen Kränzlein: „Wir arbeiten mit Hochdruck am Projekt Gößweinstein, jedoch machen es uns die Rahmenbedingungen derzeit nicht leicht, eine schnelle Lösung zu finden. Aufgrund neuer Gesetzgebungen findet ein gewisses Umdenken in der Pflegelandschaft statt. Der Grundsatz, von Politikern ins Leben gerufen, lautet: ambulant vor stationär. Das heißt konkret, dass der von uns gemachte und bereits ausgearbeitete Entwurf des Pflegeheimes so nicht mehr vom BRK umgesetzt werden kann.“
Entgegen der früheren Planung soll nun eine ambulant betreute Wohnanlage entstehen. Für die Heimbewohner sei dies im Betrieb kaum zu unterscheiden. Baulich wird das neue Seniorenheim aber ganz anders aussehen, ganz anders tituliert und vertraglich anders geregelt werden. Wie genau die vertragliche Seite aussehen wird, kann auch Birgit Kastura, wie das BRK insgesamt, derzeit nicht sagen.
Stranzinger geht davon aus, dass zwei voneinander getrennte Baukörper errichtet werden müssen. Einer davon erdgeschossig als Tagespflege und einer mehrgeschossig als Wohnbereich. Dass das Projekt definitiv umgesetzt werden soll, steht außer Frage. Das neue Konzept soll bei einer eigenen Informationsveranstaltung noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Kränzlein glaubt, dass die Jugendherberge im Frühjahr 2016 abgerissen werden kann und dass in der ersten Jahreshälfte 2017 das neue Seniorenhaus eingeweiht wird. 25 000 Euro Anzahlung auf den Kaufpreis für das Grundstück in Höhe von 150 000 Euro hat der Investor schon geleistet. Abzüglich der Gesellschaftsanteile der fünf Käufer der Jugendherberge verbleiben 130 000 Euro als Grundstock für den gemeinnützigen Förderverein „Zukunft Gößweinstein“, der sich die Alten- und Jugendhilfe sowie den Umweltschutz auf seine Fahnen geschrieben hat.
Die ursprüngliche Idee, aus der Jugendherberge ein Bürgerhaus mit kleinem Kino, Sozialcafé, Regionalladen, einem Senioren- und Jugendtreff, eine Unterkunft für die Lebenshilfe oder Max-Planck-Gesellschaft oder eine Bleibe für Kletterer, Radfahrer und Wallfahrer zu machen, konnte nicht realisiert werden.
Dafür wären Investitionen in Millionenhöhe nötig gewesen. Nicht leichten Herzens habe man sich daher entschlossen, das Areal zu verkaufen, damit ein Seniorenheim in Gößweinstein erhalten bleibt. Der Verein „Zukunft Gößweinstein“ erreicht sein Ziel, aus dem Verkaufserlös und den Beiträgen der bisher rund 40 Mitglieder die Vorstellungen beim Erwerb der Jugendherberge, diese einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, so Kränzlein.
Gekommen war auch der Präsident des Jugendherbergswerks, der ehemalige Schulrat Gerhard Koller. Er erinnerte daran, dass die Jugendherberge 1956 von der Marktgemeinde Gößweinstein gebaut wurde. 1974 erwarb das Jugendherbergswerk das Gebäude für 300 000 Mark und baute es 1978 umfangreich um. 1985 wurden 16 937 Übernachtungen und 1990 sogar 18 328 Übernachtungen mit jährlich rund 5300 Gästen gezählt.
Nach der Wende gingen die Besucherzahlen deutlich zurück. Im Jahr der Schließung 2001 waren es nur noch 8600 Übernachtungen. Die Ansprüche der Gäste stiegen und man hätte laut Koller drei bis vier Millionen Euro investieren müssen, um die Jugendherberge auf den neuesten Stand zu bringen. Eine Investition, die nicht zu schultern war, auch weil sich die Gemeinde nicht daran beteiligen konnte.
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