Fürther Feuerwache: Ist die Vision in Gefahr?
20.5.2020, 06:00 UhrWas bedeutet die Corona-Pandemie für städtische Großprojekte? Das ist die Frage, die die Initiative Fürth.Ort umtreibt. In einem Schreiben an die Referentenriege des Rathauses hat sie nun klar gemacht: Wenn finanzielle Spielräume enger werden, müsse das nach dem Auszug der Berufsfeuerwehr keineswegs einen jahrelangen Leerstand der alten Wache am Helmplatz bedeuten.
Seit 2018 hat das Bündnis, zu dem sich mehr als 20 Gruppen und Organisationen zusammengeschlossen haben, an seiner Vision für die künftige Nutzung des denkmalgeschützten Komplexes gefeilt: Ein besonderes Zentrum will man hier schaffen. Bürgerschaftliches Engagement, Nachhaltigkeitsthemen und Kreativität sollen sich ausbreiten dürfen. Eine aktuelle Illustration zeigt, was man hier versammeln möchte: Werkstätten, Ateliers, Urban Gardening, Experimentierräume, Platz für Co-Working und Austausch sowie für die Lebensmittelretter, dazu eine Lastenrad- und Rikscha-Station, außerdem ein Café. Auch die kunst galerie soll zusätzlichen Raum bekommen. Vorbilder für solche Zentren finden sich in ehemaligen Feuerwachen anderer Städte, etwa in Berlin, Köln und Heidelberg.
Seit längerem ist die Initiative in enger Abstimmung mit dem Baureferat und dem Kultur- und Sozialreferat. Jetzt sieht man die Pläne in Gefahr. "Lassen Sie uns trotz Krise dieses Projekt angehen!", lautet der Appell. Das sei auch mit geringen Ausgaben möglich.
Die zu erwartenden Sparzwänge der Stadt begreift die Initiative als Chance, mit dem ohnehin von ihr bevorzugten Ansatz weiterzuplanen: mit einer raschen Zwischennutzung jener Bereiche, die keine teure Modernisierung erfordern.
Teure Sanierung
Die Stadtspitze hingegen hegte früh Zweifel daran, dass sich das Gebäude mit vertretbarem finanziellen Aufwand für eine Übergangsnutzung herrichten ließe. Allein schon beim Brandschutz müsste kräftig nachgerüstet werden. Niemand anderen als die Feuerwehr selbst, sagte Baureferentin Christine Lippert, könnte man derzeit in der 1909 errichteten Wache arbeiten lassen. Das Rathaus tendierte daher zu einer umfassenden und entsprechend kostspieligen Sanierung.
Damit aber könnte das Projekt in Folge der Corona-Krise auf der Prioritätenliste der Stadtspitze zurückrutschen, befürchten Simon Rebitzer und seine Mitstreiter bei Fürth.Ort. "Es wäre schade, wenn es zum Leerstand kommt, weil kein Geld da ist, um die große Variante zu machen."
Eine jahrelange Zwangspause könnte womöglich auch das Bündnis sprengen. Vor kurzem erst hat es gemeinsam mit dem Verein Bluepingu in der Hirschenstraße 33 das Projektbüro "Tatütata – der Fürther Zukunftssalon" eingerichtet. Demnächst will man einen Verein gründen.
Keine "Hochglanz-Lösung" brauche es, beteuern die Vertreter. Man müsse auch nicht alles auf einen Schlag realisieren, könne die Pläne im Lauf der Zeit anpassen. Sie wünschen sich eine "schrittweise Ausweitung" der Zwischennutzung, "ein bundesweit erprobtes und bewährtes Mittel".
Wenn die Feuerwehr voraussichtlich bis Ende des Jahres ins neue Quartier an die Kapellenstraße umgezogen ist, möchte man mit wenig städtischem Geld und viel eigenem Engagement die ersten Räume nutzbar machen. Brandschutz, Elektrik und Heizung hat man im Auge.
Die Wache soll zu einem Ort werden, wo Menschen sich austauschen, voneinander lernen und gemeinsam Zukunft gestalten. Wie wichtig so etwas sei, sagt Rebitzer, zeige sich doch gerade jetzt, in der Corona-Krise.
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