Unmut wächst

Der Frust auf der Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg steigt

Matthias Oberth

E-Mail zur Autorenseite

7.12.2023, 08:24 Uhr
Bereits bei der Ankunft des Regionalexpresses aus Würzburg herrscht am Nürnberger Bahnhof drangvolle Enge, ehe der Run auf die Sitzplätze beginnt.

© Matthias Oberth Bereits bei der Ankunft des Regionalexpresses aus Würzburg herrscht am Nürnberger Bahnhof drangvolle Enge, ehe der Run auf die Sitzplätze beginnt.

Gespräche mit Reisenden, die mit dem Regionalexpress zwischen Nürnberg und Würzburg unterwegs sind, kommen derzeit schnell in Gang. Schließlich sitzen sich die Fahrgäste allzuoft regelrecht "auf der Pelle", wie eine Pendlerin am Bahnsteig von Neustadt/Aisch erzählt.

Die Probleme auf der Strecke reißen nämlich nicht ab. Dabei schien sich nach der Wiedereröffnung der Strecke - nach der monatelangen Sperrung wegen der Generalsanierung - der Fahrbetrieb Stück für Stück wieder einzuspielen.

Fast immer verkürzte Züge

Wenngleich immer wieder Klagen über Verspätungen und verpasste Anschlusszüge die Runden machten, waren dennoch viele Pendler zunächst glücklich, wieder auf eine einigermaßen stabile Verbindung zurückgreifen zu können. Allerdings war die Verwunderung groß, dass die Züge fast immer in der verkürzten Konstellation verkehrten.

Vor allem in den Stoßzeiten sind derzeit die Züge nicht nur proppenvoll, sondern teilweise konnten in Fürth wartenden Fahrgäste in den bereits überfüllt aus Nürnberg kommenden Zug mehr einsteigen. In der Gegenrichtung berichten Pendler in den Morgenstunden von maximalem Gedränge spätestens ab Neustadt/Aisch. Der Bahn wird dabei unter anderem angesichts der steigenden Corona-Zahlen auch unverantwortliches Handeln vorgeworfen.

Personelle Engpässe als Grund

Von Seiten der Bahn wird weiterhin auf die personellen Engpässe im Ausbesserungswerk in Würzburg verwiesen. Der Konzern spricht von einer "erhöhten Mitarbeiterfluktuation in den Werkstätten". Aufgrund des Facharbeitermangels sei eine "Rekrutierung neuer Mitarbeiter" sehr schwierig.

Dazu kommt, das neue Kräfte erst angelernt und die speziellen Aufgaben eines Ausbesserungswerks eingeführt müssen. Auf Beschwerden, die bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft eingegangen sind, schreibt das Unternehmen, dass im Auftrag des Freistaats Bayern für die Ausschreibung der Nahverkehrsstrecken und die Bestellung der Kapazitäten verantwortlich ist.

Und dass die Bahn nicht den üblichen finanziellen Ausgleich erhalte, wenn Zugleistungen ausfallen. Deshalb, so schlussfolgert die BEG, bestehe "auf Seiten des Verkehrsunternehmens ein hohes finanzielles Eigeninteresse", wieder für einen zuverlässigen Betrieb zu sorgen.

Interne Unterlagen zeigen das Ausmaß

Was genau unter den "Zugleistungen" zu verstehen ist, bleibt dabei unklar. Aus internen Unterlagen der Bahn, die der Redaktion vorliegen, geht hervor, dass an bestimmten Tagen auf der Strecke kein einziger Regionalexpress in der "Normalkonfiguration" unterwegs war.

Will heißen, alle Züge verkehrten mit fehlenden Waggons. Lediglich eine Fahrt am Tag - jene mit der kürzesten der möglichen Konfigurationen eines Zugs - wird demnach ordnungsgemäß durchgeführt.

Woche mit weiteren Problemen

Obwohl die Bahn nach ihren eigenen Aussagen mit Hochdruck an einer Lösung arbeitet, wird sich offensichtlich an der Situation so schnell nichts ändern. In Kreisen der Bahnmitarbeitern wird sogar mit einer weiteren Verschlechterung gerechnet. So erhöht sich durch die winterliche Witterung die Zahl der kurzfristigen Ausfälle von Zuggarnituren, die wiederum im Ausbesserungswerk zu weiterem Stau in der Abarbeitung führt.

Weiteres Ungemach droht in der Woche vom 10. bis 16. Dezember. Dann fällt die S-Bahn von Neustadt/Aisch nach Nürnberg komplett aus. Damit ist für viele Pendler klar, dass ein Ausweichen auf das Auto nicht zu vermeiden ist, weil in den Hauptverkehrszeiten der Platz in den Zügen schon jetzt nicht mehr ausreicht.

7 Kommentare