Fürther Stimmen für fülligere Barbie

25.02.2016, 21:00 Uhr
Fürther Stimmen für fülligere Barbie

© Foto: Hans-Joaachim Winckler

Ellenlange Beine, eine Wespentaille und ein vergleichsweise großer Vorbau: Trotz oder vielleicht auch wegen ihrer realitätsfernen Körpermaße fand die in den 60er Jahren berühmt gewordene Kultpuppe auf Anhieb ihren Weg in die Kinderzimmer und Herzen vieler Mädchen. Mit den blonden Haaren und blauen Augen galt sie jahrelang als Schönheitsideal, das ein klischeehaftes Frauenbild vermittelte.

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Das soll sich ab jetzt ändern. Die Firma Mattel bringt neue sogenannte „Fashionistas Dolls“ auf den Markt. Eine großgewachsene schlanke, eine kleine zierliche und eine kurvige Version mit etwas breiteren Hüften soll es bald zu kaufen geben. Hinzu kommen sieben Hauttypen, 22 Augenfarben und 24 verschiedene Frisuren. Eine Menge Auswahl also.

Doch wie kommen die neuen Puppen an? Nehmen sich junge Mädchen wirklich ihre Barbie zum Vorbild? Oder wird der Einfluss der Modepuppe doch überbewertet?

Evelyn Mazzocco, Global Manager für Barbie erklärt: „Wir glauben, dass wir die Verantwortung haben, den Kindern und ihren Eltern eine breitere Auffassung von Schönheit zu bieten.“ Was Mattel scheinbar erst jetzt begreift, ist dem amerikanischen Künstler Nickolay Lamb schon vor Jahren aufgefallen. Dieser erkannte die bisherigen Maße der Barbie als unnatürlich und kreierte 2013 die Lammily-Puppe nach dem Vorbild einer 19-jährigen Durchschnittsamerikanerin. Finanziert wurde die Alternativ-Barbie durch Crowdfunding.

Die kurvige Barbie von Mattel stößt dagegen wieder auf Kritik. Stimmen in Sozialen Netzwerken wie Twitter beschweren sich über den immer noch sehr schlanken Oberkörper und fordern sogar einen Ken mit Wohlstandsbauch. Mattels verzerrte Wahrnehmung von Frauenkörpern sei eine Gefahr für junge Mädchen.

Wichtiger Bestandteil

Im Fürther Mütterzentrum ist die Barbie seit Generationen ein wichtiger Bestandteil des Spielzeug-Inventars. Die Palette reicht von der spanischen Barbie im Flamencokleid bis hin zur glitzernden Prinzessin. Viele Kinder haben Barbies in den verschiedensten Ausführungen. Jedoch finden sowohl Eltern als auch Kinder die klassische Version zu dünn.

„Die Figur der Barbie ist so unrealistisch, da merken die Kinder selbst: Das geht gar nicht“, glaubt Barbie- Liebhaberin Karin Sell. Mädchen würden sich eher an echten Menschen aus dem Fernsehen orientieren und nicht an leblosen Puppen. Mütterzentrumsbesucherin Adoracion Brazda hält die Vorwürfe allerdings für überzogen: „Damals war mir die Figur der Barbie total egal. Ich habe mir da keine Gedanken darüber gemacht. Hauptsache ich konnte damit spielen.“ Auch Anette Weingarten bestätigt: „Ich glaube nicht, dass die Barbie eine Art Vorbildfunktion hat. Meinen Mädchen sind die Klamotten und das Zubehör viel wichtiger.“ Stephanie Schwarzlow kann mit der vollbusigen Puppe allerdings nichts anfangen: „Falls meine Tochter sich irgendwann eine Barbie wünscht, lässt sich darüber reden. Aber anbieten würde ich es ihr nicht.“

Bezüglich der neuen kurvigen Version sind sich jedoch alle einig: Wirklich realistisch sind die neuen Modelle immer noch nicht, aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.Wie sich der Spielzeugklassiker in den nächsten Jahren entwickelt, bleibt abzuwarten. Und manche Franken freuen sich sicherlich jetzt schon auf einen Ken mit Bier- statt Waschbrettbauch.

 

Zehn Fakten zur Kultpuppe:

*Barbara Millicent Roberts heißt Barbie mit vollem Namen, benannt nach der Tochter des Mattel-Gründerpaares Handler

*Barbie geht auf die 60 zu: 57 Jahre alt wird sie dieses Jahr, 1959 erblickte sie das Licht der Spielzeug-Welt

*Schon 1945 hatten Elliot und Ruth Handler sowie Harold Matson die Firma Mattel gegründet.

*Vorbild für die Barbie-Puppe war die in der BILD in einem Comic vorkommende Lilli, gezeichnet von Reinhard Beuthien

*Ihr geliebter Freund Ken ist zwei Jahre jünger als sie, er erschien erst 1961 im Handel

*Barbie geht gern auf Weltreise, mittlerweile wird sie in 150 Ländern verkauft

*Die meistverkaufte Barbie-Puppe aller Zeiten ist die „Totally Hair“ von 1992, ihre Haare reichten vom Kopf bis zu den Füßen

*Seit 1980 gibt es die Barbie auch in afroamerikanischer oder hispanischer Version, nur asiatische Barbies sind sehr selten

* Umgerechnet auf ein Frau wären die Maße der Barbie bei einer Größe von 1,70 Meter circa 96-45-86 Zentimeter. Mit dieser schmalen Taille wäre die „Puppe“ aber gar nicht lebensfähig

* Über 300 000 Dollar war der höchste Auktionspreis für eine Barbie, die „One-of-a-kind-Puppe“ ist mit einem einkarätigen pinkfarbenen Diamanten versehen.

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