Kirschenanbau
Seidmar: Franz Galster verzichtet auf Plastikplanen
29.06.2021, 06:00 Uhr
Seit der 28-Jährige den Hof 2015 von seinen Großeltern übernahm, hat er den Kirschenanbau sogar kontinuierlich ausgeweitet – von einst einem auf inzwischen acht Hektar. Dabei geht er für die hiesige Kirschenregion durchaus ungewöhnliche Wege: "Ohne Überdachung, ohne Bewässerung. Das brauchen wir alles nicht. Das muss auch ohne gehen", sagt der Landwirt.
"Durch eine spezielle Sortenauswahl, die Trockenheit und Hitze besser tolerieren, müssen wir die Bäume so hinkriegen, dass sie mit weniger Wasser zurecht kommen, sonst ist die Fränkische Schweiz bald völlig überdacht", findet er. Auf seinen Feldern, die zum Teil bei Leutenbach liegen, experimentiert er mit neuen Sorten. "Die Sorten Narana und Nimba brauchen weniger Wasser und auch kein Dach", hat er inzwischen herausgefunden.
Auf Kundenwunsch reagieren
Außerdem seien diese Sorten gut eine Woche früher reif als andere, für die Vermarktung sei das ein wichtiger Faktor, weiß er. Schließlich wolle der Kunde frühe Sorten, darauf müsse man reagieren. Galster wurmt es, wenn in den Regalen der lokalen Supermärkte zum Beispiel Kirschen aus der Türkei angeboten werden, obwohl heimische Früchte nur wenig später reif sind. Das soll sich ändern, daran arbeitet er.
Rund 5000 neue Kirschbäume hat er in den letzten Jahren auf seinen Feldern neu gepflanzt. "Ich setze hauptsächlich auf Spindelbäume, die sind schlank und werden bis zu 2,20 Meter hoch und können gut vom Boden aus geerntet und gepflegt werden", schildert er die Vorzüge der kleinen Bäume. Er habe auch noch viele alte Anlagen mit Hoch- und Halbstämmen, aber da sei die Ernte einfach problematisch. "Die Unfallgefahr ist ein riesiges Problem. Außerdem macht meinem Personal das Kirschenreißen deutlich mehr Spaß, wenn man zügig arbeiten kann und nicht ständig die Leiter umstellen muss", erzählt er. Auch bei der Baumpflege und beim -schneiden seien Spindelbäume klar im Vorteil.
Ein Quereinsteiger
"Ich bin eigentlich Quereinsteiger", erzählt der junge Mann am Tisch vor der Haustür. Er habe zunächst als Schreiner gelernt. Als es für den Bauernhof seiner Großeltern keinen Nachfolger gab, habe er sich aber entschlossen umzusatteln, machte eine Landwirtschaftslehre und übernahm 2015 dann den Hof. Hier lebt er nun mit seiner Frau, den zwei kleinen Kindern und den Großeltern – und wirkt außerordentlich zufrieden.
Der Kirschenanbau sei für kleinere und mittelständische Betriebe ein optimales Zusatzeinkommen, findet er – inzwischen. "Die Kirschenernte passt zeitlich super. Der Ackerbau ist abgeschlossen, die Ernte beginnt erst im August und dazwischen gibt‘s eben die Kirschen." Zunächst wollte er den Kirschenanbau eigentlich aufgeben, so verrät er, aber auf den kleinen Strukturen in der Fränkischen Schweiz gehe gar nichts anderes. "Obstbau hat hier auf den kleinen Flächen eine gute Wertschöpfung."
Deswegen habe er den Anbau deutlich erweitert und ist damit "top zufrieden", sagt er. Auch wenn es schon harte Jahre wie 2020 wegen des Ausfalls durch Frost gegeben habe.
Nur eine Minute Hagel
Auch der Hagelschaden letzter Woche sei natürlich schwierig gewesen. "In nur einer Minute hat der Hagel ein Drittel meiner Gesamtfläche vernichtet", erzählt er. "Dennoch hab ich noch Glück gehabt. In Haidhof und Ortspitz gab‘s Totalausfall. Wo das Unwetter halt hinkommt." Gegen solche Naturgewalten sei man einfach machtlos. "Da hätten auch Foliendächer nichts genutzt, die wären nur gerissen oder zusammengebrochen", sieht er sich in seiner Haltung, auf Überdachungen für Kirschbäume zu verzichten, bestätigt.
Wo bleibt der Geschmack?
"Andere Gegebenheiten aber kann man ändern", meint der 28-Jährige, der so manche bestehende Strukturen hinterfragt. "Ich habe zuerst beim Großmarkt meine Kirschen vermarktet, aber da ist man den Discountern gnadenlos ausgeliefert. Da zählt ja nur die Optik und Größe der Kirsche. Ob die gut schmeckt, interessiert keinen", erzählt er. Seien in trockenen Jahren die Kirschen mal minimal kleiner, gebe es sofort extreme Preisabschläge oder die Früchte werden gar nicht angenommen.
Mit Direktvermarktung glücklich
Das wollte er so nicht mehr mitmachen. "2019 habe ich auf Direktvermarktung umgestellt." Franz Galster hat zehn Verkaufshütten im Großraum Nürnberg, wo die Kirschen direkt an die Kunden gehen, oder er verkauft über diverse kleine Hofläden. "Das ist zwar Organisation ohne Ende, aber das läuft top", sagt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Denn hier könnten Kirschen auch verkauft werden, wenn sie etwas kleiner sind oder nicht so dunkelrot. "Wenn der Kunde einmal probiert hat und merkt, wie schmackhaft die Kirschen sind, dann kommt er immer wieder", ist seine Erfahrung.
"Mit Direktvermarktung bin ich deutlich glücklicher", fasst er zusammen. Jetzt geht erst einmal die aktuelle Kirschenernte über die Bühne. Nach Narana, Nimba und Belise ist die Sorte Samba an der Reihe, die auf den Kirschfeldern bei Leutenbach gerade an Spindelbäumen heranreift. "Das sind meine Lieblingsfelder", sagt der junge Landwirt und lässt den Blick in Richtung Walberla schweifen. "Ist das nicht herrlich hier."
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen