57 Pflegeheim-Bewohner in Heidenheim mit Corona infiziert

5.1.2021, 15:58 Uhr
57 Pflegeheim-Bewohner in Heidenheim mit Corona infiziert

© Foto: AWO

Die Einrichtung im Hahnenkamm bietet 86 hilfsbedürftigen Menschen Platz und ist derzeit mit 85 Bewohnern nahezu ausgebucht. Sage und schreibe 57 von ihnen sind laut Mosandl positiv getestet, drei mussten ins Krankenhaus gebracht werden. "Die Situation der anderen Betroffenen ist derzeit stabil", sagt Mosandl, fügt aber im gleichen Atemzug hinzu: "Unsere Erfahrung zeigt, dass sich das von einer Sekunde auf die andere ändern kann." Einen Todesfall in Zusammenhang mit Corona hatte die Einrichtung noch nicht zu verzeichnen.

Seit Monaten mit FFP2-Masken im Dienst

Ein Problem ist jedoch, dass auch 16 Mitarbeiter positiv getestet wurden. Und das, obwohl die AWO, wie Mosandl beteuert, seit Monaten mit FFP2-Masken arbeite und sämtliche Hygienevorschriften einhalte. "Ein Heim ist ein labiles System", erklärt der Fachmann. Und meint damit, dass eine Pflegetätigkeit mit Sicherheitsabstand nun mal nicht möglich sei.

57 Pflegeheim-Bewohner in Heidenheim mit Corona infiziert

© Foto: Robert Schmitt

Die derzeitige Situation sei "herausfordernd und angespannt", sagt Mosandl. Und betont sogleich, dass "wir in Heidenheim tolle Mitarbeiter haben, die diszipliniert und professionell" ihren Dienst am Menschen absolvieren. Zugleich spart der AWO-Vorstand nicht mit Kritik an den politisch Verantwortlichen: "Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir zweimal wöchentlich PCR-Tests hätten machen können. Das haben wir immer wieder gefordert, es wurde uns immer wieder versprochen – aber es hat nie funktioniert. Da hätte man mehr tun können."

Strikt in Gruppen aufgeteilt

Die baulichen Gegebenheiten in Heidenheim ermöglichen es laut Mosandl, die infizierten von den gesunden Bewohnern zu trennen. Das Personal sei schon lange Zeit strikt in Gruppen aufgeteilt, sodass sich Ansteckungen möglichst nicht auf die komplette Belegschaft ausbreiten können. "Die Arbeitssituation ist natürlich anstrengend und extrem belastend", sagt Mosandl. Aber noch seien die Schichten besetzt. "Wenn sich allerdings noch mehr Mitarbeiter anstecken, dann wird es schwierig", sagt er. Zwar könne man im AWO-Verbund notfalls auch mal Mitarbeiter von anderen Einrichtungen abziehen, aber in Pandemie-Zeiten erweise sich das als sehr schwierig.

Ironie der Geschichte: Die Infektionen wurden ausgerechnet dann bekannt, als das mobile Impfteam bereits begonnen hatte, die Bewohner und Mitarbeiter gegen das Virus zu impfen. Jeweils mehr als 30 Personen hatten ihre Spritze bereits erhalten, dann unterbrachen die Mitarbeiter des Klinikums Altmühlfranken ihre Tätigkeit und zogen ab. "Wenn Corona noch ein paar Tage gewartet hätte", sinniert Rainer Mosandl, "dann wären die Menschen dort vielleicht schon immunisiert gewesen."


Die ersten Selbsthilfegruppen formieren sich


So kann er nur hoffen, dass die Impfungen möglichst schnell weitergehen und weitere Hotspots in Alten- und Pflegeheimen verhindert werden. Wobei der Experte, der auch für die Betreuung psychisch Erkrankter zuständig ist, nicht akzeptieren kann, dass solche Menschen "in der Priorisierung der Impfungen hinten runter fallen".

"Das geht gar nicht", schimpft er und erzählt von AWO-Einrichtungen, in denen psychisch Kranke und andere Bewohner gemeinsam untergebracht sind. Und in denen die einen geimpft werden – und die anderen nicht. "Das muss sich dringend ändern", fordert Mosandl.

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