Millionen Bäume für Bayern: So sieht Söders Waldplan aus

10.7.2019, 16:51 Uhr
Markus Söder hat ein Ziel: Bis 2030 will der Ministerpräsident mit Bayern alle Klimaziele erfüllen.

© Peter Kneffel/dpa Markus Söder hat ein Ziel: Bis 2030 will der Ministerpräsident mit Bayern alle Klimaziele erfüllen.

 Markus Söder hat eine neue Rolle gefunden: Er gibt den Waldversteher. Bayern, sagt er, sei "Waldland Nummer eins" in der Republik. Dem Wald aber komme beim Klimaschutz eine herausragende Bedeutung zu. "Sein Erhalt und sein Ausbau sind die vielleicht wichtigste Aufgabe."

Während auf Bundesebene die Koalition noch darum ringt, wie ein Klimaschutzgesetz aussehen soll, will Söder in Bayern vorpreschen. Im Herbst soll das Kabinett ein bayerisches Klimaschutzgesetz beschließen, das Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) schon für die Zeit vor der Sommerpause gefordert hatte. Zentraler Bestandteil wird Söders Waldplan sein.

Der Wald sei "der bayerische CO2-Speicher schlechthin", sagt der CSU-Politiker. Weil er nur beeinflussen kann, was die Bayerischen Staatsforsten tun, will Söder dort ansetzen. Dem Staatsunternehmen gehören rund 808.000 Hektar Land, davon sind 756.000 Hektar bewaldet. Der Besitz entspricht der Fläche von gut elf Prozent des Freistaates. Bislang war das Unternehmen auf Gewinn ausgerichtet, ein Ziel, das Umweltverbände seit langem kritisieren.

Söder will künftig auf die Einnahmen verzichten. Die pendeln zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Stattdessen sollen die Staatsforsten ihre Waldflächen zum einen so umbauen, dass die Bestände auch künftige Hitzewellen überstehen. Zum anderen soll der Staatswald jedes Jahr um mindestens eine Million Bäume wachsen. Ohnehin schlagen die staatlichen Waldarbeiter jedes Jahr zwischen vier und fünf Millionen Bäume, bisher vor allem für das Holz. Künftig vor allem für die Umwelt. Söder will den Wald umbauen lassen zu einem naturnahen, klimaresistenten Organismus, der zudem CO2 in großen Mengen speichert.

Alte Bestände schützen

Dazu zählt für ihn auch, dass er wilde und sehr alte Bestände im Innersten der Wälder ganz aus der Bewirtschaftung nehmen will. Sie sollen Teil des sogenannten Naturnetzes werden und nach Söders Worten vor allem dem Artenschutz dienen. Das umfasst aktuell ein Zehntel der Staatsforsten, soll aber damit weiter wachsen. Söder will auch die Privatwaldbesitzer mitnehmen, ihnen mit Zuschüssen und Beratern einen ökologischen Umbau ihrer Wälder nahelegen. Gut zwei Drittel der bayerischen Wälder sind in ihrem Besitz.

Söder hofft, dass er damit seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher kommt: Bis 2030 will er alle Klimaziele erfüllen, bis 2050 den Freistaat klimaneutral aufstellen und, wie er das nennt, "das fossile Zeitalter ablösen". Das Konzept dafür soll umfassend sein, von der energetischen Sanierung aller Häuser über klimaneutrale Autoflotten bis hin zu radikal neuen Steuersystemen.

 

Der bayerische Ministerpräsident spricht beispielsweise von einer "radikal umgebauten Kfz-Steuer, einem Umschalten bei der Stromsteuer und eine andere EEG-Umlage". Wie das im Einzelnen aussieht, lässt er noch offen. Bayern dürfe nicht den Ausstieg aus der Kernenergie mit Kohlestrom abfedern. Er setzt stattdessen auf einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und dort vor allem auf die Fotovoltaik. Gaskraftwerke, die in Bayern künftig das Stromnetz stützen sollen, will er mit Gas befeuern, das aus überschüssigem Ökostrom gewonnen wird.

Einer CO2-Steuer im nationalen Alleingang erteilt der CSU-Politiker erneut eine Absage. Für ein Flächenland wie Bayern sei es entscheidend, "wenn sie nicht nur kleinräumig kommt. Es braucht einen europaweiten Ansatz." Entscheidend sei, dass sie Pendler und sozial Schwache "nicht über Gebühr belastet".

Söder: "Bayern schwitzt auch"

Söders Motivation ist klar. Er hat den Klimaschutz als Thema ausgemacht, will sich später nicht vorhalten lassen, er habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Auch wenn er jetzt mit einem eigenen Klimaschutzgesetz in Vorlage gehen will, bleibt für ihn entscheidend, dass Bayern sich mit dem Bund abstimmt. Berlin, sagt er, gebe auch für Bayern die Ziele vor. Fakt sei aber auch: "Der Planet schwitzt. Und Bayern auch."

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