Luftbilder: So sehr haben sich Städte in Franken verändert
22.01.2021, 10:08 Uhr
Erkennbar ist der Wandel an vielen Orten, wir haben einige davon für Sie herausgesucht.
Fürth: Kaserne macht neuem Stadtteil Platz

Fürth hat eine lange Tradition als Militärstützpunkt. Schon im 19. Jahrhundert bewarb sich die Stadt als Garnisonstadt, weil man sich von den Soldaten wirtschaftliche Belebung und mehr innere Sicherheit versprach. Im Jahr 1890 wurde schließlich mit dem Bau einer großen Kaserne für die Artillerie der Bayerischen Armee begonnen.
Dem Bau fiel auch der Höfener Wald zum Opfer, woran die Waldstraße und Höfener Straße noch erinnern. Stattdessen dominierte nun das große Kasernengelände das Bild der Fürther Südstadt.

Nach dem Krieg unterhielten die Amerikaner in der umbenannten William-O'-Darby-Kaserne einen Stützpunkt. Nachdem dieser 1995 geräumt wurde, ließ die Stadt Fürth hier einen neuen Stadtteil entstehen, dessen Zentrum der neu geschaffene Südstadtpark ist.
Dem aufmerksamen Beobachter fallen noch weitere Änderungen auf: Floss die Pegnitz 1963 noch in streng begradigter Bahn, so darf sie sich nach ihrer Renaturierung nun wieder frei durch die Auen schlängeln.
Forchheim: Vorort wird Industriegebiet

Manch eine Gegend ist wenige Jahrzehnte später kaum wiederzuerkennen. So mag es einem beim Anblick des südlichen Forchheims zu erkennen. Im Jahr 1963 schlängelte sich die Regnitz noch ungestört gen Nordwesten. Dazwischen dominierten Felder, Wiesen und kleinteilige Siedlungen. Die alte B8 war nur eine schmale Straße, und auch die Trasse des alten Ludwig-Main-Donau-Kanals ist gut zu erkennen.
Der Ludwigskanal hat eine lange Geschichte. Schon im frühen Mittelalter hatte Karl der Große Pläne, eine schiffbare Verbindung zwischen Rhein, Main und Donau zu schaffen. Umgesetzt wurden diese erst viel später durch den bayerischen König Ludwig I., der zwischen 1836 und 1846 den Kanal errichten ließ. Das Projekt - wen überrascht es - wurde am Ende fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.

Nicht zuletzt dank der Verbreitung der Eisenbahn wurde aus dem Ludwigskanal kein wirtschaftliches Erfolgsprojekt. Und so wurde er 1950 aufgelassen. Zwischen Erlangen und Bamberg wurde sein früherer Verlauf zu großen Teilen mit der A73 überbaut, die nun die Ansicht von oben dominiert. Daneben leuchtet dunkel das Band des neuen, größeren Main-Donau-Kanals. Die idyllische Agrarlandschaft wurde vom Industriegebiet der Äußeren Nürnberger Straße verschluckt.
Herzogenaurach: Auf US-Army folgen Adidas und Puma

Über Jahrzehnte dominierte die Herzo Base der US-Army die offene Landschaft nördlich von Herzogenaurach. Von 1945 bis 1992 waren dort Soldaten stationiert. Zunächst war die Basis Horchposten des militärischen Abwehrdienstes der amerikanischen Landstreitkräfte. Eine Flugzeughalle diente als abhörsicheres Operationszentrum, das frühere Flugfeld als Antennenstandort.
Ab 1972 war das Gelände dann in der Hand der US-Feldartillerie, die dort Einheiten mit Kettenfahrzeugen, Hubschraubern und Kurzstreckenraketen stationierte.

Wenige Jahrzehnte später später ist das Gebiet völlig verändert. Statt Panzern und Raketen sind dort nun Sportschuhe und andere Produkte der fränkischen Unternehmen Adidas und Puma zu finden. Auf dem Übungsplatz wurde ein neues Wohngebiet errichtet.
Ansbach: Fachhochschule prägt heute das Bild

Auch Ansbach hat eine lange militärische Vergangenheit. Schon im 18. Jahrhundert ließ Markgraf Wilhelm Friedrich eine Kaserne errichten. Direkt gegenüber der Residenzstadt Ansbach entstand so eine "eigene kleine Stadt" samt Kirche, Lazarett und Friedhof. Nach Erweiterungen im 19. Jahrhundert konnten dann über 1.000 Soldaten auf dem Gelände unterkommen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hindenburgkaserne dann als Garnison für mehrere Regimenter genutzt, von denen eines später vor Stalingrad unterging. Anschließend wurde, wie an so vielen anderen Orten in Franken, auch hier die US-Army einquartiert.

Auch in Ansbach bot der Abzug der Amerikaner Raum für neue städtische Entwicklungen. Zum 1. Mai 1996 konnte auf dem historischen Gelände die neue Fachhochschule ihren Betrieb aufnehmen. Wo einst Soldaten exerzierten, lernen nun Studenten.
Erlangen: Baracken machen Platz für neuen Stadtteil

Fast fünfzig Jahre lang prägte die US-Army das Bild der Stadt Erlangen. 101 Hektar groß war allein das Gelände der Ferris Barracks im Nordosten, an das die Artilleriestraße erinnert. Hinzu kam das Übungsgelände im Tennenloher Forst, in dem bis heute rissige Betonplatten und Warnschilder vor Munition von der Anwesenheit der GIs zeugen. Doch nach dem Ersten Irakkrieg kehrten die Soldaten nicht mehr zurück nach Mittelfranken.

Stattdessen wuchs das beschauliche Sieglitzhof zu einer großen Siedlung heran. Daneben entstand der komplett neue Stadtteil Röthelheim auf dem ehemaligen Kasernengelände. Auch Siemens siedelte sich an, und errichtete Gebäude für die Healthineers.
Atzenhof (Fürth): Startbahn wird zum Golfplatz

Nach dem Ersten Weltkrieg war Fürth für die Franken das Tor zur Welt: Der 1915 für die damals noch Königlich-Bayerischen Flieger gebaute Flughafen in Atzenhof öffnete sich nach dem Friedensschluss für den zivilen Flugverkehr. Zeitweise war der Fliegerhorst, dessen Bauleiter Wilhelm Schulte eigentlich Kirchenarchitekt war, der einzige internationale Flughafen Deutschlands.
Als die Stadt Nürnberg 1933 die Mehrheit übernahm, wurde er prompt umbenannt in "Nürnberg-Fürth", um dem Anspruch des großen Nachbarn Rechnung zu tragen. Später diente er erst den Truppen im Dritten Reich und nach dem Zweiten Weltkrieg der US-Army als Stützpunkt.

Und dann kam das Wasser. Ende der 1960er sollte die Wasserstraße Rhein-Main-Donau nun endlich gebaut werden. Und so zerschneidet bald die Baustelle des Main-Donau-Kanals die Fürther Landschaft, und frisst dabei den westlichsten Teil der Startbahn. Nichtsdestotrotz bleibt der Flughafen als Helikopter-Stützpunkt im Betrieb der US-Army.

Erst in den 90ern gibt die US-Army das Gelände zurück. Die Gebäude bleiben zwar als Denkmal erhalten, die Startbahn jedoch nicht. Dort befindet sich nun ein Golfplatz. Stattdessen dominiert heute der Main-Donau-Kanal samt Hafen das Bild. Der Schuttberg, den der Bau hinterließ, ist mit Solarzellen nun zum Energieproduzenten geworden.
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