Internet-Hetze gegen "Drachenlord": Auch Anwohner leiden

20.8.2018, 15:01 Uhr
Internet-Hetze gegen

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Ein 29-Jähriger stellt seit Jahren Videos aus seinem Leben ins Netz, in denen er auf seine naive Art Kultstatus erreichte und sich zugleich Spott und Häme einhandelte. Seine in eskalierender Auseinandersetzung ausgesprochene Einladung, ihn zu besuchen, wer sich traue, hat das Leben in dem idyllisch gelegenen Dörfchen verändert. Immer mehr "Hater" suchten den abgelegenen Ort auf, machten sich über den selbsternannten "Drachenlord" lustig oder beschimpften und provozierten ihn, was zu lautstarken Auseinandersetzungen und auch schon gewaltsamen Übergriffen führte.

Als sich jetzt im Netz eine gemeinsame Aktion ankündigte, um dem "Drachenlord" eine Lektion zu erteilen, verhängte das Landratsamt ein von der Polizei überwachtes Versammlungsverbot. Dessen ungeachtet tauchen immer wieder Personengruppen am Anwesen des 29-Jährigen auf, die nach Polizeiangaben in aller Regel der Anweisung folgten, sich wieder zu entfernen. Der raue Ton in der Auseinandersetzung blieb nach Auskunft vor Ort die Ausnahme mit polizeibekannten Personen.

Unterdessen klagen Anwohner über die sich zuspitzende Situation, in der sie mit dem im Netz kräftig provozierenden "Drachenlord" den Täter geschützt sehen. Er sei es schließlich, der "Hater" aus ganz Deutschland sowie dem benachbarten Ausland anlocke. Kämen tagsüber meist nur kleine Gruppen, eskalierten die Auseinandersetzungen nachts, wenn bis zu 100 Menschen auftauchten und für Randale mit dem entsprechend reagierenden "Drachenlord" sorgten, der von Medien schon zum "Internetstar" hochstilisiert werde. Darüber lachen kann im Dorf niemand mehr, wenn um 5 Uhr morgens Batterien von Silvesterkrachern gezündet und Stunden davor immer wieder scheppernd gegen das Hoftor geschlagen wird. Er habe gerademal drei Stunden geschlafen, beklagte ein Anwohner das Lärmen in der Nacht zum Montag.

Täter verstecken sich auf fremden Grundstücken

Bis die Polizei komme, hätten sich die Belagerer "in die Büsche geschlagen" und in fremden Grundstücken verschanzt, in denen sie unter anderem auch ihre Notdurft hinterließen. Dass sie bei höchster Waldbrandgefahr im Wald grillten, besorgt die Menschen im Ort, die längst die Welt nicht mehr verstehen. Da stachle ein Mann die "Hater" auf und verdiene damit auch noch sein Geld, um sich dann die Polizei als persönliche Security vors Haus zu stellen, wird an Recht und Gesetz gezweifelt, im besten Fall die Streife vor Ort bedauert.

Solange die Behörden nicht endlich mal der (Ur-)Sache auf den Grund gingen, geht man im Ort nicht von einem Ende der Spirale von Provokation und Reaktion aus, in der man natürlich Auswüchse bis zu Morddrohungen verurteilt. Es sei höchste Zeit zum Handeln, wolle man sich nicht an verantwortlicher Stelle eines Tages schwere Vorwürfe von Versäumnissen machen lassen, wird es in der verängstigten Bevölkerung diskutiert.

Unterdessen meldete die Polizei, dass Unbekannte in der Zeit zwischen Donnerstag und Sonntag im Ortsteil Altschauerberg Verkehrszeichen beschädigt und mit Farbe besprüh hätten. Der Sachschaden wird von den Ordnungshütern auf rund fünfhundert Euro beziffert. Die Polizei Neustadt ermittelt wegen Sachbeschädigung und hofft auf Zeugenhinweise. Diese werden unter der Rufnummer (09161) 8853-0 bei der Inspektion entgegengenommen. Das Versammlungsverbot werde notfalls verlängert, war auf Anfrage zu erfahren.

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