Altmühlsee-Festspiele fallen Corona zum Opfer

1.4.2020, 16:21 Uhr
Altmühlsee-Festspiele fallen Corona zum Opfer

© Marianne Natalis

"Ich habe das Gefühl, was immer man macht, man macht es verkehrt", beschreibt der leidenschaftliche Theatermann sein Innenleben. Rampe und er hätten lange überlegt und abgewägt – und seien sich dann am Ende einig gewesen: "So macht das keinen Sinn." Was ihm jedoch seine inneren Konflikte nicht nehmen kann: "Ich überlege ständig, ob wir was falsch gemacht haben."

Ähnliche Gedanken plagen auch den Muhrer Rathauschef: "Vielleicht kreuzigt man mich im Juni oder Juli dafür, aber derzeit stehen wir einfach auf zu unsicherem Boden", begründet Rampe seine Entscheidung, die Festspiele 2020 abzusagen. Bislang habe die Gemeinde etwa 5000 Euro investiert, das sei überschaubar: "Aber in vier Wochen wäre es nicht mehr überschaubar gewesen", sagt der im März im Amt bestätigte Bürgermeister.

Die Proben für das erste Stück haben bereits begonnen, und natürlich müsse man die Schauspieler und den Regisseur auch dafür bereits entlohnen. Zudem wären in diesen Tagen weitere Kosten für Werbemaßnahmen angefallen, und "das war mir zu risikoreich", sagt Rampe. Und Molocher weist auf eine ganz praktische Schwierigkeit des Schauspiels in Corona-Zeiten hin: "Theater mit zwei Metern Abstand – das geht nicht!"

Altmühlsee-Festspiele fallen Corona zum Opfer

© Reinhard Krüger

Denn selbst wenn die Festspiele hätten stattfinden können: Niemand wisse, ob die Zuschauer unmittelbar nach der Corona-Krise überhaupt Lust auf Theater hätten, ob sie den Kopf dafür frei haben. "Wenn wir dann vor 30 Zuschauern spielen müssen – das bricht mir das Herz, das möchte ich niemandem antun", sagt Molocher – und kann dabei ein Schluchzen kaum unterdrücken.

"Großes finanzielles Risiko"

Auch was die Jugend-Vorstellungen anbelangt, bestehe ein großes finanzielles Risiko, sagt Rampe: "Die Schulen, die wir angeschrieben haben, haben vermutlich genug damit zu tun, ihren Lehrstoff nachzuholen – und keine Zeit fürs Theater." Deshalb hätten Molocher und er nun die Reißleine gezogen.

Seine Gemeinderäte habe er über die "schwierige Entscheidung" per WhatsApp informiert, "und ich habe etliche zustimmende Kommentare bekommen", sagt er. Vielleicht, so seine Hoffnung, werde es ja möglich sein, "im Herbst noch das eine oder andere Stück aus dem Programm aufzuführen".

Ein Gedanke, der auch Molocher umtreibt, der ihm aber auch Schwierigkeiten macht: Schauspieler und Regisseure seien womöglich schon anderswo engagiert, der Aufführungsort, das Altmühlsee-Informationszentrum, womöglich an vielen Tagen schon belegt, und selbst wenn nicht: "Die Altmühlsee-Festspiele leben auch von ihrer tollen Freiluft-Kulisse; deshalb schrecke ich etwas davor zurück, in die Halle zu gehen." Möglich sei es aber, zumindest mit den Stücken "Frauenquote – ein Stück Frau" und "Angstmän", sehr wohl. So erscheint es derzeit wahrscheinlich, dass die Saison 2020 tatsächlich komplett entfällt, was jedoch auf keinen Fall ein Anfang vom Ende der Festspiele sein werde, beteuert Rampe.

Auch wenn im vergangenen Jahr die Zuschauerzahlen etwas schwächelten (2700 in 20 Vorstellungen, maximal möglich wären 3600), gehe es "natürlich weiter", betont er: "Im Gegenteil: Ich will nicht der Leichenfledderer der Altmühlsee-Festspiele sein."

Und so bleibe wohl nur, sich "mit voller Power und doppelter Kraft" auf die Saison 2021 vorzubereiten. In der Hoffnung auf doppelt so viele Zuschauer? "Das wäre schön", sagt Dieter Rampe.

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