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Neuer Kunstunterricht schafft Freiräume

21.06.2016, 21:31 Uhr
Neuer Kunstunterricht schafft Freiräume

© Foto: Hans-Joachim Winkler

Etwas ist heute anders am Weiher neben der Oberfürberger Adalbert-Stifter-Grundschule – er strahlt einen verwunschenen Charme aus. Vielleicht liegt das an den Wassergeistern, die zwischen den umliegenden Bäumen an Schnüren hängen. Oder an den bunt geschmückten Floßbooten, die gemächlich über das stille Wasser treiben. Sie dienen Klabautermännern als Zuhause, genauso wie kleine Behausungen aus leeren Gläsern und Pappkartons. Gebastelt wurde die Märchenwelt von Grundschülern der ersten und vierten Klasse – hauptsächlich an einem einzigen Vormittag innerhalb weniger Stunden.

Die Lehrerin Ulrike Denzler-Klier ist deshalb schwer beeindruckt: „Normalerweise können sich Kinder im Grundschulalter 20 Minuten lang konzentrieren, heute aber waren sie viel länger voll dabei.“ Wie ist das möglich? Experimenteller Kunstunterricht heißt das Zauberwort. Der Appell: Gebt den Kindern mehr Freiräume zum Denken!

Wenn Denzler-Klier erzählt, was sich dahinter verbirgt, gerät sie ins Schwärmen: Regelmäßig würden ihre Zöglinge über sich hinauswachsen, wenn sie nicht einfach nur ein bestimmtes Bild nachzeichnen müssen. Neben dem märchenhaften Weiher zählt auch ein internationaler Kunstaustausch zu den Projekten, die bislang im Rahmen des alternativen Kunstunterrichts realisiert werden konnten. Dafür haben Denzler-Kliers Zöglinge gemeinsam mit einer türkischen Grundschule über die Ferne ein Bild gemalt — jeweils zur Hälfte.

So grenzenlos dieses Projekt anmuten mag, ganz ohne einen gewissen Rahmen laufen die experimentellen Lehreinheiten freilich nicht ab. „Das wollen Kinder in diesem Alter auch gar nicht“, sagt die Pädagogin.

Es lässt sich bereits erahnen: Hinter all dem stecken neuste wissenschaftliche Erkenntnisse. Schon seit fünf Jahren pflegt die Adalbert-Stifter-Grundschule enge Kontakte zur Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Regelmäßig sind dort Schulklassen zu Gast, um — wie im Falle von Denzler-Kliers Kunststunde — innovative Unterrichtsmethoden zu erproben. In der Lehre und Forschung profitiere die Uni davon, sagt die Kunstpädagogin Susanne Liebmann-Wurmer.

Jetzt wird die Zusammenarbeit intensiviert. Ab sofort trägt die Oberfürberger Bildungseinrichtung für drei Jahre das Prädikat „FAU-Schule innovativ“ — als einzige in Fürth, wie Bürgermeister Markus Braun betont. Noch öfter sollen sich Schüler und Studierende zukünftig begegnen, geplant ist beispielsweise eine künstlerische Projektwoche.

Verstärkt forschen wolle man außerdem zum Thema fächerübergreifender Kunstunterricht. Es sei inzwischen klar, dass Schüler abstrakte Rechenaufgaben dann besser bewerkstelligen können, wenn ein Schuss Kreativität im Spiel ist, sagt Denzler-Klier. Gut möglich also, dass der Klabautermann bald in die Mathematik Einzug hält.

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