Kein Turmblasen, keine Konzerte

2.1.2021, 15:19 Uhr
Kein Turmblasen, keine Konzerte

© Foto: Jürgen Eisenbrand

"Das ist kein triftiger Grund, das Haus zu verlassen. Wir durften das heuer nicht machen", erklärt Sabine Fischer-Kugler, die seit 1996 das Ensemble leitet.

Davor war sie bereits viele Jahre als Bläserin aktiv und hat in all der Zeit nur einmal ein Weihnachtskonzert verpasst, als Sohn Lukas auf die Welt kam. Und eben jetzt, im Corona-Jahr, als bereits im Oktober klar war, dass es nichts werden wird mit einer Veranstaltung dieser Größenordnung. Eine volle Stadtkirche am Vorabend des ersten Advent, dem traditionell angestammten Termin, war einfach undenkbar, und "mit Tickets und Anmeldungen wollten wir es auch nicht machen".

Also dachte man sich Alternativen unter freiem Himmel aus, es wurden Freiluftgottesdienste geplant, Sabine Fischer-Kugler suchte passende Stücke heraus, kopierte die Noten und verschickte sie digital an die Musiker. Dann jedoch machte die aktuelle Lage dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung, und sämtliche Veranstaltungen wurden wieder abgesagt.

"An Heiligabend wurde es trotzdem noch ein bisschen stressig", erzählt die 53-Jährige. Ziemlich kurzfristig entschied die Kirchengemeinde, für die Bewohner des Burkhard-von-Seckendorff-Heims sowie der Einrichtungen in der Zufuhrstraße und der Leibnizstraße kurze Andachten im Freien anzubieten – mit musikalischer Begleitung.

Ausreichend Bläser an allen drei Stationen

Also hängte sich die engagierte Dirigentin ans Handy und kümmerte sich darum, dass alle drei Stationen mit ausreichend Bläsern in allen Stimmen versorgt werden. "Dank der modernen Medien ging das ganz gut",freut sie sich, dass letztlich alles geklappt hat und sie auf diese Weise ihren Teil zur Weihnachtsfreude der Senioren beitragen konnte.

Ebenfalls zu den Instrumenten griffen die Chormitglieder am ersten Weihnachtsfeiertag beim Hauptgottesdienst in der Stadtkirche, der live übertragen wurde. Das ausgefallene Konzert, das für viele in Gunzenhausen der Auftakt in die Adventszeit ist, konnte dieser Auftritt jedoch nicht ersetzen: "Wenn die ganze Kirche voll ist und dann gesungen wird, das ist immer so schön", schwärmt sie von diesem besonderen Erlebnis, das sie in dieser Saison vermisst hat.

Genauso wie das Sommerkonzert, zu dem die Musiker immer im Juli einladen. "Uns war schon im Frühling bewusst, dass das 2020 nichts wird. Aber da hatten wir noch die Hoffnung auf Weihnachten", erinnert sich Sabine Fischer-Kugler an die Zeit nach dem ersten Lockdown, als sie im Juni den Probenbetrieb wieder aufnahm. Mit wechselndem Besuch: Von den insgesamt 35 Mitgliedern waren meistens so 12 bis 17 da, jeder mit Mundschutz und Spucktuch ausgerüstet.

Froh über den großen Saal

Vom eigentlichen Probenraum im ersten Stock des Lutherhauses wurde kurzerhand in den großen Saal im Erdgeschoss ausgewichen. Da ist Platz für alle, die großen Türen können zum Lüften weit geöffnet werden. "Da sind wir schon im Vorteil gegenüber anderen Chören", weiß die Gunzenhäuserin die guten räumlichen Voraussetzungen zu schätzen.

So musste sie nicht wie viele andere Bläserensembles ins Freie ausweichen. "Das ist dann eher wie ein Auftritt, neue Stücke kann man da nicht so gut einstudieren", findet die erfahrene Dirigentin, die ihre Musiker derzeit online mit Noten versorgt und so zum Üben motiviert. "Es geht vor allem darum, dass sie den Ansatz nicht verlieren. Und natürlich, dass der Spaß am Spielen erhalten bleibt."

Online ist auch das Schlüsselwort, wenn es darum geht, untereinander in Kontakt zu bleiben. Anstelle der Abschlussfeier, die immer zwischen den Jahren stattfindet, wurde eine Bilderschau von den Ereignissen 2020 herumgeschickt. "Es waren viel weniger Fotos als 2019", resümiert Sabine Fischer-Kugler, die jedoch vom "eisernen Kern" ihres Chores überzeugt ist.

"Das geht auf jeden Fall weiter", ist sie sich sicher und richtet den Blick fest auf das Jahr 2021. "Wir planen ganz normal", zeigt sie sich zuversichtlich und will gleich nächste Woche neues Liedgut an die Bläser verschicken: "Mit den Weihnachtsliedern ist es ja jetzt vorbei. Nun kommt wieder etwas anderes."

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