Kritik von Gästen

Tote und lethargische Fische im Becken? Wie es um den Tierschutz im Aquarium im Fürther Flair steht

Alicia Kohl

Redakteurin

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08.05.2025, 05:00 Uhr
Eine Besucherin hat tote Fische im Aquarium im Flair entdeckt.

© Screenshot Google-Rezensionen/Wolfgang Händel Eine Besucherin hat tote Fische im Aquarium im Flair entdeckt.

Das Einkaufszentrum Flair in Fürth hat Supermärkte, Drogerien, Kleidungsgeschäfte und Restaurants im Angebot - und ein riesiges Aquarium. In den Google-Rezensionen sind die Meinung besonders zu dem Glaskasten voller Fische gespalten. Während sich einige über die Möglichkeit freuen, zwischen dem Einkaufen auch noch Tiere anschauen zu können, beschweren sich andere über schlechte Zustände. Von einem lethargisch herumschwimmenden Rochen, sich seltsam verhaltenden und sogar toten Fischen im Becken ist die Rede. „Eigentlich ein schönes Einkaufszentrum, aber ein Aquarium mit echten Fischen? Tierquälerei geht absolut gar nicht, noch dazu liegen tote Fische am Boden“, schreibt eine Userin bei Google. Inzwischen sind dieser und ähnliche Kommentare nicht mehr zu sehen.

„Im Tierschutz ist die Aquarienhaltung ein kontroverses Thema“, sagt Robert Berdeck vom Bayerischen Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes auf Anfrage unserer Redaktion. Es sei wichtig, die Bedürfnisse der Tiere zu respektieren und ihnen eine artgerechte und stressfreie Haltung zu bieten. Vor der Anschaffung eines Aquariums gebe es vieles zu bedenken. Gerade im Hinblick auf Wildfänge von Millionen Zierfischen, die Jahr für Jahr ihrem natürlichen Lebensraum entnommen werden. „So müssen wir uns grundsätzlich fragen, ob dieses in der heutigen Zeit noch zu rechtfertigen ist“. Die Fische im Flair-Aquarium aber werden vom Kölle Zoo bezogen und stammen aus Nachzuchten.

Allgemein gebe es bundesweit keine festgelegte gesetzliche Vorgabe für die Besatzungsdichte von Zierfischen in Aquarien. Es gebe allerdings Empfehlungen von Tierschutzorganisationen und Aquaristik-Verbänden.

Tierschutz mit Kritik

Im Flair in Fürth lebt auch ein Leopold-Stachelrochen, dessen Verhalten von Besucherinnen und Besuchern in den Kommentaren ebenfalls als ungewöhnlich wahrgenommen wurde. Da Rochen eine große Bodenfläche zum Schwimmen benötigen und ein großes Bewegungsbedürfnis haben würden, „sehen wir die Haltung solcher Tiere in Aquarien eher als kritisch“, so Berdeck.

Laut Markus Schmid, Abteilungsleiter beim Umweltamt der Stadt Fürth, fasst die Anlage des Aquariums im Flair insgesamt 20.000 Liter Wasser und „bietet allen darin befindlichen Fischen genügend Platz“. Auch genügend Rückzugsmöglichkeiten gebe es.

Robert Berdeck weißt außerdem auf das zusätzliche Seitenlinienorgan von Fischen hin. Dieses Sinnesorgan hilft Fischen, Bewegungen, Vibrationen und Druckänderungen im Wasser wahrzunehmen. Ob sie die grundsätzliche Lautstärke des Einkaufszentrums durch die Scheibe wahrnehmen, sei nicht klar. Anders sieht das bei Geräuschen und Vibrationen durch Klopfen oder Schläge gegen die Scheibe aus, die in Einkaufszentren durch fehlende Absperrungen kaum zu vermeiden sind. „Lärm kann laut zahlreichen Untersuchungen bei Fischen Stress auslösen, die Kommunikation stören und das Verhalten beeinflussen“, sagt Berdeck. Die Geräuscheinwirkung solle also so gering wie möglich gehalten werden.

„Wenn Fische lethargisch wirken, kann es sein, dass die Umweltbedingungen nicht stimmen, wie schlechte Wasserqualität, zu niedrige oder zu hohe Temperaturen, Sauerstoffmangel, Krankheiten, zu hohe Besatzungsdichte und ähnliches.“ Denn Fische verfügen über ein weites Spektrum an Emotionen. Trotzdem betont Berdeck, dass subjektive Einschätzungen durch Laien auch schnell falsch sein können.

Betreiber sehen keine Probleme

Markus Schmid von der Stadt Fürth dagegen sagt, dass „bei dem Fischbesatz keinerlei Verhaltensweisen oder körperliche Veränderungen auffallen, die auf ein ‚Unwohlsein‘ oder eine Krankheit schließen lassen“. Die Tiere würden gut fressen, aktiv und entspannt im Becken schwimmen und ruhig in der Strömung stehen. Daraus könne durchaus auf eine artgerechte Haltung geschlossen werden.

Zu den toten Fischen, die ein Besucher im Aquarium entdeckt hat, sagt Isabel Belka, General Managerin der P&P Group, dem Betreiber des Flair: „Sicher sterben auch Tiere im Aquarium. Dies kann zum einen am Alter, aber auch am natürlichen Kampfverhalten der Tiere liegen.“ Alle Tiere im Becken seien Raubfische und würden untereinander Revierkämpfe ausmachen. Zwischen den großen Felsen im Aquarium seien tote Tiere dann unerreichbar für das Personal. „Allerdings sind im Becken mehrere große L-Welse unterwegs, die unter anderem Aasfresser sind. Diese freuen sich über ein solches ‚Festmahl‘ und verwerten dann ein gestorbenes Tier innerhalb kurzer Zeit entsprechend fast restlos.“ Durch die große Menge an Wasser und ein starkes Filtersystem habe dieser Prozess keinerlei Auswirkung auf die Wasserqualität.

Auch die Plastikpflanzen im Aquarium würden keinerlei Schadstoffe ans Wasser abgeben. Sie seien zertifiziert und würden immer wieder ausgetauscht werden. „Gerne würden wir echte Pflanzen setzen. Da wir hier aber große Barsche und andere Raubfische im Becken haben, wäre jegliche Pflanze in Kürze restlos aufgefressen. Dennoch haben wir es öfters probiert und sind klaglos gescheitert“, so Balka.

Dass diese kritischen Kommentare in den Google-Rezensionen gelöscht wurden, liege daran, dass „sicher nicht jede Bewertung gerechtfertigt ist“, wie Balka sagt. Stattdessen würde man es sehr schätzen, wenn Fragen direkt gestellt werden würden.

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