Brauen unterm Cadolzburger „Bleistift“
03.12.2013, 09:00 Uhr
Kein Werbebanner, keine Fahne, nicht einmal ein kleines Schild weisen darauf hin, was im Keller des schmucken Hauses in der Hindenburgstraße vor sich geht. Am Ende der Treppe, gleich neben dem Eingang, steigt einem dann aber süßlicher Malzduft in die Nase, der verrät: Hier wird gebraut.
Eng geht es zu in der Biermanufaktur Brandmeier. Vorbei an Abfüllanlage, Malzmühle und Flaschenwaschmaschine schlängelt man sich durch einen schmalen Gang zum Herzstück: Chromglänzend stehen Sudpfanne und Läuterbottich eng an eng. Den kleinen Raum daneben füllt der 700 Liter fassende Gärbottich, wo Hefe den Malzzucker in Alkohol und Kohlensäure verwandelt. Ein Vorgang, der je nach Biersorte drei bis sieben Tage dauert. Die Anlage demonstriert: Hier werkelt kein Hobby-Brauer, sondern ein Fachmann.
Michael Brandmeier ist gelernter Brauer und Mälzer, der in Weihenstephan sein Diplom als Braumeister erworben hat. Dementsprechend sind seine Ansprüche. Den Markt Cadolzburg mit „handwerklichen Bierspezialitäten“ zu versorgen, lautet das Ziel des gebürtigen Kölners. Die Braustätte bildet das zweite berufliche Standbein neben der Betriebsberatung des Wirtschaftsingenieurs.
Brandmeier ist in der Bierkultur des Rheinlandes groß geworden, was der leichte Singsang seiner Stimme verrät. Köln trinkt Kölsch. In der Kneipe hebt nur der den Finger, der explizit etwas anderes bestellen möchte. Wer nichts sagt, hat sofort eines der kleinen schlanken Gläser vor sich stehen. Der Nachschub kommt automatisch, serviert vom „Köbes“, dem Kellner, der immer eine erkleckliche Anzahl an Gläsern im so genannten Kranz mit sich herumträgt.
Ein solches Tragegestell inklusive der passenden 0,2-Liter-Gläser findet sich natürlich auch im Cadolzburger Brauhaus. Michael Brandmeier lässt ein „Hopfen“, das Anfang Dezember in den Verkauf kommt, ins Glas rinnen, zum Test. Ein kaltgehopftes Bier, das seine fruchtige Note durch den Zusatz einer Extraportion Aroma-Hopfen bei der Lagerung erhält. Helles und dunkles Bier – „Blondes“ und „Rotes“ sowie Weizen (Rote Weisse) sind derzeit im Sortiment. Auch das „Roggen“, ein aus drei verschiedenen Getreidesorten gebrautes Bier, soll es bald geben. Außerdem ruhen 300 Liter Bock im Lagertank. Brandmeier macht damit den ersten Schritt zu seiner geplanten Gourmetlinie. Wenn der Reifungsprozess wie geplant verläuft wird es an diesem Wochenende zum Cadolzburger Adventsmarkt ausgeschenkt.
Gelernt hat Brandmeier sein Handwerk in einer kleinen Brauerei auf der schwäbischen Alb. Danach ist er beruflich herum gekommen, war unter anderem in der Münchner Augustiner Bräu, aber auch in mittelständischen Betrieben in Österreich und in der Oberpfalz. Ein gutes Bier hat für ihn Charakter. Einen eigenen Geschmack, der sich hierzulande dank deutschem Reinheitsgebot durch die Betonung von Hopfen, Malz oder diverse Hefesorten erreichen lässt. Der Rheinländer freut sich immer, wenn er im Oberfränkischen wieder einmal bei einer „Geheimadresse“ auf gute Biere stößt.
Aber Brandmeier ist auch experimentierfreudig: Belgier und Italiener beschreibt er als kreativ. Sie lagern den Gerstensaft beispielsweise in Holzfässern, in denen zuvor Valpolicella reifte. Zukunftsmusik, genau wie die Seminare, die der Biersommelier künftig anbieten will.
Zehn Hektoliter pro Monat
Erst einmal soll die Entwicklung seines jungen Betriebes vorangebracht werden – und das nicht mit Gewalt. Auf zehn Hektoliter Ausstoß bringt es das Brauhaus Cadolzburg derzeit im Monat. Mit der Nachfrage nach seinen Bieren, seit Anfang August auf dem Markt, ist der Braumeister zufrieden. „Ich könnte doppelt so viel machen“, beschreibt er die wirtschaftlichen Möglichkeiten, „aber ich will mit Spaß an die Arbeit gehen.“ Und das heißt, nicht sieben Tage die Woche im Braukeller zu stehen.
In Schwierigkeiten käme dann wohl auch Ehefrau Ute. Wenn sie nämlich ihren Part im Brauhaus erläutert, wird der Begriff der „Manufaktur“ schnell klar: Per Hand etikettiert sie die Bügelflaschen. Halber Liter, ein Liter, zwei Liter — bis zu 2000 Stück im Monat. In Großbetrieben erledigen das Maschinen, genau wie die Markierung des Mindesthaltbarkeitsdatums. Ute Brandmeier greift dafür zum wasserfesten Filzschreiber.
Für die Gestaltung des Etiketts zeichnet ohnehin sie verantwortlich: Markant schmückt der Cadolzburger Aussichtsturm die Flaschen. Und warum nicht die Burg? „Die hat doch jeder“, sagt die Braumeistersfrau schmunzelnd. Nein, da ist vielmehr noch der familiäre Bezug. Der Ur-Ur-Großvater der Cadolzburgerin hat den „Bleistift“ 1893 einst gebaut. Von ihrem Garten aus haben die Brandmeiers übrigens einen guten Blick auf das „Sporcher“ Wahrzeichen. In dessen Schatten lassen sie nun die ehrwürdige Brautradition in der Markgemeinde wieder aufleben.
Brauhaus Brandmeier, Tel.: (09103) 7129990, weitere Informationen www.brauhaus-brandmeier.de
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