Kommentar

Verkehrskollaps in Forchheim: Ein bestens geplanter Irrsinn

5.8.2021, 05:57 Uhr
Nach einem Unfall auf der Bayreuther Straße am Montag, 2. August, wurde die Verbindung komplett gesperrt. Auch vor der Bahnhofsbrücke ging in der Folge nichts mehr. 

© Berny Meyer Nach einem Unfall auf der Bayreuther Straße am Montag, 2. August, wurde die Verbindung komplett gesperrt. Auch vor der Bahnhofsbrücke ging in der Folge nichts mehr. 

Da plant die Deutsche Bahn – in bester Absicht – den Ausbau ihrer ICE-Strecke und lässt in der Folge die Piastenbrücke sperren. Die Verwaltungsgemeinschaft Gosberg plant – in bester Absicht – Arbeiten für eine Regen-Entlastungsanlage und lässt die Ortsdurchfahrt sperren. Und die Stadtwerke von Forchheim planen – in bester Absicht – Arbeiten am Kanalnetz unter der Bayreuther Straße, so dass am Ende von drei gut ausgebauten Ost-West-Verbindungen nur noch ein einziges, einspuriges, ampelgeregeltes Nadelöhr übrig bleibt. Davor und dahinter ein einziger großer Stau.

Das Verkehrschaos wird von Autofahrern komplettiert, die sich ohne Rück- oder Voraussicht in bereits völlig verstopfte Ampelkreuzungen drängen. Und von Lkw-Lenkern, die unvorsichtigerweise Schilder ignorieren und mit ihren schwer zu rangierenden Gespannen in der Baustelle von Gosberg stranden.

Vorsicht und Rücksicht geboten

Dass die beteiligten Bauherren und Behörden das völlige Lahmlegen der Stadt entweder nicht auf dem Schirm hatten oder billigend in Kauf genommen haben, ist unfassbar. Denn es geht nicht nur um den Individualverkehr, der zum Erliegen kommt: Auch die Busse stecken im Stau, so dass das vielbeschworene Umsteigen auf die Öffentlichen keinen Vorteil mehr gegenüber dem eigenen Auto bringt. Und dass die Feuerwehr, die Polizei oder der Notarzt zu spät ans Ziel kommen, weil auch Blaulicht und Martinshorn bei komplett dichten Straßen nicht mehr viel bringen, ist nur noch eine Frage der Zeit. Das kann dann Leben kosten.

"Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht". Dieses Gebot aus Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung sollte deswegen zur Pflichtlektüre nicht nur für Autofahrer werden, sondern auch für Baustellenplaner. Die in diesem Fall offenbar keinen Zentimeter über ihren Horizont hinaus geschaut haben.

Ausbaden müssen die Misere jetzt neben den Anwohnern alle, die für Wege, die normalerweise zehn Minuten dauern, jetzt eine Stunde Fahrzeit einplanen müssen. Wer von Ost nach West an Forchheim vorbei will und nicht in die Stadt hinein muss, hat allerdings noch eine Rettung: Über Weilersbach, Rettern und Eggolsheim ausweichen und darauf hoffen, dass dort nicht bald die nächste Baustelle eingerichtet wird.

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