Hier schlägt seit hundert Jahren das grüne Herz von Fürth

22.7.2011, 13:00 Uhr
Hier schlägt seit hundert Jahren das grüne Herz von Fürth

Wenn Georg Berthold von Rosen spricht, dann klingt das fast, als sei von guten Freunden die Rede. „Sie sieht sehr gesund aus, sehr robust. Im Mai haben wir sie wurzelnackt gepflanzt und sie hat sich bis jetzt schon als sehr wuchshaft erwiesen, außerdem hat sie eine wunderschöne Farbe — eine tolle Sorte.“

So klingt das, wenn der leitende Gärtner des Stadtparks eine geheimnisvolle Schöne aus dem Rosengarten hinter der Auferstehungskirche vorstellt. Die Umschwärmte muss noch für kurze Zeit unerkannt und namenlos bleiben, sie wird erst beim Sommernachtsball getauft. 

Seit 1979 ist Berthold mit den Pflanzen im Stadtpark auf Du und Du. „Die Rose hat mich von Anfang an besonders fasziniert“, sagt der 52-Jährige. Sein Arbeitsplatz sei ihm noch keinen Augenblick langweilig geworden: „Es gibt immer etwas Neues, man macht ständig Entdeckungen und lernt dazu.“ Viel Feingefühl und Aufmerksamkeit ist gefordert. Im Sommer werden die empfindlichen Schönheiten hier zum Beispiel in Bodennähe per Hand bewässert, anders als im Frühjahr, wo es das lebenswichtige Nass ruhig mit dem Sprenger von oben geben darf.

Bis 1997 war die Anlage des Rosengartens an der Auferstehungskirche noch exakt so, wie sie für die Gartenschau 1951 erdacht worden war. „Von den Rosen war aber nichts Schönes mehr da“, erinnert sich Berthold. Groß gewordene Thujen nahmen den sonnenhungrigen Pflanzen das Licht. Auch nach der behutsamen Umgestaltung gibt es aber zum Beispiel die prägnanten Teller-Beete. 84 Sorten werden hier präsentiert, die von der Rosenbaumschule Kordes aus Sparrieshoop gesponsert werden. Jedes Jahr gibt es sechs bis sieben neue, denn – bei aller Freundschaft – nicht jeder Züchtung behagt etwa das Fürther Klima: „Manche sind nicht so winterhart, andere blühen schlecht“, sagt Berthold. Was sich nicht bewährt, wird ausgetauscht. Im Rosengarten erwartet Neuankömmlinge ein „humusreicher Lehmboden“, der – die Königin der Blumen ist anspruchsvoll – regelmäßig ausgetauscht werden muss: „Nach sechs bis zehn Jahren braucht die Rose neuen Boden.“

Zwischen der samtblättrigen, dunkelroten Black Magic, der Grande Amore oder der lilafarbenen Novalis fühlt sich Georg Berthold wohl: „Der Stadtpark ist so etwas wie meine zweite Heimat, natürlich sehe ich das alles von der Arbeit her, aber in der Mittagspause setze ich mich auch einfach mal auf eine Bank und genieße. Und plane.“

Gärtner aus Leidenschaft

Neben einem immensen Wissen gibt es für ihn noch einen ganz wichtigen Punkt, der den Umgang mit den grünen Stars bestimmt: „Die Blumen sind wie Menschen, die zeigen deutlich, wie es ihnen geht – mit einer schönen Blüte, wenn ihnen der Boden gefällt, oder sie werfen die Blätter ab, wenn es zu trocken ist.“

Nein, sagt Georg Berthold schmunzelnd, er spricht nicht mit den Pflanzen. „Nur ab und zu, sag’ ich mal, ,Jetzt wird’s aber Zeit, dass ihr blüht‘“, lacht der Gärtner aus Leidenschaft, der sich am meisten freut, wenn er sieht, dass sich Besucher vom Zauber des Rosengartens begeistern lassen: „Darum geht es doch“, sagt er und schaut noch einmal nach der goldgelben Friesia-Rose, die gerade verheißungsvolle Anzeichen erkennen lässt, in diesem Sommer sogar zu einer dritten Blüte auszuholen.