Golf-Stipendium: Studium und Sport in den USA

3.7.2017, 12:42 Uhr
Golf-Stipendium: Studium und Sport in den USA

Wer Golf spielt, hat es nicht leicht. Es kursieren einfach zu viele Vorurteile darüber: Eine Sonntagsrunde gut betuchter Herren mit silbernen Schläfen, die sich nicht zu sehr sportlich anstrengen, sondern lieber über ihre Aktienpakete plaudern. So in etwa haben das viele vor Augen, wenn sie an Golf denken. Franziska Bremm ist das komplette Gegenteil. Die 19-Jährige ist Mitglied im 1. Golfclub Fürth und zählt mit einem Handicap von Plus 1,6 zu den besten Spielerinnen Deutschlands.

Erst Anfang Juni stach sie bei den Bayerischen Meisterschaften die Konkurrenz aus und sicherte sich den Titel im Damen-Einzel. Und das quasi in ihrem Urlaub. Denn die meiste Zeit des Jahres verbringt die gebürtige Ansbacherin in den USA. Nach dem Abitur 2015 ging sie, ausgestattet mit einem Sport-Stipendium, zum Studieren an die West-Georgia-Universität im Südosten der Vereinigten Staaten von Amerika.

"Viele Mädels aus Deutschland, die gut Golf spielen, gehen zum Studieren in die USA", erklärt Bremm bei einem Treffen im Golfclub Fürth, bei dem sie seit sechs Jahren Mitglied ist und von dem sie auch ein kleines Sponsoring erhält. Während dem Gespräch kommen immer wieder andere Golfer auf sie zu, begrüßen sie freudig und beglückwünschen sie zu ihren jüngsten Erfolgen.

Gute Sportlerinnen wie Bremm erhalten als Gaststudentinnen in den USA finanzielle Förderung. Um an eine solche heranzukommen, muss man entweder eine Agentur beauftragen, die die Vermittlung übernimmt. Oder man macht es wie Bremm und schreibt auf gute Glück die Trainer der großen amerikanischen Universitäten einfach per E-Mail an. Dass es auf diesem Wege klappt, ist aber die Ausnahme. Allerdings ist die 19-Jährige auch ein Ausnahmetalent und war nach ihrem Abitur in den USA heiß begehrt.

Je besser Bremm Golf spielt, desto mehr Kosten werden für sie übernommen. In ihrem ersten College-Jahr hatte die Förderung noch 80 Prozent betragen, nun sind es bereits über 90. So viel Geld ist aber auch dringend notwendig. Denn neben der monatlichen Miete für ihr Studentenzimmer in Höhe von 450 US-Dollar fallen für nicht-amerikanische Studenten auch jährliche Studiengebühren in Höhe von 27 000 US-Dollar an.

Diese Summen zahlt die junge Fränkin mit starken Leistungen zurück. Bereits in ihrem ersten Jahr an der West Georgia wurde sie zur besten Sportlerin unter den Neulingen an der Universität gewählt. Heuer folgte die Auszeichnung zur besten Sportlerin insgesamt. Aufgrund mehrerer Turniersiege wurde sie in die zweite Division des All American Team Golf aufgenommen. Bremm ordnet den Erfolg ein: "An den amerikanischen Universitäten spielen tausende junge Frauen Golf. Die Unis sind dabei in verschiedene Divisionen eingeteilt, die aber nichts über die Spielstärke der Studentinnen aussagen, sondern eher mit der Größe der Universitäten zusammenhängen. Die jeweils sieben besten Spielerinnen einer Division bilden ein All American Team."

Unter den besten ein Prozent

Damit zählt Bremm auf jeden Fall zu den besten ein Prozent im US-College-Golfsport. Allerdings wird schon lange vor den All American Teams ausgesiebt. Denn in die Sport-Teams der Universitäten schaffen es nur rund zehn Prozent der Studenten. "Dafür finden richtige Ausscheidungswettkämpfe statt", berichtet Bremm.

Und selbst wenn man es in eines der Teams, neben Golf beispielsweise auch Football, Basketball oder Baseball, geschafft hat, winkt noch lange nicht jedem eine finanzielle Unterstützung. Diese erhalten nur die Besten, und die müssen dafür einiges tun. Fünf Mal pro Woche hat die fränkische Gaststudentin jeweils drei Stunden Training. Golftraining wohlgemerkt. Denn nur mit Abschlagen und Putten ist es nicht getan.

Um insgesamt fit zu sein, aber auch um beispielsweise die Schlagweite zu verbessern, steht zwei Mal pro Woche um sechs Uhr morgens Krafttraining auf dem Plan. Dazu kommen noch Laufeinheiten für die Ausdauer. Zusätzlich erwartet die Universität, dass Sport-Studenten, die am Wochenende nicht nach Hause fahren, auch am Samstag und Sonntag in ihrer Disziplin trainieren. "Ich mache quasi jeden Tag Sport. Denn am Wochenende heimfliegen kommt für mich eher nicht in Frage", scherzt Bremm.

Um das hohe Trainingspensum erfüllen zu können, muss sie ihre Kurse auf die erste Tageshälfte verteilen. Ab 14 Uhr steht dann Sport an. Dabei dürfen auch die Studienleistungen nicht vernachlässigt werden. Schließlich ist Bremm nicht nur zum Golfspielen in die USA gekommen, sondern auch um Biologie zu studieren. Daran könnte alles scheitern, denn nur wer ausreichende Leistungen in seinem Studienfach erbringt, darf auch seine Sportart weiter ausüben. Bislang fällt ihr das Studium aber eher leicht, berichtet die 19-Jährige, die ihr deutsches Abitur mit 1,9 gemacht hat.

Ihre Familie sieht Bremm seit dem Schulabschluss nur noch selten. Jeweils von Anfang Mai bis Ende Juli und über Weihnachten ist sie zu Hause in Ansbach. Doch auch während dieser Zeit dreht sich vieles um das Golfspielen. Kurz nach dem Gewinn der Bayerischen Meisterschaften in Starnberg nahm sie am Ladies British Open-Turnier in Wales teil und auch bis zu ihrer Rückreise in die USA wird sie noch bei ein paar Turnieren in unseren Breitengraden mitspielen.

Die Profi-Karriere im Auge

Zwei Studienjahre in den USA liegen nun noch vor dem Golftalent. Ihre Zukunft sieht Bremm aber nicht in Übersee. Denn mit der amerikanischen Mentalität sei sie noch nicht ganz warm geworden. "Außerdem gestaltet sich die Einreise von Mal zu Mal langwieriger und umständlicher", sagt sie. Paradox, wo die USA sie doch unbedingt bei sich haben wollen und dafür noch Geld bezahlen.

Nach dem Bachelor-Abschluss, sofern alles gut weiterläuft, will sie es ein bis zwei Jahre als Golfprofi versuchen. Anders als an der Uni würde dann nicht mehr nur um Ranglistenpunkte, sondern um Geldpreise gespielt. Alles auf eine Karte setzen wird Bremm nicht. "Ich will das einfach versuchen, wenn sich mir die Chance bietet", meint sie. Grundsätzlich plant sie aber, danach für das Master-Studium nach Deutschland zurückzukehren. Im Golfclub Fürth ist sie auf jeden Fall gern gesehen.

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