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Feldhase macht sich zu Ostern rar

02.04.2010, 00:00 Uhr
Feldhase macht sich zu Ostern rar

© dpa

Schlechte Zeiten für Feldhasen. Tummelten sich in der Saison 2007/2008 noch rund 133000 Langohren auf Feldern und Wiesen, waren es 2008/2009 nur noch 98000. Ein Rückgang um 26 Prozent. Auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist er inzwischen ein seltener Gast. »Alle Hegeringe im Landkreis vermelden einen Feldhasen-Schwund von 18 bis 35 Prozent innerhalb eines Jahres«, sagt Kreisjagdberater Christian Patig.

Einen Hauptgrund für die drastische Reduzierung sieht er in den fehlenden Ruhezonen der Tiere. »Der Mensch sollte die Natur wieder mehr beschützen als benutzen«, appelliert Patig. Es gebe immer wieder rücksichtslose Mountainbiker, die abseits der Wege fahren oder Hundebesitzer, die ihre Tiere ohne Leine über die Felder jagen lassen würden. Das bedeutet Stress für die Hasen und nicht selten auch ihren Tod.

»Bei uns kommen keine Feldhasen mehr hoch«, bestätigt Heinrich Schuler, Leiter der 6000 Hektar umfassenden Hegegemeinschaft Unterer Aischgrund. Die Population sei innerhalb der vergangenen drei bis fünf Jahre um 80 Prozent zurückgegangen. Schuld tragen laut Schuler zum einen die nasskalte Witterung, zum anderen die natürlichen Feinde wie Greifvögel oder Füchse. Letztere aber kämen nur deshalb gut zum Zug, weil dem Feldhasen Rückzugsmöglichkeiten und Schutzräume fehlten. Heinrich Schuler formuliert es noch drastischer: »Der Hase hat keinen Lebensraum mehr«.

Und auch die Lebensweise lässt zu wünschen übrig. Stichwort: Ernährung: Wurden früher noch viele Hackfrüchte wie Kartoffeln oder Rüben angebaut- wichtigste Nährstoff-Lieferanten des Feldhasens - findet man diese inzwischen immer seltener. Überhaupt haben Monokulturen die traditionelle Fruchtfolge abgelöst. »Und in Mais und Getreide gehen die Hasen nicht rein«, sagt Schuler.

Zudem werde »mehr gespritzt als zulässig ist«. Das Gift wird für die Hasen zur tödlichen Falle. Nicht selten löscht es mehrere Generationen aus, beispielsweise wenn die Hasenkuh über gespritzte Felder läuft und das Gift an ihre Zitzen gelangt. Die Konsequenz: »Der erste und zweite Satz Hasen geht meist komplett drauf«, sagt Heinrich Schuler.

Der Feldhase muss also geschützt werden. In den zehn Jagdrevieren der Hegegemeinschaft Unterer Aischgrund wird er deshalb auch kaum mehr geschossen. Heinrich Schuler: »Früher haben wir im Revier Medbach/Kieferndorf/Saltendorf bei einer Treibjagd noch eine Hasenstrecke von mehr als 50 erlegten Tieren gehabt. In den letzten Jahren waren es gerade einmal sechs oder sieben Hasen«. Deswegen wurde die Hasenjagd dort eingestellt.

Geschossen wird er in der Hegegemeinschaft nur noch in Schwarzenbach. Aber auch dort sind die Zahlen stark rückläufig. Nur noch 20 Tiere hüpfen den Jägern dort bei Treibjagden vor die Flinte.

Doch es gibt ein kleines Licht am Horizont: »Wir sind drauf und dran, etwas besser zu machen«, sagt Schuler. Unter anderem werden die Langohren im Winter mit so genanntem Prossholz - das abgesägte und abgeschlagene Weichholz von Pappeln, Weiden oder Obstbäumen - gefüttert und so vor dem Hungertod bewahrt.

Um die Population jedoch in großem Maß zu steigern, sind grundsätzliche Veränderungen nötig. Wie Stefan Stirnweiß, Forstamtsrat und Leiter des Forstreviers Röttenbach, erklärt, sei die Lebensraumpflege von immenser Bedeutung. Man müsse strukturreiche Landschaften erzeugen, in denen der Hase Nahrung und Deckung zugleich finde, auch wenn im Aischgrund laut Stirnweiß bereits eine »gute Gemengelage« vorherrsche. Heckenstreifen, unbewirtschaftetes Land und Wildkräuterwiesen sind nur einige Beispiele.

Nur dann kann sich der Feldhase erholen und zu alter (Bestands-)Stärke zurückfinden. Und nur dann stehen die Chancen gut, beim Osterspaziergang einem Feldhasen zu begegnen.