"Abstände, Masken und Desinfektion"
08.05.2020, 06:47 Uhr"Drei Dinge sind es, auf die wir besonders achten müssen", erklärt Thomas Schwab, der auch für die Kirchengemeinden Pflaumfeld und Unterwurmbach zuständig ist: "Abstände, Masken und Desinfektion." Da etwa Banklängen und Entfernungen zum Altar von Kirche zu Kirche variieren, muss das genaue Vorgehen jeweils vor Ort abgesprochen werden.
Als Grundlage dient eine gemeinsame Verpflichtung der katholischen Diözesen Bayern und der evangelischen Landeskirche Bayern (siehe Infokasten). Zudem ist es "ein Kann, aber kein Muss", am Muttertagssonntag (10. Mai) – oder wie in Aha am Abend vorher schon eigens für die älteren Gemeindeglieder – einen Gottesdienst anzubieten, erklärt der Gunzenhäuser Dekan Klaus Mendel.
Jeder Kirchenvorstand könne selber entscheiden, ob das erarbeitete Schutzkonzept auf die eigene Gemeinde und das örtliche Gotteshaus sinnvoll anzuwenden sei. "Wir starten, aber nicht überall und anders, als wir geendet haben", so der Dekan. "Es ist eine Laborsituation, wir probieren es aus", ergänzt sein Stellvertreter Gert Sommerfeld. Man müsse jetzt einfach schauen, wer am Sonntag überhaupt kommt: "Bleiben die Bänke leer, oder werden wir überrannt?" Am Montag wird es in jedem Fall eine Beratung unter den Pfarrern darüber geben, wo und ob gegebenenfalls nachjustiert werden muss.
Noch nicht wieder aufgenommen werden Kinder- und Familiengottesdienste. "Da sind wir aber dran", versichert Mendel. Vorerst nichts ändern wird sich an der Höchstzahl von 15 Personen bei Beerdigungen, auch der Posaunenchor darf noch nicht wieder spielen, Chöre nicht auftreten. Da die Abstandsregeln weiterhin gelten, ist es auch kaum realistisch, dass vor dem Herbst Festgottesdienste wie Konfirmationen stattfinden, erklären die beiden Geistlichen.
Unter Beachtung des Schutzkonzepts theoretisch möglich seien Taufen und Hochzeiten, wobei viele Trauungen bereits aufs nächste Jahr verschoben worden sind. Die Frage sei hier, gibt Sommerfeld zu bedenken, ob man unter diesen besonderen Begebenheiten und auch den Vorschriften für die Gastronomie, die erst in über zwei Wochen wieder starten darf, eine solche Festlichkeit abhalten möchte. Mendel kündigte an, dass alle, die wegen Taufe oder Hochzeit aktuell in der "Warteschleife" hängen, kontaktiert werden, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Doch auch wenn am kommenden Wochenende vieles ungewohnt sein wird, freuen sich alle Beteiligten, dass es wieder losgehen kann. "Gerade ältere Menschen sind sehr dankbar, dass wieder ein Gottesdienst stattfindet", so die Einschätzung von Thomas Schwab. Es sei eben doch etwas anderes, "in seiner Kirche, vor seinem gewohnten Altar Gottesdienst zu feiern als über den Fernseher".
Die Gemeinschaft werde aber wohl wegen der Einschränkungen nur begrenzt zu spüren sein. "Das Miteinanderreden vor und nach der Kirche wird sicherlich fehlen", ist auch Thomas Rettenbacher überzeugt, weshalb "wir das mit Vertrautem und Bekanntem überbrücken müssen", erklärt Schwab. Das könne die Orgelmusik sein oder auch ein beliebter Psalm, der zusammen gebetet wird.
In den vergangenen Wochen hat er über Telefon und Briefen Kontakt zu den Gemeindegliedern gehalten. Für das Osterfest wurden Kerzen an alle verteilt, ein digitaler Ostergruß verschickt, im ganzen Dekanat wurden Gottesdienste gestreamt und über verschiedene digitale Kanäle angeboten. Angebote, die nicht nur auf evangelischer Seite sehr gut angenommen worden sind und weiterhin aufrecht erhalten werden, auch der katholische Stadtpfarrer Christoph Witczak äußert sich begeistert über die um ein Vielfaches gestiegenen Zugriffszahlen. "Das war wirklich beeindruckend", freut sich der Geistliche, der zusammen mit seinem Team viel Wertschätzung für diese Angebote erfahren hat, und sich dankbar für die Möglichkeiten der digitalen Welt zeigt: "Auf diese Weise konnten wir die Menschen gut spirituell begleiten und haben es möglich gemacht, dass die Leute nicht alleine sind und sie Trost finden."
Auf große Resonanz stieß auch eine Fotoaktion der katholischen Kirchengemeinde: Gemeindeglieder schickten Fotos von sich und der Familie und Pfarrer Witczak brachte sie an den Stühlen der Kapelle an. Die Idee dahinter sei gewesen, dass der Pfarrer nicht alleine Gottesdienst feiern muss und die Gläubigen auf diese Weise zeigen können: "Ich bin da im Gottesdienst, wir sind verbunden."
Im Pfarrbüro anmelden
Analog geht es für ihn am Samstag, 16. Mai, wieder los. Nach wie vor dient die Kapelle St. Marien wegen der Bauarbeiten an der katholischen Stadtkirche als Ausweichquartier, hier stehen den Gläubigen 18 Plätze zur Verfügung. In St. Walburga in Muhr am See sind es 24 Plätze. Anders als bei den Protestanten müssen sich die Katholiken für die Gottesdienste vorher im Pfarrbüro unter 09831/2405 oder gunzenhausen@bistum-eichstaett.de anmelden. Die Anmeldung ist aber nur für die Gottesdienste am Samstag und Sonntag notwendig, für die Werktagsmessen nicht, erläutert Witczak.
In Aha, so hat es die Vermessung der Kirche ergeben, finden rund 20 Personen im Kirchenschiff Platz, 16 können außerdem von den beiden Emporen aus den Gottesdienst verfolgen. Bei all den Unterschieden in den Kirchen im Dekanat, wird eines am Sonntag aber wohl gleich sein, wie es Pfarrer Schwab formuliert: "Es wird eine gewisse Spannung herrschen. Wir freuen uns, wieder Gottesdienst zu feiern, aber haben wir auch an alles gedacht?"
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