Fürth packt die Digitalisierung der Schulen an

5.1.2020, 10:00 Uhr
Fürth packt die Digitalisierung der Schulen an

© Foto: Friso Gentsch/dpa

Schwer enttäuscht vom Freistaat ist Markus Braun immer noch. Fürths Schulreferent hatte sich von der Staatsregierung mehr Hilfe bei der Digitalisierung der Schulen versprochen, wie auch manche Kollegen in anderen Städten und Gemeinden. Während der Bund die Kommunen mit dem "Digitalpakt" unterstützt, wurde das bayerische Förderprogramm "Digitalbudget", wie berichtet, nicht verlängert. "Wenn der Freistaat nichts investiert, dann müssen wir es tun", sagt Braun und weiß den Fürther Stadtrat hinter sich.

Jüngst hat das Gremium beschlossen, dass die Stadt Fürth künftig mindestens eine Million Euro im Jahr bereitstellen soll, damit den Schulen der Sprung ins digitale Zeitalter gelingt. Das Geld soll in den Bereich fließen, in dem sich die Kommune nach dem Ende des Förderprogramms allein gelassen fühlt: in die Ausstattung der Klassenzimmer mit interaktiven Tafeln (Whiteboards), Tablets und anderen Geräten. 2018 hatte Fürth dafür aus dem Digitalbudget und einem ähnlichen Programm für Berufsschulen (iFu-Budget) rund 1,5 Millionen Euro bekommen – und mit noch einmal insgesamt drei Millionen Euro für 2019 und 2020 gerechnet. Es kam anders.

Nun müsse Fürth die Investitionen selbst stemmen, so Braun. Die oben erwähnte städtische Million soll dabei nach einem bestimmten Schlüssel auf alle Schulen verteilt werden. So könne jeder Standort bei der Anschaffung der Geräte selbst planen und Prioritäten setzen.

Heuer kommen weitere 1,1 Millionen Euro aus dem kommunalen Etat hinzu – größtenteils für ein Pilotprojekt, das zeigen soll, wie die Schulen mit einem technischen Support durch Spezialisten bei der Digitalisierung entlastet werden können. Bisher sind sie selbst verantwortlich für die Wartung ihrer Geräte, stoßen dabei aber an Grenzen.

Anschaffung, Unterhalt und Betrieb sollten in einer Hand liegen, meint Braun. Bei dem Projekt wird der Dienstleister KommunalBIT die IT an der Hans-Böckler-Schule und den Förderzentren Nord und Süd betreuen.

Unterdessen muss auch die Infrastruktur für die Digitalisierung geschaffen werden: Der Anschluss ans Glasfasernetz wird Schulhäusern und städtischen Bildungseinrichtungen (wie Volkshochschule und -bücherei) schnelles Internet ermöglichen. Der Ausbau wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. In den vergangenen Monaten hat die infra bereits an 20 Standorten Hausanschlüsse erstellt, 24 weitere warten noch darauf. In den nächsten drei bis sechs Monaten soll dieser Schritt erledigt sein.

Die größte Herausforderung, so Braun, wird die Verkabelung in den Schulhäusern sein. Wie das Internet vom Keller in die Klassenzimmer kommt – wo also etwa Kabel verlaufen sollen und wo Stromanschlüsse nötig sind –, müsse für jedes Gebäude individuell geplant werden. Gerade bei älteren Häusern, die noch nicht saniert wurden, stehe man ganz am Anfang.

Noch kein Baubeginn

Vier bis fünf Schulen will die Stadt pro Jahr derart ertüchtigen, zuerst die Berufsschulen. Dort sei es am drängendsten: "Die Schüler müssen aufs Berufsleben vorbereitet werden." Für die Verkabelung fließen aus dem Digitalpakt bis zu 5,9 Millionen Euro nach Fürth, verteilt auf fünf Jahre. Braun: "Das ist mehr als notwendig."

Die zweite Herausforderung neben der Digitalisierung ist die Modernisierung und Erweiterung der Schulen. Die großen Baumaßnahmen – Neubauten fürs Heinrich-Schliemann-Gymnasium, Helene-Lange-Gymnasium und die Ludwig-Erhard-Berufsschule – beginnen wohl frühestens 2022. In allen Fällen steckt man noch in den Planungen.

Angesichts steigender Schülerzahlen brauchen auch einige Grundschulen mehr Platz. Erweiterungen der Schulen Adalbert-Stifter-Straße, Soldnerstraße, Friedrich-Ebert-Straße sowie in Stadeln und Burgfarrnbach sind geplant. 2020 aber beschränkt sich die Stadt noch auf kleinere Maßnahmen: In Stadeln, Oberfürberg und an der Friedrich-Ebert-Schule werden Hausmeisterwohnungen für den Schulbetrieb umgestaltet.

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