Echte Handarbeit: Fürth hat ein neues Goldenes Buch
30.07.2020, 13:00 UhrDen beiden jungen Künstlern ist die Aufregung deutlich anzumerken, als sie mit dem in weißes Papier eingeschlagenen Werk in den Fluren des Fürther Rathauses nach dem richtigen Zimmer Ausschau halte. Schließlich passiert es ihnen nicht alle Tage, dass sie so ein besonderes Buch aus den Händen geben. Eines, in das sie unzählige Stunden Arbeit gesteckt, über das sie sich Gedanken gemacht haben – über die richtige Zusammensetzung des Papiers, die passende Bindung und natürlich die Gestaltung des Kleeblatts auf dem Umschlag.
Lange haben Matthias Schwethelm vom Papieroffizin und Buchbinderin Sarah Edith Schwerda auf diesen Tag gewartet. Nun war es an der Zeit, denn das alte Goldene Buch der Stadt bietet keinen Platz mehr. Während der letzten Stadtratssitzung haben sich die jüngsten Träger des Goldenen Kleeblatts eingetragen - darunter Waltraud Heiter, die die Auszeichnung für ihren unermüdlichen Einsatz beim BRK erhielt. Der allererste Eintrag vom 4. Juni 1993 fand aus gleichem Anlass statt. Damals bekamen die Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm und die Kirchenmusikdirektorin Luise Leikam diese Auszeichnung.
Dazwischen haben sich unzählige Sportler, Künstlerinnen und vor allem Politiker während ihres Besuchs in der Kleeblattstadt zwischen den grünen Buchdeckeln verewigt, darunter die Kanzler Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und Angela Merkel, die Bundespräsidenten Johannes Rau und Frank-Walter Steinmeier, und gleich drei Mal Fürths Ehrenbürger Henry Kissinger. Ihn will Oberbürgermeister Thomas Jung demnächst darüber informieren, dass es nun ein neues Goldenes Buch gibt. "Vielleicht besucht er dann bald wieder seine Heimatstadt."
Gerne erinnert sich Jung daran, dass auch die Spieler der Spielvereinigung zweimal zum Eintrag im Rathaus vorbeischauten, jeweils zu den Aufstiegen 1997 und 2012. Das könne sich in den nächsten 30 Jahren – so lange soll das neue Buch ungefähr vorhalten – gerne wiederholen. Ebenso wie der Besuch von gleich 30 Schönheitsköniginnen, die sich etwa zwischen Besuchsgruppen ehemaliger jüdischer Mitbürger und Delegationen aus Fürths Partnerstädten verewigen durften.
Das Goldene Buch sei ein Stück Stadtgeschichte, die sich an den Namen und den damit verbundenen Ereignissen festmachen lasse, sagte Jung bei der Übergabe des neuen Exemplars, das sich die Stadt 2400 Euro kosten ließ.
Für dessen Herstellung schöpfte Matthias Schwethlem in seinem Papieroffizin in der Lange Straße im letzten Jahr über 200 Bögen Papier aus einem Faserbrei, der aus zwei Dritteln Leinen und einem Drittel Baumwolle bestand. Ein eigens von ihm gebautes Sieb versah er mit einem Kleeblatt aus gebogenen Draht, das nun als Wasserzeichen jede Seite ziert. Buchkünstlerin Sarah Edith Schwerda übernahm die Bindearbeit. Dabei griff sie auf den sogenannten aufwendigen "Franzband" zurück, bei dem Deckel und Buchblock fest miteinander verbunden sind, was dem Buch eine höhere Stabilität verleiht.
Das Äußere ist aus echtem Leder in einem edlen Grünton gehalten. Golden wirkt das Werk durch das gesprenkelte Vorsatzpapier – und den allerersten Eintrag, den nun die Stadtgrafikerin Susanne Altenberger in feiner Kalligrafie vornehmen wird: "Das Goldene Buch der Stadt Fürth."
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