Kleeblattstadt als TV-Kulisse

Zwischen Stolz und Parkplatz-Frust: Das sagen Anwohner zu den Dreharbeiten in der Fürther Innenstadt

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

14.5.2024, 18:51 Uhr
Während der Dreharbeiten zur Serie "Oktoberfest 1905" mussten die Anwohner mit einigen Einschränkungen leben, viele störte das aber nicht.

© Johannes Lenz Während der Dreharbeiten zur Serie "Oktoberfest 1905" mussten die Anwohner mit einigen Einschränkungen leben, viele störte das aber nicht.

Wer an diesem Dienstagmorgen von der Fürther Freiheit aus kommend in die Hornschuchpromenade will, muss zuerst an Marianne Kossak vorbei. Sie steht Spalier an einem Wall aus schwarz verhangenen Bauzäunen, der Königswarterstraße und Hornschuchpromenade von der Außenwelt abschirmen soll. Für Anlieger und Anwohner öffnet Kossak den Zaun, gerade so weit, dass sie problemlos passieren können. Manchmal müssen sie auch einen Moment warten - dann nämlich, wenn es heißt: "Kamera läuft!"

Kossak ist bei einer Firma angestellt, die für die Set-Absicherung bei den Dreharbeiten zur TV-Serie "Oktoberfest 1905" zuständig ist, der Fortsetzung der preisgekrönten Serie "Oktoberfest 1900". Oktoberfest - in Fürth? Tatsächlich spielt das Historiendrama in München, doch auf der Suche nach passenden Drehorten, die das Flair des frühen 20. Jahrhunderts versprühen, ist die Regie außerhalb der bayerischen Landeshauptstadt fündig geworden - unter anderem bei den Prachtfassaden der Fürther Hornschuchpromenade und Königswarterstraße. Sie dienen am Dienstag und Mittwoch während der Dreharbeiten für die TV-Serie als Kulisse. Einen Blick hinter die Kulissen können Sie hier in den exklusiven Bildern von den Dreharbeiten erhaschen.

Besondere Umstände für Anwohner - Freude, aber auch Sorge wegen Parkplätzen

Für die Anwohner geht der Dreh mit besonderen Umständen einher: Sie müssen nicht nur durch die "Schleusen" von Marianne Kossak und ihren Kollegen, wenn sie ihre Straße verlassen oder betreten wollen. In den Hausfluren sind auch Set-Mitarbeiter postiert, die dafür sorgen sollen, dass die Bewohner nicht gerade dann das Gebäude verlassen, wenn die Kamera läuft. Und Fahrräder dürfen nur geschoben werden, schließlich befinden sich Pferde am Set, die durch rasante Radler aufgeschreckt werden könnten.

Trotz der Einschränkungen sehen viele Anwohner die Dreharbeiten positiv. Dieser Eindruck entsteht zumindest im Gespräch mit Betroffenen: "Manchmal muss man eben für die Allgemeinheit zurückstecken", meint ein junger Anwohner. Er freut sich, dass sein Zuhause als Kulisse für eine bekannte TV-Produktion dient. "Das ist schon etwas Besonderes. Familie und Freunde erkundigen sich auch und sagen ‚bei dir geht‘s ja ab‘", erzählt er lachend. Auch ein älteres Ehepaar freut sich über die Aufmerksamkeit, die ihr Zuhause erfährt: "Wir finden es wunderbar, dass hier gedreht wird. Wo gibt es sonst noch so schöne Fassaden wie hier?"

Ein Vater mit Kinderwagen und grünem "Fürth"-T-Shirt schließt sich dieser Meinung an - verweist aber gleichzeitig auf einen Punkt an, der für viele Anwohner ein Problem darstellt: "Ich finde das spannend und schön für die Stadt. Nur das mit den Parkplätzen ist problematisch - ich stehe jetzt mit meinem Auto auf dem Gelände meiner Firma, für andere ist das aber sicher problematisch", meint er. Eine weitere Anwohnerin bekräftigt den Mann: "Ich bin für so etwas wie die Dreharbeiten immer offen, finde es aber schwach, dass die Stadt für die Autos der Anwohner keine Ausgleichsstellflächen zur Verfügung gestellt hat."

Stadt zeigt Verständnis - 15 Fahrzeuge abgeschleppt

Tatsächlich besteht für die betroffenen Abschnitte der Hornschuchpromenade und der Königswarterstraße für die Dauer der Dreharbeiten ein absolutes Parkverbot - auch für Anwohner. Darüber hätte die Produktionsfirma die Bewohner aber im Vorfeld informiert - "frühzeitig", wie Susanne Kramer, Pressesprecherin der Stadt Fürth, erklärt. Sie äußert ihr Verständnis für die betroffenen Autofahrer: "Es tut mir leid, wenn die Anwohner Probleme haben", sagt sie, meint aber auch: "Ganz ohne Einschränkungen geht es halt nicht in der Innenstadt." Sie verweist auf Festivitäten wie die Fürther Kirchweih, während der die Anwohner auch mit Einschränkungen leben müssen.

Die ohnehin schon angespannte Parkplatzsituation im Bereich der Hornschuchpromenade ist Kramer bewusst: "Es ist schon schwierig, wenn keine Dreharbeiten sind, das wissen wir auch als Stadt", versichert sie. Genau deshalb sei aber das Parkhaus an der Jakobinenstraße gebaut worden, auf das die Anwohner auch jetzt ausweichen könnten. Andere Möglichkeiten gebe es aufgrund der knappen Parkplätze kaum - zumindest in der unmittelbaren Umgebung: "Ich kann den Leuten auch schlecht anbieten, dass sie in Burgfarrnbach parken und mit dem Bus in die Innenstadt fahren sollen", weiß Kramer. Für Anlässe wie den Filmdreh wolle die Stadt in Zukunft dennoch über Alternativen für Betroffene nachdenken, deren Parkplätze weichen müssen.

Trotz der frühzeitigen Bekanntgabe des Parkverbotes haben nicht alle Anwohner entsprechende Maßnahmen ergriffen, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken mitteilt: "Fünfzehn Fahrzeuge mussten insgesamt abgeschleppt werden", teilte sie auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die Kosten dafür müssen die Betroffenen selbst zahlen - und mit einer Strafe für das Parken im Parkverbot rechnen.

Betroffene fühlen sich gut vorbereitet - Produktionsfirma freut sich über "kulante" Anwohner

Abgesehen vom Mangel an Parkplatzalternativen fühlen sich die meisten Anwohner aber gut vorbereitet. "Schon vor Wochen hatten wir eine Meldung über die Dreharbeiten im Briefkasten, auch mit Telefonnummern von Ansprechpartnern", berichtet ein Bewohner der Hornschuchpromenade. Auch eine andere Anwohnerin hebt positiv hervor, dass sie und die anderen Betroffenen von der Produktionsfirma frühzeitig über die Dreharbeiten und die damit einhergehenden Einschränkungen informiert wurden.

Die Stadt Fürth habe ihre Bewohner zudem über den Stadtanzeiger "InFü" weit im Voraus informiert. Susanne Kramer lobt die Umsicht der Produktionsfirma im Vorfeld der Dreharbeiten - auch in Bezug auf Menschen, die ihr Zuhause nicht ohne Hilfe verlassen können, weil sie zum Beispiel im Rollstuhl sitzen: "Für die Betroffenen hat die Film-Crew Kontakte zu Ansprechpartnern zur Verfügung gestellt, die ihnen helfen", erklärt sie.

Kramer selbst habe sich zudem mit einem Verantwortlichen der Dreharbeiten ausgetauscht. Der habe sich über die Kooperationsbereitschaft der Anwohner gefreut: "Die Leute und Firmen vor Ort sind alle sehr kulant", habe sein Eindruck gelautet. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Freude über den Dreh den Einschränkungen gegenüber überwiegt.