Ein Rezept gegen den Buchstabensalat

25.11.2012, 10:00 Uhr
Ein Rezept gegen den Buchstabensalat

© Riemann

Im Zirndorfer Nordstadttreff wird alle drei Monate ein Lesekönig gekrönt. Das ist nur eines der Projekte, mit denen die Frauen der FU sich seit Jahren für die Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen im Landkreis einsetzen. Das Prinzip ist einfach: Die Kinder können sich im Treff Bücher ausleihen und erhalten für die gelesene Lektüre Punkte. Wer am meisten sammelt, der wird König.

In Langenzenn gibt es seit drei Jahren die Aktion „Freude am Buch“. Die Pisa-Studie, die bei den deutschen Schülern große Mängel bei der Lesekompetenz festgestellt hatte, veranlasste Initiatorin Andrea Barz zum Handeln. „Die Schüler verstehen oftmals die Fragestellungen bei Schulaufgaben oder Textaufgaben nicht richtig und schneiden dann in Fächern, die sie eigentlich beherrschen, schlechter ab“, erklärte sie in ihrem Vortrag. Mit elf Mitstreiterinnen betreut sie kleine Lesegruppen im Hort und in der Ganztagesklasse der Grundschule. Einmal in der Woche lesen die Paten mit Kindern der Jahrgangsstufen zwei bis fünf. In der fünften Klasse kommt auch das Leserezept des Lesekochs Siegbert Rudolph zum Einsatz.

Was es damit auf sich hat, erklärte der „Koch“ im Anschluss selbst. Der frühere stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Datev wollte in seiner Rentenzeit eigentlich das Kochen lernen. Davon ist ihm jetzt zumindest noch der Name geblieben. Geändert hat er sein Vorhaben, als er vor drei Jahren dem Verein „Aktivsenioren Bayern“ beitrat. Bei einem Bewerbungstraining, das der Verein für Schüler und Schülerinnen organisierte, hatte er ein „Schockerlebnis“. Eine 15-Jährige konnte die Stellenangebote kaum lesen und verstehen. Die Lehrerin erklärte es damit, dass die Schülerin Legasthenikerin war. Doch Rudolph wollte sich damit nicht zufrieden geben und entwickelte ein Leselernprogramm, das Kindern und Jugendlichen in kleinen Schritten zum besseren Lesen verhelfen soll. Ein großer Vorteil ist dabei, dass das Programm mit dem Einsatz eines Computers verbunden ist, „was die Motivation der Schüler schon einmal besser sicherstellt. Und Motivation ist einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg“, erklärt er.

Deshalb gibt er auch ausschließlich Einzelunterricht und stimmt den Inhalt der Texte auf die jeweiligen Interessen der Kinder ab. Mit viel Zeit und Geduld arbeitet er sich mit seinen Schülern durch das Programm. Dabei sind viele kleine Erfolge auf dem Weg zum Ziel ganz wichtig. In der Regel dauert es zwischen vier Monaten und eineinhalb Jahren, bis die betroffenen Kinder fehlerlos lesen können.

Der ehrenamtliche Lesekoch arbeitet im Landkreis mit Schulen in Oberasbach und Cadolzburg zusammen. Sein System bietet er Schulen, Lesepaten oder Schülercoaches an. Wer Interesse an Siegbert Rudolphs Rezept hat, kann über www.der-lesekoch.de mit ihm Kontakt aufnehmen.

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