Umwelt

Naturschutzverband mahnt: Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche!

17.4.2022, 14:50 Uhr
Naturschutzverband mahnt: Blühfläche ist nicht gleich Blühfläche!

© Foto: Birgit Heidingsfelder

In intensiv genutzten und ausgeräumten Landschaften erfüllen diese Gebiete wichtige Funktionen, denn sie bieten Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten, wo diese selten geworden sind. "Sie sind kein Ersatz für über viele Jahre gewachsene Strukturen, wie zum Beispiel Hecken oder Wegraine. Sie können sich sogar negativ auswirken, wenn natürliche, artenreiche Lebensräume, wie magere Wiesen oder artenreiche Säume, nicht als solche erkannt und durch neu angelegte Blühflächen ersetzt werden", betont Tarja Richter, LBV-Projektmanagerin "Biodiversität in der Agrarlandschaft".

Generell begrüße der LBV den Trend zu mehr Blühwiesen. Sie würden etwa durch Patenschaften umgesetzt oder in der Landwirtschaft über das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) gefördert. Bei der Umsetzung müsse man jedoch einiges beachten.

Einjährige Areale werden gerade im Herbst oder Winter gefährlich für Insekten, die sich dort zum Überwintern niedergelassen haben. Durch das Unterpflügen im Spätsommer oder Herbst werden die Tiere vertrieben oder sterben. Diese im schlimmsten Fall entstehenden "Brutfallen" wirken sich negativ auf die betroffenen Arten aus. "In mehrjährigen Flächen, die mindestens fünf Jahre nicht bearbeitet werden sollen, können sich Tiere ungestört entwickeln. Das erhöht die Chancen für gefährdete Arten, wie die Knautien-Sandbiene oder die Schwarze Köhler-Sandbiene, stabile Populationen aufzubauen", sagt die LBV-Biologin.

Der LBV empfiehlt, nur gebietseigenes Saatgut zu verwenden. Besonders bei einjährigen Blühflächen würden oft Mischungen mit nicht-heimischen Kulturarten verwendet. Diese seien jedoch für den Großteil der Insektenwelt nicht nutzbar. Nur Arten, die ein breites Nahrungsspektrum besitzen, wie die Honigbiene, können von ihnen profitieren. "Häufig wird auch übersehen, dass unsere Insekten nicht nur Blüten zum Überleben brauchen. Viele Sechsbeiner und deren Larven ernähren sich von anderen Pflanzenteilen", so Tarja Richter.

Oft werden aus praktischen Gründen nur schmale Streifen von wenigen Metern am Rand eines Feldes mit einjährigen Mischungen eingesät. Diese linearen Strukturen werden von Beutegreifern wie Füchsen durchkämmt. Das wiederum erschwert den Fortpflanzungserfolg von Bodenbrütern und Säugern.

"Grenzen die Blühstreifen direkt an konventionell bewirtschaftete Felder, sind sie zusätzlich einem gewissen Pestizideintrag ausgesetzt." Eine Mindestbreite von zehn bis 15 Metern sollte deshalb stets eingehalten werden.

Weiterführende Informationen gibt es unter www.lbv.de/biodiversitaet-agrarlandschaft

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