Hotspot Fürth: Schärfere Regeln bereiten Sorgen

8.12.2020, 09:30 Uhr
Hotspot Fürth: Schärfere Regeln bereiten Sorgen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Mit über 250 Neuinfektionen in einer Woche hat Fürth die kritische Schwelle von 200 beim Sieben-Tage-Inzidenzwert deutlich überschritten und gilt nun wieder als Corona-Hotspot. Damit tritt ab Mittwoch eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr in Kraft.


Hier drohen in Franken ab Mittwoch nächtliche Ausgangssperren


Die Wohnung darf in dieser Zeit nur für die Ausübung des Berufs, bei medizinischen Notfällen, für die Wahrnehmung des Sorge- und Umgangsrechts, die Begleitung Sterbender oder für "Handlungen zur Versorgung von Tieren", also etwa das Gassigehen, verlassen werden.

"Wir achten jetzt darauf, dass das auch eingehalten wird", betont Bernd Wolf, Leiter der Fürther Polizeiinspektion. Ab Mittwoch werde man ein spezielles Augenmerk darauf legen, wer nach 21 Uhr noch unterwegs ist – vor allem, wenn Menschen in Gruppen zusammenstehen, müssen sie sich die Frage gefallen lassen, was sie um diese Zeit noch draußen verloren haben.

Verwarnung droht

Laut Wolf wird die Polizei Nachtschwärmer bei Bedarf aufklären – obwohl er durchaus der Meinung ist, dass die meisten Menschen durch die Medien gut über die Regelungen Bescheid wissen. Solange sich die Angesprochenen kooperativ verhielten, werde sicher niemand gleich den Verwarnungsblock zücken. Wer aber um 3 Uhr nachts noch die Straßen unsicher macht, müsse damit rechnen, dass er zur Verantwortung gezogen wird. "Manche Leute lernen es nur, wenn es ihnen finanziell weh tut", so Wolf.

"Wir wollen niemanden trietzen", sagt er. "Wir müssen aber den Schutz der Risikogruppen sicherstellen. Außerdem sollen unsere Kliniken nicht überlastet werden, damit eine angemessene Behandlung von Covid-19-Patienten gewährleistet ist."

Personell ist die Fürther Polizei auch in Pandemiezeiten noch ganz gut aufgestellt. Es sei alles im grünen Bereich. Außerdem hat das Präsidium Mittelfranken, falls nötig, Unterstützungskräfte zugesagt.

Sorge beim Einzelhandel

Mit Sorge schaut man im Fürther Einzelhandel auf die kommenden Tage. "Jede weitere Verschärfung bringt eine neue Verunsicherung der Kunden mit sich", sagt die Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. Aber immerhin: Weihnachtseinkäufe gehören zu den "triftigen Gründen", wegen denen man auch in Corona-Zeiten das Haus verlassen darf. Man solle aber nicht bummeln, sondern gezielt Besorgungen machen, so die Staatsregierung.


Bayerns neue Corona-Regeln: Was Sie zu Weihnachten dürfen - und was nicht


Beim zweiten Adventswochenende fiel die Bilanz zum Glück besser aus als beim ersten. Dennoch: Vor allem die Bekleidungsgeschäfte tun sich schwer. "Niemand kann ins Theater oder zu anderen Veranstaltungen gehen, viele sitzen zuhause im Homeoffice. Da kaufen sie sich kein neues Outfit", so Hackbarth-Herrmann. Wenn, dann gehen Winter- und Outdoor-Kleidung noch am besten.

Händler bieten Lieferservice "Fürth bringt´s"

Damit auch diejenigen Geschenke besorgen können, die sich nicht in die Stadt trauen, haben sich etliche Fachhändler zu der Initiative "Fürth bringt’s" zusammengeschlossen, die vom Wirtschaftsreferat gefördert wird. Hier kann man telefonisch bei den Läden bestellen, die Waren werden schnellstmöglich geliefert.

Von den neuen Corona-Regelungen stark betroffen sind auch die Berufsschulen. Während die anderen Schulen ab der achten Klasse auf Wechselunterricht umstellen, sollen sie ganz auf die Präsenzform verzichten. "Wir haben das befürchtet", sagt Wilfried Rost, Leiter der Berufsschule I, auf der Auszubildende aus dem Schreiner-, Metzger-, Gärtner- und Bäckerhandwerk unterrichtet werden. "Aber wir sind vorbereitet." Die Lehrer besuchen seit Monaten Fortbildungen, um den digitalen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Laptops fehlen

Dennoch wird die Umstellung nicht ohne Probleme verlaufen. Denn immer noch mangelt es an der technischen Ausstattung. Viele Jugendliche haben keinen Drucker zuhause, manche müssen sich einen Laptop mit Geschwistern teilen. Weil staatlich geförderte Leihgeräte fehlten, haben Lehrer schon private PCs zu Verfügung gestellt.

Jetzt warten die Berufsschulen auf konkrete Anweisungen aus dem Ministerium. Völlig unklar ist noch, ob wenigstens die Abschlussklassen im Schulhaus unterrichtet werden.

4 Kommentare