In Langenzenn jodelt der Saal

9.12.2013, 14:22 Uhr
In Langenzenn jodelt der Saal

© Rempe

Zuschauer, kommst du in den kommenden Tagen nach Langenzenn, dann versäume nicht, zuvor gewissenhaft ein kraftvolles „Hollaröhdulliöh“ einzuüben. Anders lässt sich der Spaß, mit dem die Hans-Sachser im wieder zum Leben erweckten alten Kinosaal ans Werk gehen, einfach nicht vernünftig beantworten. Abgesehen davon wird für jeden im Publikum bei dieser Aufführung sowieso der Moment kommen, in dem er dankbar für eine gewisse „Hollaröhdulliöh“-Festigkeit ist.

Die unermüdliche Truppe um Klaus Roscher, der die Gesamtleitung hat, nimmt es tapfer mit einem Mythos auf. Der rankt sich, ja, klar, auch um dieses Bergmassiv in den Berchtesgadener Alpen. Beinahe noch gigantischer ist allerdings die Geschichte dieses Musiktheaterklamauks, der nichts anderes als den schieren Spaß an der höher gelegten Albernheit zum Ziel hat.

Heuriger im Spiel

Mitte der 70er bastelten sich die drei Österreicher Wolfgang Ambros, Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen ihr unverwüstliches Stück zusammen. Heuriger, so wird bis heute kolportiert, habe dabei auch eine Rolle spielen dürfen.

Warum aus dem 1974 zunächst lediglich als Konzeptalbum präsentierten Watzmann-Rustical dann eine Art von alpiner „Rocky-Horror-Picture-Show“ ohne erkennbares Verfallsdatum wurde – das ist nun wirklich ein Mythos, an dem Erklärungsversuche scheitern müssen. In Langenzenn kommt der Kracher als überschäumend gut gelaunte Holzschnitt-Produktion auf die Bühne. Da dienten augenscheinlich die liebenswerten, alten Helden des Kasperltheaters als Vorbild, wenn der Buu (André Goos) mit seinem Vater, dem Bauern (Timo Albrecht), um die unausweichliche Tour auf den Berg ringt. Die Gailtalerin (Willi Monzer) muss zwar garantiert lange nach einem Vorbild aus dem Kasperle-

Ensemble suchen, dafür wird die verführerische Wuchtbrumme zum Abräumer. Ihrer Lieblichkeit kann niemand widerstehen. Die Gaudi der Mitwirkenden überträgt sich aber ohnehin ohne Umwege in die Zuschauerreihen.

Verlässliche Gags

Hingebungsvoll überinszeniert ist die Schau, das deftige Spiel wartet mit verlässlichen Gags auf. Da fällt das Barometer selbstverständlich wortwörtlich von der Wand und wenn die Dirndl tanzen, dann blitzen herzhaft die Dessous. Jürgen Peter (Regie), der im kommenden Jahr im Kulturhof „Die Feuerzangenbowle“ als Open-Air-Aufführung einrichten wird, ist erst in der Abschlussphase der Proben dazugekommen. Die Aufführung war zu diesem Zeitpunkt bereits bis auf Details arrangiert.

Für das authentische Ambros-Watzmann-Feeling sorgt die Band, die den Abend trägt und prägt. Unter der Leitung von Ferdinand Roscher haben die bewährten Songs einen Gala-Auftritt. Kompliment an Sänger Michael Rösch, der die große Vorbild-Hausnummer sehr eigenständig stemmt. Almdudelei hat dabei absolut keinen Platz, stattdessen gibt es den soliden Rock, der den Watzmann zu dem gemacht hat, was seine Fans so lieben.

So wird aus dem anscheinend auf ewig schauerlich erschallenden Ruf des Watzmanns bei den Hans-Sachsern ein Abend, den am besten ein Wort beschreibt: Und das ist ein tief empfundenes Hollaröhdulliöh.

www.hans-sachs-spiele.de

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