Politischer Rückhalt für Großprojekt

Bis auf Freie Wähler: Stadtrat spricht sich klar für Hetzner-Erweiterung aus

25.8.2021, 05:59 Uhr
 In der Industriestraße ist die Firma Hetzner Online nicht zu übersehen. Ob ein ähnliche Fahnen zwischen der "Scheupeleinsmühle" und Aha einmal wehen werden, ist offen. Die politische Rückendeckung für das Projekt ist jedenfalls vorhanden.

© Horst Kuhn, NN  In der Industriestraße ist die Firma Hetzner Online nicht zu übersehen. Ob ein ähnliche Fahnen zwischen der "Scheupeleinsmühle" und Aha einmal wehen werden, ist offen. Die politische Rückendeckung für das Projekt ist jedenfalls vorhanden.

"Diese einzigartige Chance sollten wir auf jeden Fall ergreifen und das Projekt in offener und enger Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern und der Bevölkerung vor Ort umsetzen", so die Stadtratsmitglieder. Die Fraktion der Freien Wähler habe sich nicht an der gemeinsamen Erklärung beteiligt, "war und ist jedoch weiterhin im positiven und konstruktiven Austausch mit den anderen Fraktionen".

Für den Bau des Rechenzentrums mit Solarpark sprächen viele Argumente. So würden mindestens 100 neue Arbeitsplätze geschaffen, was sich positiv auf den regionalen Arbeitsmarkt auswirken würde. Neben der Fachkräftebindung vor Ort sei mit einer Vielzahl an weiteren Ausbildungsplätzen in einer innovativen und zukunftsfähigen Branche zu rechen. "Gerade für die junge Generation wäre die Expansion Hetzners ein Gewinn. Diese muss nicht mehr zum Arbeiten irgendwo hin pendeln, sondern kann Lohn und Brot vor Ort verdienen", betonen die genannten Fraktionen.

Und weiter: "Die Digitalisierung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Wir müssen uns anstrengen, um im weltweiten Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren. Jeder nutzt das Internet dort wo er sich gerade befindet. Die Datensicherung passiert jedoch oft woanders, manchmal auch in unsicheren Regionen dieser Welt. Rechenzentren helfen dabei, persönliche Daten vor Ort zu speichern", fassen die Fraktionsführenden zusammen. Natürlich brauche ein modernes Rechenzentrum große Flächen, immerhin möchte auch jeder das Internet nutzen. Doch von den diskutierten 50 Hektar würden nur 15 Hektar tatsächlich bebaut. Der Rest würde für die betriebseigene Freiflächenphotovoltaik-Anlage benötigt.

Dem großen Eingriff in die Natur bewusst

Die Stadträtinnen und Stadträte sind sich des großen Eingriffs in die heimische Natur bewusst. Hier gelte es, abzuwägen und nach ökologischen Ausgleichsmaßnahmen zu suchen. Unternehmer Martin Hetzner habe deutliche Bereitschaft für solche Projekte signalisiert. Denkbar seien unter anderen insektenfreundliche Blühflächen und Regenwasserflächen im Solarpark oder lebendig bepflanzte Wälle als landschaftliche Abgrenzung.

Ziel sei eine Förderung des Artenschutzes trotz des Verlusts natürlicher, oft auch landwirtschaftlich genutzter Flächen. Ein Argument sei zudem die emissionsfreie Umgebung, die durch Hetzner Online geschaffen würde. Wo sich andere Regionen mit Gewerbegebieten in dieser Größenordnung mit übermäßigem Lieferverkehr auseinandersetzen müssen, punkte das geplante Rechenzentrum mit Geräuscharmut und sauberer Luft.

"Mit dem Flächenverlust, der mit dem Bau einhergehen würde, müssen wir uns ernsthaft auseinandersetzen", geben die Stadträte zu bedenken. "Immerhin kann dies Landwirtschaftsfamilien in existenzielle Nöte bringen." Hier gelte es, im engen Austausch mit den Grundstückseigentümern und Pächtern der Fläche Lösungen zu entwickeln. Hetzner Online biete gleich große Ackerflächen vergleichbarer Qualität zum Tausch an und zusätzlich noch einen finanziellen Ausgleich für die Belastungen.

"Immens wichtig Bevölkerung teilhaben zu lassen"

Auch die Kosten für die ökologische Aufwertung der Flächen trage vollständig das Unternehmen. Hetzner Online sei eine heimische Firma und sehe sich der Region verpflichtet. Dementsprechend gingen die Bemühungen auch "über das normale Maß hinaus", so die Fraktionen.

Die Stadt Gunzenhausen und die Bevölkerung würden von einer Expansion des Unternehmens profitieren. So können die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen ergänzend zur Erfüllung wichtiger Pflichtaufgaben genutzt werden. In den nächsten Jahren stehen unter anderen wichtige Investitionen ins Kanalnetz oder in die Sanierung von Schulgebäuden an. Außerdem kann in die Gewinnung von neuem Bauland und Wohnraum investiert werden. "Die Mehr-Steuereinnahmen erweitern unseren finanziellen Spielraum", so die Erklärung. "Investitionen sind notwendig. Wenn Ertrag hier vor Ort erwirtschaftet wird, ist es auch fair, wenn dieser hier in der Region bleibt und sinnvoll eingesetzt werden kann."

Beim geplanten Rechenzentrum samt Solarpark handele es sich um ein Großprojekt mit Auswirkungen auf Landschaft, Arbeitsmarkt und digitaler Infrastruktur. Es sei "immens wichtig, die Bevölkerung vor Ort mitzunehmen und diese am Prozess teilhaben zu lassen". Eine sachliche und objektive Auseinandersetzung mit dem Thema sei wichtig. Den Stadträten sei sehr wohl bewusst, welches Ausmaß das Projekt hat und was dies für Gunzenhausen bedeutet. "Allerdings stehen wir als Gesellschaft vor großen Herausforderungen und können mit der Umsetzung des Projekts einen wichtigen Beitrag für uns alle leisten."

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