Viel Regen im Sommer

Eine Verschnaufpause für den Fürther Stadtwald

10.9.2021, 06:00 Uhr
Eine Verschnaufpause für den Fürther Stadtwald

© Foto: Gwendolyn Kuhn

Dröhnten vergangenen Spätsommer Harvester durch den Fürther Stadtwald, um vom Buchdrucker befallenes Holz möglichst rasch zu beseitigen, kann man dort heuer die Stille genießen – und den Bäumen förmlich beim Wachsen zusehen. Genauer gesagt: den Neupflanzungen, insgesamt rund 10 000 Stück, die im Stadtwald, aber auch auf anderen städtischen Flächen, etwa der Stadelner Hard, Wurzeln schlagen sollen.

Martin Straußberger ist die Begeisterung über die Aufforstungen förmlich anzumerken. "Bis zu zehn Zentimeter ist der Höhentrieb seit der Pflanzung im März gewachsen", sagt der Stadtförster und zupft an der Spitze einer kleinen Tanne, die in einer Senke unweit des Felsenkellers zwischen Brombeerranken und anderem Gebüsch gedeiht.

Auch das Unterholz steht heuer besser da als in den vergangenen Jahren. In frischem Grün präsentiert es sich heuer; wer wollte, konnte Ende Juli sogar "in die Schwarzbeeren gehen" und darf sich bald auf die zweite Ernte Preiselbeeren freuen. Der Grund für die gute Entwicklung: der Regen der vergangenen Wochen. Was bei manchen Mitmenschen für etwas Verdruss gesorgt hat, hat den Wald förmlich aufblühen lassen.

Setzlinge brauchen Regen

Die Setzlinge, die Straußberger und seine Helfer vergangenen Herbst und im Frühjahr eingepflanzt haben, sind zu fast 100 Prozent angewachsen. Sie sind auf Nass von oben angewiesen; künstlich bewässern lassen sie sich nicht. Der Aufwand und die Kosten dafür sind zu hoch.

Eicheln und Bucheckern, die es vergangenen Herbst zuhauf gab, haben sich selbst ausgesät und füllen nun so manche Lücke, die die Trockenheit der vorherigen Jahre hinterlassen hat. Und selbst Buchdrucker und Kupferstecher, gemeinhin als Borkenkäfer bekannt, denen im Jahr 2020 mehr als 600 Festmeter Fichtenholz zum Opfer gefallen waren, hinterließen heuer weitaus geringere Schäden. Mit etwa 350 Festmeter Schadholz beziffert Straußberger die diesjährige Bilanz – immer noch viel für den Stadtwald, der dennoch besser dasteht als viele andere Forste.

Die Niederschläge und die vergleichsweise niedrigen Temperaturen haben es dem Schädling schwer gemacht. Durch die kontinuierliche Feuchtigkeit konnten die Fichten mehr Harz produzieren, das für die Käfer eine Barriere darstellt, wenn sie sich ins Holz fressen wollen. Auch die ungewöhnlich kühlen Temperaturen im Frühjahr haben die Insektenpopulation eingedämmt. Die frisch geschlüpften Schädlinge schwärmen nämlich erst bei einer Temperatur ab 15 Grad aus. Während Straußberger vergangenes Jahr auf nahezu jedem Fichtenstamm Bohrmehl entdeckt hat, sah es heuer bedeutend besser aus. Und dennoch ist der Anteil der Fichten im Stadtwald, der 2020 bei sechs bis sieben Prozent lag, weiter geschrumpft.

Besser als vergangenes Jahr sieht es auch auf dem Holzmarkt aus. Weil die Nachfrage nach dem Rohstoff auch in China und den USA gestiegen ist, haben die Preise angezogen. Auch das so genannte Käferholz, also Stämme, die vom Borkenkäfer befallen waren, lässt sich gut vermarkten. Lediglich als Sichtholz ist es weniger schön.

Doch trotz der Freude über den Regen nach der anhaltenden Trockenheit der vergangenen Sommer gab es auch einige Verlierer. Vor allem die Zahl der Insekten wurde dezimiert. Nicht am Regen lag das, sondern an der Kälte, die etwa im Mai ungewöhnlich war.


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Wespen sind deswegen verhungert; Imker mussten auf Waldhonig verzichten, weil die Bienen die dafür nötigen Rindenläuse nicht finden konnten. Auch Vögel hatten Probleme damit, ihren Nachwuchs zu füttern und trocken zu halten.

Ob der Regen der vergangenen Monate auch den Grundwasserspiegel hat ansteigen lassen, vermag Straußberger nicht zu sagen. Wichtig dafür ist vor allem der Niederschlag, der bis März fällt. Danach wird so viel Wasser von der Vegetation aufgenommen, dass wenig in den tieferen Erdschichten ankommt. Profitieren dürften in nächster Zeit weitere Waldbewohner: Pilze, die Feuchtigkeit und Wärme gleichermaßen brauchen, sollten heuer zahlreich sprießen.

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