Fürther Bürgeramt: "Eine organisatorische Katastrophe"

15.7.2019, 06:00 Uhr
Im Bürgeramt Süd in der Schwabacher Straße müssen die Fürther nach wie vor lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

© Hans-Joachim Winckler Im Bürgeramt Süd in der Schwabacher Straße müssen die Fürther nach wie vor lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ganze vier Stunden musste eine 30-Jährige, die sich nach ihrem Umzug von Nürnberg nach Fürth ummelden wollte, neulich in der Behörde auf der Treppe hocken, bis sie schließlich doch noch – binnen weniger Minuten – offiziell wieder Bewohnerin ihrer Geburtsstadt wurde. "Eine organisatorische Katastrophe" sei das, schimpfte die Frau und wies im Gespräch mit den FN darauf hin, dass ihre Freundin ein Jahr zuvor schon für eine Ummeldung vier Anläufe gebraucht hatte. Der Grund: Die Endlos-Warterei zwang die Freundin dreimal zum Abbruch, weil sie berufstätig ist und ihr Dienst begann. "Absoluter Wahnsinn!"

Wie berichtet, ächzt das Bürgeramt, wo Ausländerbehörde sowie Melde-, Pass- und Ausweiswesen beheimatet sind, wegen Krankheit, Stellenwechseln und hoher Fluktuation unter notorischer Personalknappheit. Das Problem: Der Arbeitsanfall wird immer größer, Fürths Einwohnerzahl wächst. Die Behörde hat drei Anlaufstellen – in der Schwabacher Straße, im Rathaus, in Stadeln. Wegen Umbauarbeiten wurde das Bürgeramt Nord in Stadeln, das bisher dienstags ganztags und donnerstags halbtags geöffnet war, Ende Juni geschlossen. Dass sich die Lage dadurch verschärft, glaubt Rechts-, Umwelt- und Ordnungsreferent Mathias Kreitinger allerdings nicht. Die zweiköpfige Belegschaft, erklärt er, verstärke nun das Bürgeramt Süd.

Dort seien an Spitzentagen nicht mehr nur acht, sondern bis zu zehn Schalter in Betrieb. Inzwischen hat die Stadt laut Kreitinger "rund zehn neue Mitarbeiter engagiert, Verwaltungs- und Rechtsanwaltsfachangestellte, die in den kommenden Wochen ihren Dienst antreten". Aber: Angesichts der oft komplexen Materie sei mit einer mehrmonatigen Einarbeitung zu rechnen.

Bitte um Geduld

Vorwürfen, warum die Stadt nicht handle, wenn eine Behörde derart auf Grund läuft, hält Kreitinger entgegen: "Wir setzen Schritt für Schritt um, was wir geplant haben. Leider hat das noch nicht zu spürbaren Verbesserungen geführt." Die ständige Überlastung des Bürgeramts, versichert er, "treibt mich seit geraumer Zeit um, andererseits bin ich zuversichtlich, dass wir eine wesentliche Verbesserung erreichen". Zum Jahreswechsel soll die Anlaufstelle Nord wieder eröffnen, an künftig fünf Tagen pro Woche: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und dienstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr. Bis dahin seien auch die neuen Kollegen fit. Mit Blick auf diese "greifbare Perspektive" bittet Kreitinger "um Verständnis und um Geduld".

Ende des Jahres soll man Termine auch online vereinbaren können. Bisher ist das nur telefonisch möglich und nur ein einziger Mitarbeiter zuständig. Die Folge: Viele Anrufer kommen nicht durch. Doch auch hier erhofft sich Kreitinger Entspannung. Denn ab August bediene ein automatisiertes Sprachinformationssystem bis zu 30 Anrufer zeitgleich.

Im Personal- und Organisationsausschuss pochen die Grünen am 19. Juli auf Antworten rund um Wartezeiten und Bearbeitungsengpässe im Bürgeramt. Sie wollen dann etwa wissen, wie andere Städte agieren und ob sich etwaige erfolgreiche Modelle auf Fürth übertragen lassen. Kurz vor den Ferien versichert Referent Kreitinger jedenfalls, dass Reisende, die in letzter Minute einen neuen Pass brauchen, ein vorläufiges Dokument am selben Tag erhalten, sofern sie die nötigen Unterlagen und eine Buchungsbestätigung vorlegen.

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