Ein neues Viertel auf der Fürther Norma-Brache

12.10.2020, 14:27 Uhr
Ein neues Viertel auf der Fürther Norma-Brache

© Foto: Thomas Scherer

In den beiden lang gestreckten Gebäudekomplexen sollen im Lauf des kommenden Jahres 61 geförderte Mietwohnungen bezugsfertig werden.

Sogar schon etwas weiter sind die Arbeiten am dritten Abschnitt. In drei der acht sogenannten Punkthäuser können laut dem Bauträger, dem Evangelischen Siedlungswerk (ESW), noch in diesem Jahr die ersten Mieter einziehen.

Rund 55 Millionen Euro investiert das ESW insgesamt in das Areal, auf dem früher die Zentrale und das Lager von Norma standen. Bis zu 600 Bewohner erwartet das Unternehmen in zusammengerechnet 190 Wohnungen und 45 Reihenhäusern. Letztere werden demnächst im Bauabschnitt 5 als "Familiennest" auf der gegenüberliegenden Seite der Hansastraße gebaut – schlüsselfertig zum Festpreis. Die anvisierte Fertigstellung ist 2023.

Soziale Vielfalt

Beeindruckende Zahlen, selbst für eine Stadt und eine Region, die seit Jahren eine äußerst rege Bautätigkeit auszeichnet. Für ESW-Geschäftsführer Robert Flock zählt jedoch nicht nur die schiere Größe des Projekts. "Uns bietet sich hier die Gelegenheit, ein Stück Stadt zu erschaffen und Verantwortung für ein gesamtes Quartier zu übernehmen", erklärte er beim Richtfest.


Ein kleines Viertel entsteht auf der Fürther Norma-Brache


Flock strich ebenso wie Oberbürgermeister Thomas Jung die angedachte soziale und demographische Vielfalt im "Westwinkel" heraus – Grundlage dafür sei der Mix aus Eigentum, geförderten und frei vermieteten Wohnungen sowie einer Kindertagesstätte. Bezahlbar, individuell und innerstädtisch, das seien die Maßstäbe. Angesichts der inzwischen raren Flächen für Neubauten hatte der Rathauschef vor kurzem bereits betont: "Ein Wohnbauprojekt in diesem Ausmaß werden wir in Fürth wohl nicht mehr sehen."

Gefördert wird es mit Mitteln des Freistaats als Modellvorhaben des experimentellen Wohnungsbaus unter dem Motto "Effizient Bauen, leistbar Wohnen". In Fürth sollen demnach Ideen und Abläufe mit Vorbildcharakter umgesetzt werden. "Der experimentelle Wohnbau wird hier Realität und bringt Lösungen für andere Träger hervor", wie die eigens aus München angereiste Ministerialdirigentin Ingrid Simet betonte.

Um dies zu erreichen, lernten Bauträger und Architekten jeden Tag dazu, wie Robert Flock versichert: "Wir stellen Gewohnheiten in Frage, um wirtschaftlich und qualitativ hochwertig zu bauen." Kosten ließen sich durch einen hohen Grad an Vorfertigung und Standardisierung senken. So gibt es beispielsweise in allen öffentlich geförderten 61 Wohnungen nur einen Typ Badezimmer. Spartanisch sind die zwischen 53 und 97 Quadratmeter großen Appartements deshalb noch lange nicht. Alle verfügen unter anderem über eine überdeckte und verglaste Loggia.

"Grüner und freier"

Noch in der Planungsphase ist der vierte Bauabschnitt mit später 38 Mietwohnungen. Hier solle "noch nachhaltiger" und verstärkt in Holzbauweise gebaut werden, kündigt der ESW-Geschäftsführer an. Ohnehin erfahre das gesamte Viertel mit der Realisierung des "Westwinkels" eine Aufwertung, auch nach Umweltaspekten: "Wo früher die Fläche durch Gewerbegebäude weitgehend versiegelt war, wird es künftig viel grüner und freier."

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