Ohren gespitzt: Der Watzmann ruft

6.12.2013, 11:00 Uhr
Ohren gespitzt: Der Watzmann ruft

© Sabine Rempe

2713 Meter misst die Watzmann-Mittelspitze. Das ist beachtlich. Eindrucksvoll ist aber auch, was Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz glückte: Das Trio legte mit seinem 1974 veröffentlichten Konzeptalbum „Der Watzmann ruft!“ einen Mega-Erfolg mit Nachhall hin. Bis heute gilt die Aufnahme als eine der erfolgreichsten in der österreichischen Musikszene. Längst legendär sind die Bühnenversionen, die sich rund um die Bergbauern-Drama-Parodie spannen.

Eine weitere kommt nun aus Langenzenn dazu. Selbstverständlich spielt die Musik unter der Leitung von Ferdinand Roscher bei den Aufführungen im alten Kinosaal des Kulturhofs eine Hauptrolle.

Für die Hans-Sachs-Spielgruppe, die 2013 ihr 50. Jubiläum feiert, ist es nicht nur das erste Rustical, sondern die Musical-Premiere überhaupt. „Irgendwie hatten wir das schon immer im Kopf“, überlegt Klaus Roscher, Vorsitzender der Sachser und im „Watzmann“ als Knecht eins zu erleben. „Marion und Rainer Ströbel, die große Ambros-Fans sind, haben uns jetzt endgültig auf die Idee gebracht, dass der ,Watzmann‘ im Winter für uns perfekt ist.“

Schließlich habe man im rührigen Verein alles, was das Stück fordert: „Musik, Tanz, Theater, kleiner Chor – kein Problem.“ Dazu gesellen sich ein gewitztes Bühnenbild und die Technik, die an Effekten auffährt, was den Spaß im perfekten Licht erscheinen lässt. Sehenswertes gibt allein schon der Fundus der Hans-Sachser her: Vom Engelsgewand in Variationen („Lieblicher Engel, Dirndl-Engel oder Kuh-Engel“) bis zur zünftigen Krachledernen fand Christa Reimann (Kostüme) alles vor, was auf der Bühne nun Bella Figura macht.

Im Team war man an die Vorbereitungen gegangen, hatte Rollen und Auftritte geplant. Vor kurzem kam Jürgen Peter (63) hinzu, der als Regisseur auf Gabriele Küffner (u.a. „Brandner Kaspar“) folgt. Beim „Watzmann“ liegt das abschließende Fein-Tuning in den Händen von Peter, im kommenden Jahr wird er im Kulturhof die „Feuerzangenbowle“ als Open-Air mit der Hans Sachs-Spielgruppe inszenieren.

Jürgen Peter ist sich mit Klaus Roscher einig: „Das Rustical rund um den Watzmann ist ein Kultstück.“ Roscher (61) erinnert sich: „In meinem ersten Auto hatte ich einen Kassettenrekorder, da habe ich den Ambros ständig laufen lassen.“

André Goos ist 25 und spielt in Langenzenn jetzt den Bub, der so unwiderstehlich vom schroffen Berg angezogen wird, dass er ihn unbedingt besteigen will. Koste es, was es wolle.

André gibt zu: „Ich hab’ den ,Watzmann‘ vor vier Monaten kennengelernt. Alle haben davon geschwärmt, aber ich dachte erst: ,Was is’ jetzt des?“ Klaus Roscher nickt: „Ja, so fragen mittlerweile alle Jungen.“ Doch inzwischen gehört auch Goos zu den Fans: „Die CD hör’ ich mir inzwischen dauernd an. Freiwillig. Auch im Auto.“

Was beweist: Der Watzmann hat sich noch jeden geholt... Was im Fall von André Goos auch in Sachen Spielgruppe gilt: „Ich habe als Statist beim ,Jedermann‘ mitgemacht. Beim ,Brandner Kaspar‘ hatte ich dann plötzlich eine Sprechrolle. Dabei hätte ich nie gedacht, dass ich mal Theater spiele, eigentlich bin ich ja Fußballer. Aber mir gefällt’s hier total gut, vor allem der Zusammenhalt im Verein ist toll.“

Timo Albrecht (45) wird im ,Watzmann‘ Andrés Vater, den wettergegerbten Bergbauern, geben und bekennt: „Ich bin das tragische Element.“ Ein Wesenszug, der bei Willi Monzers (53) Part in der krachenden Persiflage nicht auf Anhieb ins Auge fällt: Er spielt die Gailtalerin, eine „ganz a ausgeschamte Dirn“ und kämpft bei den letzten Proben noch kurz mit den Tücken des Dirndls: „Ich fühle mich leicht übergewichtig“.

Ach was. Das fällt bei dem Augenaufschlag doch gar nicht ins Gewicht, wenn „Der Watzmann ruft!“.

www.hans-sachs-spiele.de

Keine Kommentare