Orden als Türöffner

7.11.2008, 00:00 Uhr
Orden als Türöffner

© Esterl

Die Aufregung war nicht mehr ganz so groß wie beim ersten Mal. «Man findet sich besser zurecht», sagt Peter Held, «und kennt die Wege.» Festlich sei der Rahmen der Ordensverleihung im Amtssitz des Bundespräsidenten gewesen, mit musikalischer Untermalung, kurzer Beschreibung der jeweiligen Projekte und natürlich der Übergabe von Urkunde und Auszeichnung. Begeistert hat den Mittelfranken auch der Mensch Köhler, der nicht nur beim Plausch während des anschließenden Stehempfangs bei ihm einen «authentischen und natürlichen Eindruck» hinterlassen hat.

Insgesamt 21 Bürger bekamen den 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss gestifteten Verdienstorden überreicht. Die bisher rund 210 000 Mal verliehene Auszeichnung ist die höchste Anerkennung, die der Staat für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Gewürdigt werden damit laut Auskunft des Bundespräsidialamtes, «politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland - zum Beispiel auch Verdienste aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich».

Die Auszeichnung, sagt Peter Held, wolle er weniger für sich persönlich reklamieren. Vielmehr habe er sie im Namen aller seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter angenommen. Was 2005 in Cadolzburg mit einer kleinen Gruppe von Schülern begann, hat sich mittlerweile auf 22 Schulen in ganz Franken ausgeweitet. 300 ehrenamtliche Coaches betreuen dabei Hauptschüler der 7. und 8. Klassen, deren Schulabschluss und damit auch die Aussicht auf eine Lehrstelle gefährdet ist. Coaches sollen dabei für «ihre» Jugendlichen als Ansprechpartner außerhalb von Elternhaus und Schule fungieren - beraten, motivieren und unterstützen.

Für sein so genanntes «Cadolzburger Modell», das für Peter Held längst zum Vollzeitjob geworden ist, erhält der Rentner aus Politik und Wirtschaft zwar jede Menge Lob, was aber mit der zunehmenden Größe des Projektes fehlt, ist die finanzielle Unterstützung. «Ich habe mir den Mund fusselig geredet, bekomme tolle Briefe, doch es fließt kein Geld», sagt Held. Dabei geht es nicht darum, den ehrenamtlich Tätigen ihre Aufgabe zu vergolden, als vielmehr allen einheitliches Info-Material zur Verfügung zu stellen, oder ein Büro zu mieten, von wo aus die Dinge koordiniert werden. «Ehrenamtliche Projekte, die nicht vernünftig betreut werden, fransen aus», weiß Held.

Im Sommer wähnte er sich in der Angelegenheit schon einen entscheidenden Schritt weiter. Im Juli hätte in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit und dem Verband der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ein Pilotprojekt starten sollen, mit dem Ziel, das «Cadolzburger Modell» auf ganz Bayern zu übertragen. Anfragen, so Held, gebe es ohnehin «von Garmisch bis Hof». Der Kreis hätte gegen eine geringe Miete einen Raum im Landratsamt in Zirndorf zur Verfügung gestellt, doch dann zog sich der VBW zurück. Die Begründung, laut Held, ein solches Projekt sei nicht Aufgabe der Wirtschaft.

Allerdings gibt es auch immer wieder ermutigende Momente. So erhielt Held für seine im März gegründete Treuhandstiftung «Der Schülercoach» jüngst den mit 10 000 Euro dotierten «Deichmann-Förderpreis gegen Jugendarbeitslosigkeit». 150 Initiativen hatten sich bei der von Europas größten Schuheinzelhändler ausgelobten Auszeichnung, die insgesamt 100 000 Euro ausschüttet, beworben. Einen Schub erhofft sich der Cadolzburger auch vom Aktionstag am 20. November im Fürther Kulturforum, bei dem sich alle Stiftungen aus Stadt und Landkreis präsentieren.

Vom Bundespräsidenten gab es zwar kein Geld, dafür aber die Aufforderung, mit der Auszeichnung offensiv um Unterstützung zu buhlen. «Denken Sie sich nichts dabei», so Köhler, «Sie sind einer der wenigen, die handeln. Schämen Sie sich nicht, werben Sie mit dem Orden, damit Sie Unterstützung bekommen.»

Nun sei er zwar niemand, sagt Peter Held, der mit der Auszeichnung am Band vor dem Bauch durch die Gegend laufe, allerdings will er sich an die offiziellen Regularien halten. Die sind in einem eigens ausgehändigten Merkblatt enthalten, das erläutert, wann das Kreuz am Bande und wann die Anstecknadel zu tragen ist. «Vielleicht hilft das, Brücken zu bauen», hofft Peter Held. Das feste finanzielle Fundament nicht zu vergessen.

Der nächste Informationsabend für das Cadolzburger Modell für die Stadt und den Landkreis Fürth findet am Mittwoch, 26. November, in der Hauptschule Zirndorf, Volkhardtstraße, statt. Auskünfte erteilt Peter Held unter Tel. (01 62) 4 04 97 42 oder peter-held-info@web.de