Geschäfte wieder offen: "Es ist ein guter Schritt"
27.04.2020, 18:02 UhrInnen bei "Mode für mich" steht Geschäftsführerin Andrea Kudsi. "Es war eine schwere Zeit. Als wir zumachen mussten, hätte ich die Übergangsmode verkaufen müssen. Nun wollen die Kunden die Sommermode." Viele Gespräche und Verhandlungen mit Firmen und Geschäftspartnern waren nötig, um das einigermaßen hinzubekommen.
Eine Kundin, die gerade bezahlt und wie Andrea Kudsi eine modische Maske trägt, ist Ursula Dorweiler, die Kollegin von gegenüber. "Mein Reformhaus war ja von der Schließung nicht betroffen", erklärt sie, außer das Naturkosmetik-Studio und die Fußpflege. Nun ist Dorweiler gleich am ersten Öffnungstag rüber zu Andrea Kudsi. "Ich freue mich richtig, dass ich wieder in den Laden darf."
Auch Stefan Müller von Ringfoto Müller ist froh, dass es wieder losgeht. "Es ist ein guter Schritt, aber von der Normalität sind wir noch weit weg", sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft. "Ein Kunde hat mich extra angerufen, dass er wegen seines Alters lieber noch nicht kommt", schildert Müller. Ein weiteres Problem: Das Fotogeschäft ist zwar wieder geöffnet, die wichtige Event- und Hochzeitsfotografie fällt aber nach wie vor aus. "Und wer weiß, wie lange das noch so geht."
Wohl unabdingbar
Im Grunde, so schildert Stefan Müller die Stimmung unter seinen Kolleginnen und Kollegen in der Werbegemeinschaft, habe man die Beschränkungen bislang mitgetragen im Bewusstsein, dass die Schließungen zum Schutze der Gesundheit wohl unabdingbar seien. Geärgert habe man sich allerdings, wenn man Bürger gesehen habe, die sich nicht um Abstandsregeln geschert hätten. "Gleichzeitig lässt die Wirtschaft Federn ohne Ende."
Müller sorgt sich vor allem, wie es mit der Gastronomie weitergeht. Oder, wie Andrea Kudsi anmerkt, beispielweise mit den Fitness- oder Sonnenstudios? "Ich hoffe, dass alle von vorne bis hinten durch die Krise kommen." Kudsi deutet dabei von einem Turm zum anderen, doch sie meint alle Gewerbetreibenden.
So desaströs die Lage für viele Geschäftsleute ist, ein paar positive Punkte gibt es doch zu vermelden. Fast alle Vermieter haben von sich aus Rabatte bei den Mieten gegeben, weiß Stefan Müller. "Das war sehr positiv." Und: Mit der Gutscheinaktion "Gemeinsam gegen Corona" sowie einer neuen Bewerbung der Herzo-Gutscheine sei vielen geholfen worden.
Auch jeder Einzelhändler selbst war kreativ unterwegs. So hat etwa "Bücher, Medien und mehr" nette und kräftige Kuriere ausgeschickt, um Bücher auszuliefern, und auch bei "Mode für mich" wurde per WhatsApp die Stammkundschaft beraten und dann beliefert.
Die Werbegemeinschaft, so Stefan Müller, denkt nun über einen "digitalen Marktplatz" mit Lieferservice nach.
Digital hin oder her, ein wichtiger Aspekt bleibt: "Es ist gut, wenn die Menschen sehen, wie es ist, wenn die Innenstadt leer ist." Denn was Corona auf Anhieb geschafft hat, könnte langfristig auch der globale Online-Handel zuwege bringen. Corona als Menetekel?
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