Kommentar: Gegen den Strom

12.2.2014, 10:00 Uhr
Die Energiewende ist kein Spaß-Projekt: Die Bürger wollen in dieser Sache Ernst genommen werden

© dpa Die Energiewende ist kein Spaß-Projekt: Die Bürger wollen in dieser Sache Ernst genommen werden

Die Zeiten der Atomproteste sind vorbei, nun wird gegen Stromautobahnen mobil gemacht. Und die  Trassengegner haben klare Kritikpunkte: Die Landschaft wird verschandelt, überall in Sichtweite der Riesenmasten verlieren Immobilien und Grundstücke an Wert. Außerdem sorgen sich Anwohner um ihre Gesundheit und staunen, dass es im Land der zentimetergenauen Regulierungswut keinen vorgeschriebenen Mindestabstand gibt.

All diese Bedenken müssen ernst genommen werden. Auch wenn in manchen Medien bereits über ein ausuferndes Wutbürgertum gespottet wird: Die Trassengegner wissen durchaus, dass Strom nicht aus Steckdosen, sondern aus Leitungen kommt. Sie bezweifeln aber, dass Neubauten in dieser Größenordnung erforderlich sind. Die aktuell wichtigste Aufgabe der Politik und der Netzbetreiber ist es, die Notwendigkeit der Turbotrasse nochmals genau zu überprüfen – und sie dem Bürger zu vermitteln. Proteste gibt es zwar fast überall, wo neue Strompassagen entstehen; doch die Dimension des gerade erst aufkeimenden Widerstands in Franken und der Oberpfalz zeigt: Hier besteht großer Erklärungsbedarf.

Wenn die neuen Stromleitungen wirklich sein müssen, dann sollte noch einmal über eine unterirdische Verlegung nachgedacht werden. Zwar hat auch diese Lösung ihre Tücken und bringt starke Beschränkungen in der Nutzung des Geländes mit sich. Das größte Gegenargument, die höheren Kosten, gerät jetzt aber  ins Wanken. Denn gerade  wurden die ersten Planungen zum „SuedLink“ von Schleswig-Holstein ins bayerische Grafenrheinfeld vorgestellt. Und siehe da: Bei der sogenannten „Hauptschlagader der Energiewende“ gilt eine  teilweise Erdverkabelung als möglich,  sie scheint also  prinzipiell auch finanzierbar zu sein.

Bei der Gleichstrompassage Süd-Ost von Halle nach Augsburg könnte eine streckenweise Verlegung unter der Erde die Akzeptanz wesentlich erhöhen – und das ist mit Geld kaum aufzuwiegen. Denn gegen den Willen der Bevölkerung lässt sich eine Mammutaufgabe wie die Energiewende nicht bewältigen.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar für die Stromtrasse: Energiewende ja, Trassen nein? Geht nicht! Stimmen Sie ab in unserem Online-Voting: Was halten Sie von der geplanten Stromtrasse durch Franken und die Oberpfalz? Ihre Meinung zum Thema können Sie unter dem folgenden Artikel abgeben: Stromtrasse quer durch Franken und Oberpfalz erhitzt die Gemüter.