Wenn der Mohr den Othello spielt
13.05.2011, 16:47 Uhr
„Sie sollten die Freundschaft Ihrer Frau mit Cassio im Auge behalten“, rät der finstere Fähnrich Jago dem General Othello, der die Republik Venedig soeben zum Sieg gegen die osmanische Flotte auf Zypern geführt hat.
Und nun setzt der Fähnrich, der es auf Othellos Amt abgesehen hat, eine raffinierte Intrige in Gang: Othellos Frau Desdemona hat ein besticktes Taschentuch verloren, das der Ehemann ihr geschenkt hat. Jago schiebt das Taschentuch dem Leutnant Cassio unter und sorgt dafür, dass Othello Cassio mit dem Taschentuch sieht. Nun ist Othello überzeugt: „Meine Frau ist mir nicht treu! Sie betrügt mich mit Cassio!“
Und so nimmt das Unglück seinen Lauf: Der eifersüchtige Othello erwürgt in Rage seine unschuldige Frau Desdemona. Jago ersticht seine Frau Emilia, die ihn als Intriganten enttarnt hat. Othello erschießt Jago, als ihm klar wird, dass er auf dessen Intrige hereingefallen ist und ihm zu Unrecht vertraut hat. Und weil er mit der Schuld, die er auf sich geladen hat, nicht weiterleben kann, richtet er die Waffe schließlich gegen sich selbst.
„Blutiges Ende“
„Das ist das blutige Ende einer vielversprechenden Geschichte“, verkündet der Doge, Oberhaupt der Republik Venedig. „Wir dürfen nicht vergessen, wie viel Othello für uns getan hat. Leutnant Cassio, ich übergebe Ihnen das Kommando über die Armee!“
Nach der rund einstündigen Aufführung applaudieren die Zuschauer in der voll besetzten Aula minutenlang. Die Realschüler haben ihre Sache gut gemacht. Besonders überzeugt haben Lukas Mohr in der Rolle des distinguierten Generals Othello und Ludwig Waschkau, der den zwielichtigen Jago spielte. Auch Jessica Mayer als die unglückselige Desdemona, Franziska Scherf als Emilia und Alexandra Scherf als Desdemonas Mutter Brabantia stellten ihr schauspielerisches Talent unter Beweis. Nicht zu vergessen Simon Gutschmann in der Rolle des Frauenhelden Cassio, der immer wieder von zwei aufreizenden Kurtisanen umgarnt wird.
Die Realschul-Shakespeare-Company setzt sich schon seit Jahren unter der Regie des Forchheimer Schauspielers und Regisseurs Rainer Streng mit den Werken Shakespeares auseinander. Nach zahlreichen Komödien haben die Schüler mit „Othello“ nach langer Zeit wieder eine Tragödie inszeniert.