Der Piks als moralische Pflicht
Impfungen: Ethik-Experte Dabrock fordert, dass Politiker mit gutem Beispiel vorangehen
06.07.2021, 12:41 Uhr
Es bestehe zwar keine rechtliche Verpflichtung dazu, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates in einem Radio-Interview. Wegen des großen Nutzens für vulnerable Gruppen und der Tatsache, dass es nahezu keine Nebenwirkungen in der Breite gebe, sehe er die Impfung aber als moralische Pflicht.
Aiwanger verteidigt seine Nichtimpfung
Laut Dabrock, der Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Universität Erlangen-Nürnberg ist, habe die Öffentlichkeit ein Recht zu erfahren, wie Politikerinnen und Politiker selbst zur Lösung dieser Krise beitragen, Politiker würden auch dafür gewählt, dass sie in Dingen von öffentlichem Interesse die Richtung anzeigen, in die es zu gehen gelte.
Politiker steigern damit ihre Glaubwürdigkeit
"Sie steigern ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie sich in einer Krise, die nur gemeinsam bewältigt werden kann, aktiv an der Bewältigung beteiligen", hatte Dabrock bereits vergangene Woche betont, als Aiwangers Entscheidung zu seiner persönlichen Impfung beziehungsweise Nichtimpfung öffentlich wurde.
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Der in Fürth lebende und in Erlangen lehrende Theologie-Professor sprach sich außerdem dafür aus, den Menschen "Dinge, die gut und geboten sind, nicht mit dem moralischen Zeigefinger" aufzudrängen, sondern stattdessen an die Vorteile zu erinnern und dafür zu werben. "Kinder und Jugendliche haben in der langen Zeit der Pandemie so viel für die älteren Generationen getan", erinnerte Dabrock.
Droht jetzt schon die große Impfmüdigkeit?
Da für Kinder bisher in Deutschland kein Impfstoff zugelassen ist, könnten ältere Menschen nun die vulnerable Gruppe der Kinder schützen, indem sich möglichst viele impfen ließen. Dabei wünsche er sich auch Unterstützung von den Kirchen und Religionsgemeinschaften, erklärte der Ethiker und Theologe: "Impfen als Ausdruck von Solidarität und von Nächstenliebe. Das finde ich ist ein klares Statement, das wissenschaftlich gut unterfüttert ist."
Strafen hingegen hält Dabrock in dem Zusammenhang für "besonders misslungen". Stattdessen könne man viel niedrigeschwelliger mit Impfangeboten auf die Menschen zukommen.