Impro-Theater-Ensemble

Die wunderbare Wanderung durch Fürth: Wie 6 auf Kraut die Stadt zur Sommerbühne macht

Helene Mayerhofer

8.6.2023, 15:00 Uhr
 Showdown an der blauen Tonne: Monika Brinkmöller und 6-auf-Kraut-Chef Sigi Wekerle agieren in „Wandern und wundern“ nicht wie sonst auf Zurufe aus dem Publikum; stattdessen lassen sie sich inspirieren vom Wander-Moment, in dem der Mülleimer als unverhofftes Requisit fungiert. Fazit: Auch nach 33 Jahren gehen dem Impro-Ensemble nicht die Einfälle aus.

© Foto: Frank Kreuzer  Showdown an der blauen Tonne: Monika Brinkmöller und 6-auf-Kraut-Chef Sigi Wekerle agieren in „Wandern und wundern“ nicht wie sonst auf Zurufe aus dem Publikum; stattdessen lassen sie sich inspirieren vom Wander-Moment, in dem der Mülleimer als unverhofftes Requisit fungiert. Fazit: Auch nach 33 Jahren gehen dem Impro-Ensemble nicht die Einfälle aus.

Schon seit 1990 improvisiert das Fürth-Nürnberger Ensemble mit dem einprägsamen Namen, Kreativzentrum ist die Kofferfabrik. Vor wenigen Jahren entwickelte Kraut-Chef Sigi Wekerle mit seinem Team "Wandern und wundern".

In der jüngsten Ausgabe kam die Diät-Variante zum Zuge, dreieinhalb auf Kraut. Mit dabei sind Wekerle, Monika Brinkmöller und Natascha Lifka, im Lauf der Tour kommt Berthold Kraus hinzu und sorgt für die musikalische Untermalung. Aber wie funktioniert "Wandern und wundern"? Beginnend in der Kofferfabrik, wo sonst, führen die Schauspielerinnen und Schauspieler das Publikum durch Fürth und zu wechselnden Stationen.

Die Stadt wird somit zur Kulisse; anstatt mit, wie im Improvisationstheater üblich, Publikumszurufen zu arbeiten, nutzen 6 auf Kraut meist ihre unmittelbare Umgebung als Inspiration. Nach einem kurzen Appetizer am Startpunkt im "Koffer"-Innenhof machen sich Darsteller und Publikum in Richtung Stadtpark auf, bald ist nichts und niemand mehr vor diesem spielwütigen Ensemble sicher. Schamlos werden Bauzäune, Mülltonnen und herrenlose Dreiräder als Requisiten eingebaut, auch so mancher Passant muss unversehens als Statist herhalten.

Einhorn-Schloss und Heimatfilm

An mehr als zehn Stationen spielen 6 auf Kraut kurze Aufzüge, die zwischen zwei und zehn Minuten dauern – und wo die Szene hinführt, ist jedes Mal eine Überraschung. Am Anfang steht ein rosa Einhorn-Schloss inklusive einer voll digitalisierten Glücksfee, doch die Szenen werden im Laufe des Abends immer ausgelassener und wilder, je mehr die Kraut-Crew in Fahrt kommt.

Auf eine Sequenz eines Fürther Heimatfilms, in dem es nach mittelalterlichem Vorbild Vierteilungen gibt und rote Katzen als Omen für Jungfernschaft gelten, folgt eine Begegnung bei einer Fahrprüfung für Baustellenfahrzeuge, in der schließlich der "Pulsschlag des Baggers" besungen wird. Kuriose Umweltschützer, versetzte Dates, obdachlose Geschichtenerzähler zählen bei dieser Wunder-Wanderung noch zu den sozial unauffälligeren Charakteren.

Am Ende des zirka zweistündigen Spaziergangs finden sich 6 auf Kraut und sämtliche 30 Mitlaufenden wieder in der Kofferfabrik ein. Beim finalen schauspielerischen Schlagabtausch gibt es ein Wiedersehen mit einigen Figuren, die an diesem Abend aus dem Impro-Ärmel geschüttelt wurden. Ziemlich kurzweilig.

"Wandern und wundern": nächste Theater-Expedition am 6. Juli (20 Uhr), Treffpunkt Kofferfabrik-Hof (Lange Straße 81), bei Regen in der Kofferfabrik. Eintritt frei, Spenden erwünscht.

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