Südwesttangente: Stadt Fürth verschiebt Großoperation

14.1.2019, 05:32 Uhr
Südwesttangente: Stadt Fürth verschiebt Großoperation

© Hans-Joachim Winckler

Ursprünglich wollten die Verantwortlichen im Rathaus das Sieben-Millionen-Euro-Projekt Schwabacher Brücke Anfang 2018 anpacken. Weil dann aber erhebliche statische Probleme auftauchten, wie es damals hieß, wurde die Maßnahme um ein Jahr vertagt. Nun wird sie erneut verschoben.

Als Grund sagte Tiefbauamtschef Hans Pösl nun auf FN-Nachfrage, die Stadt könne und wolle jetzt nicht anfangen, weil Nürnberg bald in der Nähe ein Großprojekt stemmen wird: Die Nachbarstadt saniert im Verlauf der Rothenburger Straße eine Brücke über den Kanal. Diese Arbeiten sollen laut Pösl von März 2019 bis Sommer 2020 dauern. Wegen der Auswirkungen auf die Verkehrsströme wäre es aus seiner Sicht "fatal", würde Fürth gleichzeitig loslegen: "Das Verkehrschaos wäre programmiert."

Erschwerend hinzu käme, dass vor dem Umzug der Fürther Feuerwehr in ihre neue Wache am Schießanger 2019/2020 Umbauten von Ampelanlagen in der Kapellenstraße nötig sind. Und die wiederum ist eine von mehreren Umleitungsstrecken, wenn erst einmal an der Schwabacher Brücke gearbeitet wird. Autofahrer, die aus Richtung Würzburg nach Fürth oder Nürnberg wollen, hätten hier die Chance auszuweichen.

"Keine Kostenexplosion"

Dass das eigene Projekt wegen der Nürnberger Baumaßnahme nun noch länger auf Eis liegt, kommt Pösl nicht ungelegen. Für die statischen Probleme zeichnet sich ihm zufolge zwischenzeitlich zwar eine Lösung ab, die, anders als befürchtet, "keine Kostenexplosion" nach sich ziehe und mit der die Regierung von Mittelfranken einverstanden sei. Die Umplanung müsse nun aber im Detail ausgearbeitet werden, und das brauche Zeit.

Pösl rechnet nun mit der öffentlichen Ausschreibung der Planungsarbeiten im Laufe des Jahres, mit einer Ausschreibung von Abriss und Neubau im Herbst 2020 und mit einem Abbruchbeginn Anfang 2021. Dass der Start der auf zwei Jahre veranschlagten Arbeiten auf den Anfang eines Jahres fällt, sei wichtig, denn so ziehe sich die Bauphase nur über zwei statt über drei Winter hin.

Während Bauphase entsteht ein Nadelöhr

Die Schwabacher Brücke stammt aus den 1970er Jahren. Damit sie unter der täglichen Verkehrslast nicht nachgibt, wurden bereits Stützpfeiler verstärkt und die vier Fahrspuren auf der Brücke verengt, um die "ausrissgefährdeten" Ränder (Pösl) zu entlasten.

In der Bauphase wird nicht nur die Tangente zum Nadelöhr. Autofahrer müssen sich auch auf sechs Vollsperrungen der viel befahrenen Schwabacher Straße gefasst machen, die unter der Brücke hindurch Fürth mit Nürnberg-Gebersdorf verbindet. Beizeiten hatten die Verantwortlichen daher deutlich gemacht, dass das Mammutvorhaben weiträumige Umleitungen für Pkw und speziell für den Schwerlastverkehr nach sich ziehen werde.

Ursprünglich war der Neubau der Schwabacher Brücke auf 4,5 Millionen Euro geschätzt worden. Dass die Stadt die Gesamtinvestition später auf sieben Millionen Euro korrigierte, wurde mit einer ersten detaillierten Kostenberechnung und dem Umstand erklärt, dass das neue Bauwerk ohne Stützpfeiler auskommen soll. Das verteuere zwar die Errichtung, hieß es, spare aber im Unterhalt Geld. Weiterer Vorteil einer schwebend anmutenden Brücke ist laut Pösl ein Sicherheitsaspekt: In nicht vorhandene Stützen könnten auf der darunter liegenden Straße keine Autos krachen.

"Kein zweites Genua"

Den Gedanken, der alte Brückenbau könnte womöglich vor der großen Operation in die Knie gehen, hält Pösl für abwegig. Kein Verkehrsteilnehmer brauche sich zu sorgen, dass die Brücke "plötzlich unter ihm zusammenbricht", versichert er. Sie werde "laufend kontrolliert", denn: "Wir wollen ja kein zweites Genua." In der italienischen Hafenstadt war im August die vielbefahrene Morandi-Brücke eingestürzt. Bei der Katastrophe kamen 43 Menschen ums Leben.

Sollte sich an der Schwabacher Brücke entgegen seinen Erwartungen ein "bedrohlicher Zustand" abzeichnen, so Pösl, "müssen wir natürlich reagieren". Je nach Problemlage seien dann weitere Stützen anzubringen oder etwa auf der Brücke deutlich weniger als die jetzt zulässigen 80 Stundenkilometern zu erlauben. Um starke Schwingungen zu vermeiden, ist beispielsweise die sanierungsbedürftige Zirndorfer Brücke über die Tangente für den Schwerlastverkehr tabu, erlaubt ist dort nur Tempo 30.

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