Corona-Pandemie im Landkreis

3G-Regel in Gunzenhausen: "Ich bin bloß noch genervt"

25.8.2021, 17:00 Uhr
3G-Regel in Gunzenhausen:

© Foto: Federico Gambarini/dpa

Gastronomiebetreiber fühlen sich seit Beginn der Pandemie so in etwa wie ein Boxer mit verbundenen Augen im Boxring. Von wo der nächste Schlag kommt, können sie nicht wissen, aber einstecken müssen sie ihn sowieso. So klingt das Fazit all der Nachfragen bei Gastronomen und anderen Gewerbetreibenden in den letzten Monaten.

Berta Jäger vom Landgasthaus Jägerhof nimmt den Anruf der Zeitung mit einem Lachen entgegen. Aber es ist kein helles, frohes Lachen, sondern ein verbittertes. "Eigentlich sollten wir alle zusperren", sagt die Gastronomin. Als der 35er-Wert geknackt wurde, war klar, dass ihre Mitarbeiter die 3Gs (Geimpft, Getestet, Genesen) bei den Gästen kontrollieren müssen.

3G-Regel in Gunzenhausen:

Das Problem sieht Jäger dabei bei der Uneinheitlichkeit der Dokumente. "Man hat keine Vorstellung mehr, was man den Mitarbeitern zumutet", sagt sie weiter: "Ich bin eigentlich bloß noch genervt." Natürlich müsse man ruhig bleiben und die Situation annehmen, fügte sie an. Aber die letzten Monate, bald sind es eineinhalb Jahre, hätten an ihren Nerven gezehrt.

"Ja, es wird lustig", sagt sie sarkastisch

Mit einem Lachen antwortete auch Marion Böhm, die Betreiberin des Kinos Movieworld, auf das aktuelle Empfinden. "Ja, es wird lustig", sagt sie sarkastisch. Im Movieworld in Nördlingen, wo die Inzidenz schon Mitte der Woche höher war, sei in den letzten Tagen deutlich weniger los gewesen als in Gunzenhausen. "Dazu kommen die Mindestabstände, die immer noch einzuhalten sind. Es ist davon auszugehen, dass in Gunzenhausen dann auch weniger los sein wird."


Rückkehr zur Normalität? Erstes Bundesland führt 2G-Regel ein


Böhms Mitarbeiter haben mittlerweile schon ein Auge dafür, worauf sie bei Test-, Impf- und Genesungsnachweisen zu achten haben, jedoch sei die Vielfalt an Dokumenten und Apps doch ein Problem. Auch die Situation der Kinder und Jugendlichen, die ja gern gesehene Kino-Gäste sind, sorgt beim Personal für Stirnrunzeln. Böhm ist trotzdem eher zuversichtlich, auch diese Hürde nach eineinhalb Jahren Pandemie zu nehmen. Aber, sie denkt auch: "Nur für den Kinobesuch wird sich wohl kaum jemand impfen lassen."

Auch im Gasthof Jungmeier in Schlungenhof ist die Lage momentan nicht allzu entspannt. Der Gasthof kann aus privaten Gründen derzeit nur spontan öffnen. "Unsere Mitarbeiter sind alle geschult und überprüfen die 3Gs", sagt Margot Jungmeier. Wie das Ganze anlaufen wird und ob zum Beispiel Ungeimpfte bei den ab 11. Oktober kostenpflichtigen Tests mitmachen würden, bleibe abzuwarten, so die Gastronomin.

Dem schließen sich auch die Aussagen von Friseur Josef Seitz an. Er führt den Friseurladen in der Burgstallstraße in Gunzenhausen. "Wir haben alles im Griff", erklärt er. Wer sich bei ihm die Haare schneiden lassen will, muss vorzeigen, getestet, geimpft oder genesen zu sein. Bis jetzt würden die Kunden das auch alle annehmen. Wie dies aussieht, wenn die Tests kostenpflichtig sind, könne Seitz nicht einschätzen.

Im Fitnessstudio schwitzen und Geräte anfassen

Ein weiterer Bereich, der in der Pandemie zu leiden hatte, ist der Sportsektor. Im Fitnessstudio schwitzen, schwer atmen und Geräte anfassen: Es gibt viele Gründe der Politik, der Branche einige Hygiene-Maßnahmen aufzuerlegen.

Fatjon Bastriu, Geschäftsführer des Studios Team99-Zentrum in Gunzenhausen, hat derzeit gut zu tun. Natürlich habe auch er einen Mitgliederverlust, wie in der Branche derzeit üblich, verzeichnen müssen. Aber: "Wir haben seit der Pandemie auf enorm treue Kundinnen und Kunden setzen können. Dafür sind wir dankbar!"

Das Gesundheitszentrum in der Goethestraße 5 lässt sich nun erneut auch als Teststation zertifizieren, damit ab nächster Woche bequem vor Ort getestet werden kann, so Bastriu. Er und sein Team digitalisieren die jeweiligen Nachweisdokumente selbst, damit der Beleg logistisch auf Dauer einfacher ist. Wie die Situation im Herbst sein wird, kann der Personal-Trainer noch nicht sagen. Verstehen könne er es aber sehr wohl, dass nun wieder härtere Regeln gelten: "Der Schutz der Kundinnen und Kunden steht einfach an erster Stelle."