Ostbahn-Kurtis Einzug ins Gut Wolfgangshof

18.7.2007, 00:00 Uhr
Ostbahn-Kurtis Einzug ins Gut Wolfgangshof

© KulturPalast

«Wir wären von reiner Gefühlskälte ergriffen, würden wir diese Chance nicht wahrnehmen», Andreas Radlmaier, Vorstand des einzigen privaten Kulturvereins Zirndorfs, griff zu, als die Firma Faber-Castell mit dem Zaunpfahl winkte. Die Renovierungsarbeiten auf dem Gut kommen nämlich voran, «und mit dem KulturPalast wird die neue WC-Anlage gleich mit eingeweiht». Sehr praktisch, wie hier die Geschäfte gehen.

Zugleich hat der seit 1999 umtriebige Verein mit dem Heuboden des Wolfgangshofes nun erstmals Gelegenheit, pro Abend nicht nur 200, sondern 500 Besucher in Marsch zu setzen. Die offene Maschinenhalle wiederum wird Schauplatz sein für den Auftritt der fünf Alphorn-Weltmusiker Kerberbrothers (4. August, 18 Uhr, Eintritt frei), die Abschlussmatinee (Klaus Schamberger und die Fürther Kapelle Rohrfrei, 5. August, 11 Uhr) findet auf dem Gutshof, das Kindertheater (Theater Salz & Pfeffer, «Der Zapperdockel und der Wock, 4. August, 15 Uhr) in einem separaten Heuschober statt.

Ein «zuverlässiges Sponsoren-Netzwerk» (Radlmaier) gibt Halt und Sicherheit. Alles bei diesem 9. KulturPalast also eine kleine, feine Nummer größer als beim Bauern Veit in der Falkenstraße. Die Kleinkunst - die nicht umsonst so heißt - bleibt deshalb anno 2007 außen vor. «Vom Kabarett», so Radlmaier, «nehmen wir mal ein bisschen Abstand.»

Nicht jedoch von der konzeptionellen Grundlinie, hinter die, Ortswechsel hin oder her, keiner der 60 Vereinsmitglieder zurückzuweichen bereit ist. KulturPalast Anwanden, das heißt, nicht den Mainstream zu bedienen, sondern Künstler in die vermeintliche Provinz zu holen, «von denen wir glauben, dass sie mehr Beachtung verdienen».

Einer ist Willi Resetarits. Willi wer? Der Bruder von «Kottan»-Darsteller Lukas Resetarits tourte bis vor wenigen Jahren unter dem Namen Ostbahn-Kurti und genießt mit seinem Rhythm’n Blues den Ruf eines «Springsteen von Österreich». Radlmaier: «Seit Jahren bin ich hinter Resetarits her», nun hat’s geklappt nicht zuletzt auch dank der größeren Spielstätte. Mit seinem Bandprojekt «Stubnblues» eröffnet der Wiener Bluessänger am 3. August um 20 Uhr einen Doppelabend, dessen andere Hälfte die exaltierte Zürcher Gipsy-Band Mad Manoush bestreitet.

Zweites Zugpferd des 9. KulturPalasts ist Stefan Stoppok. Der seit kurzem auch schon 50-Jährige gilt als unverwechselbar rockige Stimme des Ruhrpotts. Radlmaier und Co. fragten Stoppok, mit wem er denn schrecklich gern mal einen Abend bestreiten würde. Der Essener, der völlig freie Hand hatte, entschied sich für den spanischen Flamenco-Gitarrero Rafael Cortès - unter Kennern ein Virtuose auf Paco de Lucias Augenhöhe -, für die Berliner Balkan-Folk-Könner The Transsylvanians, für den Bassisten Reggie Worthy, dessen Karriere bei Ike und Tina Turner begann, sowie für den Berliner Liedermacher und Banjospieler Lutz «Lüül» Ulbrich, ein Mitglied der - unter anderem aus dem Film «Halbe Treppe» bekannten - Band 17 Hippies. «Stoppok & Artgenossen»: 4. August, 20 Uhr.

War’s das? Noch nicht ganz. Zum «Kunst-Gut» wird der Wolfgangshof mit der Ausstellung gleichen Namens; mit deren Vernissage (3. August, 17.30 Uhr) beginnt zugleich der KulturPalast 2007. Mehr als ein Dutzend Bildhauer, Foto- und Installationskünstler - darunter Clemens Heinl, Günter Derleth und der international gefragte Fotograf Oliver Boberg - stellen übers Wochenende aus. MATTHIAS BOLL

Ticket-Vorverkauf u. a. im Kulturamt Zirndorf (Tel. 9 60 01 08) und im FN-Ticket-Corner (Rudolf-Breitscheid-Straße 19), Tel. 7 79 87 18. Infos im Web: www.kulturpalast-anwanden.de