"Auf Probleme hinweisen"

Gegen Pöbeleien und Bedrohungen durch Eltern: Fränkischer Fußballverein startet Aktion für Toleranz

Alice Vicentini

E-Mail zur Autorenseite

Anton Dietzfelbinger

E-Mail zur Autorenseite

21.9.2023, 15:40 Uhr
Köditz

© TSV Köditz Köditz

In einer Zeit, in der Emotionen auf dem Fußballplatz oft hochkochen, hat der TSV Köditz eine klare Botschaft an alle Zuschauer: Respektiert die Spieler und den Schiedsrichter. Mit einer großflächigen Werbebande, die unter anderem mit Slogans wie "Bitte nicht vergessen: Das sind Kinder" und "Der Schiri ist auch ein Mensch" bedruckt ist, möchte der Verein die Bedeutung von Fairness und Respekt hervorheben.

Alexander Spindler, der Vorstand des TSV Ködtiz stellt fest, dass es gesamtgesellschaftlich in einem raueren Ton zugeht. "Das spiegelt sich natürlich auch auf den Spielfeldern wider", sagt er unserer Redaktion. Während der Verein in jüngster Zeit glücklicherweise von schwerwiegenden Vorfällen verschont geblieben sei, hat Spindler die anderweitigen Vorfälle trotzdem auf dem Schirm.

Immer häufiger kommt es in ganz Deutschland zu Zwischenfällen. Übereifrige Eltern, die ihre Kinder auf dem Platz anschreien, oder den Schiedsrichter beleidigen. In Extremfällen sind auch schon Schlägereien ausgebrochen, auch weil die Fußballspieler unter sich nicht angemessen miteinander umgehen. Aber besonders leiden darunter die Kinder und Jugendlichen, die dem Druck und den Anforderungen der Eltern nicht nachkommen können.

"Anfeuern gehört ja auch dazu. Aber vieles ist auch einfach Trainersache." berichtet Spindler, "also Emotionen ja, aber eben in Maßen. Wir wollen doch alle einen respektvollen Umgang miteinander." Das präventive Projekt solle vor allem den jungen Mannschaften, die den Hauptanteil des Vereins ausmachen, die richtigen Werte vermitteln. Aber auch den Eltern hinweisen, dass sie den Schiedsrichter nicht zu beleidigen haben, ihre Kinder einfach spielen lassen und "wieder zum Wesentlichen zurückkehren". Nämlich den Fußball.

Abschließend sagt der Vorstand: "Die Kinder und Jugendlichen verbringen teilweise so viel Zeit bei uns, da ist es gut, Aufmerksamkeit für solche Probleme zu schaffen. Wir können zwar niemandem etwas verbieten, aber darauf hinweisen."

Gewalt oder Diskriminierung: 476 Fälle in Bayern

In der Saison 2022/23 wurden den Angaben des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) zufolge in Bayern 476 Fälle von Gewalt oder Diskriminierung gemeldet. Das entspricht bei den 185.281 erfassten Spielen einem Anteil von 0,26 Prozent. In der Saison 2021/22 war es ein Anteil von 0,22 Prozent. Es kam zudem 2022/23 im Freistaat zu 87 Spielabbrüchen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lässt seit der Saison 2014/2015 auf Grundlage des Spielberichts der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter jährlich ermitteln, wie sich Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball widerspiegeln.

Verwandte Themen