Gemüseanbau

Politik lehnt Mega-Gewächshaus bei Vach ab

26.3.2020, 06:00 Uhr
Politik lehnt Mega-Gewächshaus bei Vach ab

© Visualisierung: Stadt Fürth

Wer nicht weiß, wie groß sieben Hektar sind, dem hilft ein anschaulicher Vergleich: Auf sieben Hektar finden zehn Fußballfelder Platz. Oder eben ein riesiges Gewächshaus, wie es ein Nürnberger Familienbetrieb bei Vach gerne errichten würde, um Gurken, Tomaten und Paprika – eventuell in Bioqualität – anzubauen. Auf drei weiteren Hektar könnten Nebengebäude entstehen.

Peter Höfler, Gemüsebauer aus dem Knoblauchsland, hat ein Auge auf das Grundstück geworfen, das zwischen den Straßen liegt, die von Vach nach Obermichelbach bzw. Herzogenaurach führen. Zum einen, sagt er, hätten zusammenhängende Flächen dieser Größe in Fürth und Nürnberg Seltenheitswert, zum anderen stehe das Areal, auf dem ein örtlicher Landwirt in Pacht Ackerbau betreibt, gegenwärtig zum Verkauf. Der Standort biete einige Vorteile: Um das Gewächshaus im Winter auf Temperatur zu halten, würde Höfler gerne die Abwärme einer nahen Biogasanlage nutzen, ein Kompostplatz für den Grünschnitt sei gleich um die Ecke, und aus dem Main-Donau-Kanal könnte er Wasser entnehmen.

Da er weiß, dass Gewächshäuser, noch dazu in dieser Größenordnung, nicht überall auf Akzeptanz stoßen, ist er mit den Verkäufern des Grundstücks noch nicht in endgültige Verhandlungen getreten. Zuerst wollte Höfler, der die in Fürth ansässige Discounter-Kette Norma zu seinen Großkunden zählt, von der Stadt wissen, was sie von seinen Plänen halte. Inzwischen weiß er: Seine Chancen gehen gegen Null. Der Oberbürgermeister entpuppt sich als überzeugter Gegner des Projekts.

Thomas Jung warnt vor der "größten Landschaftszerstörung der Stadtgeschichte". Die Nachfrage der FN, ob das nicht schon für den Bau von Möbel Höffner im Knoblauchsland hätte gelten müssen, wischt der OB beiseite. Höffner liege direkt an der Autobahn, das nun betroffene Areal westlich von Vach hingegen wesentlich idyllischer; hier werde das Landschaftsbild schmerzlich beschädigt.

Die SPD-Fraktion stellte sich im Bauausschuss hinter den OB. Gabriele Chen-Weidmann fürchtete, man schaffe mit einer Genehmigung einen Präzedenzfall. "Dann dauert es nicht lange und wir haben dort überall Glasflächen." Die Grünen drängten trotzdem auf eine Diskussion.

Fraktionssprecher Harald Riedel betonte, dass seine Partei noch keine "abschließende Meinung" zum Projekt habe. Fest stehe aber, dass die Flächen für Gewächshäuser im Knoblauchsland zur Neige gingen, und dass es grundsätzlich sinnvoll sei, auf Gemüseimporte aus dem Ausland verzichten zu können. Außerdem wolle hier nicht Amazon ein Logistikzentrum hochziehen, sondern ein Familienbetrieb Gemüse anbauen. Riedel: "Wir sollten uns offen damit befassen."

"Den Blick hat man sonst nirgends"

CSU-Stadtrat Dietmar Helm, selbst Landwirt, bestätigte: "Im Knoblauchsland gibt es durch den Siedlungsbau einen gewissen Verdrängungswettbewerb." Gemüsebauern bräuchten dringend neue Flächen. "Anfragen wie diese", glaubt er, "werden uns in Zukunft häufiger beschäftigen." Das Problem: Zwar rufen ihm zufolge viele Menschen nach regionalen Produkten, Glasbauten auf den Feldern würden sie dann aber stören. Doch diese seien nötig, um auch im Winter anbauen zu können. Helm lehnt das Projekt nicht grundsätzlich ab, macht aber klar: "An dieser Stelle halte ich es für problematisch."

Eine Meinung, die Baureferentin Christine Lippert, uneingeschränkt teilt. "Fahren Sie mal von Herzogenaurach nach Fürth, diesen Blick hat man sonst nirgends. Das würden wir uns verbauen." Lippert wirbt aber dafür, ein Konzept zu entwickeln, um intensive Landwirtschaft wie Gewächshäuser an anderer Stelle des Stadtgebiets zu ermöglichen. Eine Linie, auf die der Bauausschuss schließlich einschwenkte.

Das Gewächshaus bei Vach wird also ebenso wenig entstehen wie ein vergleichbares Projekt im nahen Obermichelbach, gegen das sich 2016 eine Bürgerinitiative wandte. "Da war aber Wohnbebauung in der Nähe", erinnert Peter Höfler. Bei seinem Vorhaben sei das anders. Mit der 20-Millionen-Euro-Investition hätten er und seine Brüder der nächsten Höfler-Generation gerne etwas Bleibendes hinterlassen. "Das wäre kein Nürnberger Ableger", sagt er. Ein Zweig der Familie hätte den neuen Betrieb bei Vach übernommen – und damit in Fürth Steuern gezahlt. Dass die Politik nicht mitspielt, bedauert er. "Groll hege ich nicht."

Weil die Erbengemeinschaft des Grundstücks inzwischen gegenüber den FN zum Ausdruck brachte, dass sie das Land nicht an Höfler verkaufen werde, haben sich seine Pläne offenbar auch anderweitig erübrigt. Die Diskussion um neue Gewächshäuser in Fürth könnte trotzdem gerade erst begonnen haben.

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