Hans Pattis zeigt seine alpine Seele in Gunzenhausen
7.5.2018, 12:10 UhrDie sehenswerte Ausstellung im M 11 des Kunstforums Fränkisches Seenland dauert noch bis 20. Mai und kann jeden Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr besucht werden.
Eine merkwürdige, fast sakrale Ruhe liegt über diesen Kunstwerken. Schattierungen von Grau, Blau und Braun mit einem Hauch von Gelb dominieren die Farbgebung, das Material ist lebendigen Ursprungs, gesammeltes und gespaltetes Holz in all seiner urwüchsigen Schönheit.
Zerklüftete Schluchten tun sich darauf auf, Wolkendunst und Nebelmassen à la Caspar David Friedrich streichen darüber hinweg, die Horizonte sind tief angesetzt und lehren Demut vor dem Antlitz der hoch aufgetürmten Gipfel- und Himmelsgewalten. Dazwischen ragen schmale Figuren heraus, krümmen sich bescheiden wie ein Semikolon oder ein Fragezeichen an Geröllhängen empor.
Die Bergwelt von Hans Pattis ist eine jenseits von grellbuntem Alpentourismus und zünftiger Hüttengaudi. Ihm geht es offenkundig, das betont auch Holger Pütz-von Fabeck in seiner Laudatio, um Existenzerfahrung und Einfachheit, um Innehalten und respektvolles Verbundensein mit der steinalten, die Menschheit schon so lange überdauernden Natur.
Der 2. Vorsitzende des Kunstforums hat nach drei Jahren für "The Return of Hans" – so der Ausstellungstitel – an die Altmühl gesorgt. Wieder bringt der Bergbauernsohn und gelernte Tischler Pattis, Jahrgang 1962, die Augen der Kunstfreunde zum Leuchten, die unter anderem bis aus Heidenheim an der Brenz zur Vernissage gekommen sind. Und wieder besticht der Künstler aus dem Dorf Völs am Schlern durch seine Zurückhaltung und sein leises Wesen, das lieber den Rechtsanwalt und die gezeigten Arbeiten sprechen lässt, auf Nachfrage aber freundlich die Geschichten hinter den Bildern und Skulpturen erzählt.
Erst am Vorabend der Eröffnung hat er, nach anstrengender sechseinhalbstündiger Anreise über den Brenner, die Ausstellungsräume bestückt, wie der Laudator verrät. Was für einen Gesunden ein kleiner Kraftakt ist, ist für den seit Kindesbeinen von Holz faszinierten Pattis sicherlich viel mehr: Er ist inzwischen von einem schweren Unfall und Krankheit gezeichnet.
Dass der leidenschaftliche, "nahezu eigenbrötlerisch anmutende" Wanderer seinen Optimismus trotzdem nie verloren habe, dass die "bloßliegende Gesteinswand der Seele" genauso erklettert werden müsse wie die Dolomiten und dass die erlittenen Schicksalsschläge den Blick auf die Bozener Bergspitzen eher noch geschärft hätten – dies alles meißelt der Ausstellungsorganisator in plastischen Metaphern heraus. "Fern jeder Heimattümelei" verortet er das erhabene Werk. "Kruzifixverordnende Staatsregierungen" seien unter den Exponaten fehl am Platz, nicht jedoch der Gekreuzigte.
Die metaphysischen Dimensionen, die Pausen vom Alltagslärm und die Exkursionen zu den inneren Höhen und Tiefen, das ist das eine. Dazu kommt Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen und den ganz profanen Freuden des Lebens: Eine genussreiche Vereinsexkursion mitten in und über die Alpen leitete Holger Pütz-von Fabeck im vergangenen November. Das Atelier von Hans Pattis war eine der Stationen auf der Route.
Auch sonst ist der Südtiroler nicht so weltabgewandt, wie der erste Eindruck möglicherweise suggeriert. Ein von Pattis nach Gunzenhausen transportiertes "alpines Erotikstüberl", wie es der stellvertretende Kunstforums-Chef nennt, erlaubt es jedenfalls, die Hügel und Kuppen außerhalb von Gebirgspfaden zu entdecken, und verwandelt den Nebenraum des M 11 derzeit in eine Wunderkammer der etwas anderen Art. Alles in allem bedeutet "The Return of Hans" Gipfelglück, das man in diesem Mai nicht verpassen sollte.
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