«Mein Körper spielte da leider einfach nicht mit»

20.8.2009, 00:00 Uhr
«Mein Körper spielte da leider einfach nicht mit»

© Ralf Rödel

Herr Bauschinger, schwitzen Sie vorm Fernseher oder lässt Sie die WM in Berlin total kalt?

Bauschinger: Das sind gemischte Gefühle. Als die Vorläufe über 1500 Meter gestartet wurden, empfand ich das schon anders als ein ganz normaler Zuschauer. Ich denke, bei den 800 Metern wird es noch ein wenig schlimmer. Aber im Großen und Ganzen finde ich mich damit ab.

Und wieder geht ein großes Sportereignis ohne Sie über die Bühne . . .

Bauschinger: Es stimmt, ich wollte 2008 unbedingt zu den Olympischen Spielen in Peking und heuer zur WM im eigenen Land. Aber mein Körper spielte da leider einfach nicht mit.

Was heißt das?

Bauschinger: Das ist gar nicht so leicht zu erklären. Ich hatte 2008 beim ISTAF in Berlin eine gute Form, dann stoppte mich ein Virus. Heuer war ich in der Hallensaison gut drauf, ging danach ins Höhentraining und hatte irgendwann dauernd Magenschmerzen, zu denen sich auch noch Knieprobleme gesellten. Ich habe täglich Tabletten geschluckt, das war natürlich keine Voraussetzung für gute Zeiten.

Was hatten Sie in Sachen WM eigentlich angepeilt, den 800 oder den 1500-Meter-Wettbewerb?

Bauschinger: Nach der guten Hallensaison dachte ich, ich könnte es über die 800 Meter schaffen. Aber wegen besagter Probleme kam ich nicht unter 1:48 Minuten und wurde bei den deutschen Meisterschaften nur Fünfter. Die WM-Norm lag bei 1:43. Als die Magenschmerzen weg waren, lief ich trotz Trainingsrückstands persönliche Bestzeit über 1500 Meter. Aber da muss man sich nichts vormachen, die 3:41 Minuten sind international gesehen nicht viel wert.

Wie frustrierend ist es eigentlich, jahrelang professionell zu trainieren und dennoch von der übermächtigen afrikanischen Konkurrenz in Grund und Boden gerannt zu werden?

Bauschinger: Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Und vereinzelt zeigen Läufer wie der Russe Juri Borsakowski, dass man auch als Europäer einigermaßen mithalten kann.

Dennoch: Warum kommen die schnellsten Mittel- und Langstreckler aus Afrika?

Bauschinger: Da wird viel spekuliert. Von den Kenianern sagt man, dass sie auf Grund der Lage ihres Landes quasi in einem permanenten Höhentrainingslager leben. Genetische Anlagen sollen auch eine Rolle spielen. Ehrlich gesagt: Ich weiß es einfach nicht.

Sie sind jetzt 24 Jahre alt. Was erwarten Sie noch von Ihrer Läuferkarriere?

Bauschinger: Schwer zu sagen. Ich bin kürzlich zusammen mit anderen Läufern, die nicht die geforderten Leistungen gebracht haben, aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr gestrichen worden. Nun bin ich dabei, mich für die Berufsoberschule anzumelden. Sport wird wahrscheinlich nicht mehr die Nummer eins in meinem Leben sein. Das heißt: Ich kann nur noch ein Mal am Tag trainieren. Aber das muss nicht nur schlecht sein. Mein Arzt sagt, weniger sei bei mir mehr. Also will ich mich nächstes Jahr für die EM qualifizieren und Olympia 2012 ist natürlich auch noch ein Traum. Interview:

KURT HEIDINGSFELDER