Burgbernheimer wollen mitreden

Kompetenzzentrum: Bürger diskutieren bei Podiumsdiskussion zu Streuobst mit

14.9.2021, 06:00 Uhr
Nicht alle Stühle waren besetzt bei der Podiumsdiskussion, doch viele Zuhörer standen auch auf der Straße. 

© Claudia Lehner, NN Nicht alle Stühle waren besetzt bei der Podiumsdiskussion, doch viele Zuhörer standen auch auf der Straße. 

Ja oder nein zum Streuobstkompetenzzentrum? Und wenn ja, wo? Der Stadtrat hatte im Mai – gegen die Stimmen der SPD – einen Grundsatzbeschluss für das Vorhaben oberhalb des Rathauses gefasst. Moderiert wurde der Meinungsaustausch vom früheren Oberbürgermeister Rothenburgs, Walter Hartl. Die sechs Podiumsteilnehmer hatten zunächst die Gelegenheit, ihre Argumente vorzustellen, dann hatten die Bürger das Wort. Stadtrat Johannes Helgert (Freie Bürger) stellte die fünf Säulen des Projekts dar, das neben dem Streuobstkompetenzzentrum Umweltbildung, offenes Bürgerzentrum, Mosterei und Tourismus beinhaltet. Er wies darauf hin, dass das Nutzungskonzept weiterentwickelt werden könne. Für Lena Engelhardt ist sind die Themen Umweltbildung und Barrierefreiheit besonders wichtig. Zweiter Bürgermeister Stefan Schuster (CSU) ging auf die lange Geschichte des Projekts ein und was es für kommende Generationen bewirken kann.


Thomas Fischer, einer der drei Sprecher des Bürgerentscheids, erläuterte, wie es zur Gründung der Gruppe kam, den Unmut über zu späte Informationen und Beteiligung, Skepsis gegen den Standort oder das Projekt an sich, Bedenken wegen möglicher Folgekosten. Es gebe viele Stimme dagegen. „Das muss gehört werden.“ Als Gruppe sei man für Innenstadtbelebung und für die Sanierung historischer Gebäude. Alternative Planungen seien aber nicht verfolgt worden.


Für Stadtrat Karl-Otto Mollwitz (SPD) werden mit dem Projekt Entwicklungsmöglichkeiten des Rathauses verhindert. Dietmar Leberecht, ebenfalls SPD-Stadtrat, kritisierte, dass es nur zur Belebung der Parkplätze beitrage und viel zu teuer sei.

Diskussion entstand

Hartl hakte nach, stellte Fragen, fasste zusammen, so dass sich eine Diskussion entspann. In der stellte unter anderem Schuster klar, dass der Bürgersaal für Ratssitzungen genutzt und so mehr Platz für die Verwaltung geschaffen werden könne und dass in den Arbeitsgruppen alle Bürger sich beteiligen konnten. Ein wichtiges Thema für die Kritiker: bezahlbarer Wohnraum. Das stellte Mollwitz mehrfach klar.


Hartl hatte aus der Diskussion das Fazit gezogen, dass „kein Dissens hinsichtlich des Streuobstbestands in Burgbernheim“ besteht und dass es um einen „alternativen Standort“ gehe. Mollwitz brachte Ideen auf, wo diese liegen könnten, näher an den Streuobstbeständen. „Für uns nur in der Stadt“, stellte Helgert für die andere Gruppe klar. An einem anderen Standort sei nicht mit der gleichen Förderung zu rechnen.


Die Fragen aus dem Publikum waren mehrheitlich kritisch dem Projekt gegenüber, besonders viel wurde bei den Kosten – geschätzt werden 6,9 Millionen Euro –nachgefragt. Das ging teilweise so ins Detail, dass Hartl manche Fragen als unbeantwortbar aussortierte. Ebenfalls wiederholt Thema: Was genau will die Gruppe des Bürgerentscheids? Hartl hatte den Eindruck, die Bürgerentscheid-Gruppe favorisiert einen anderen Standort. Dazu sagte Josef Bacher, einer der Sprecher: „Der Antrag ist nur gegen den Standort hier.“ Es sei nicht dafür unterschrieben worden, dass es woanders gebaut wird. Dann gebe es wohl unterschiedliche Standpunkte innerhalb der Initiative, folgerte Hartl. Parkplätzen waren ebenfalls ein Thema, das Schuster mit Zahlen und Ideen für weiteren Parkraum beantwortete.


Appell Hartls am Ende: In Rothenburg habe ein Bürgerentscheid ganze Familien entzweit. Dies solle hier nicht passieren. Meist war zumindest die Diskussion recht ruhig verlaufen, doch gelegentlich war in polemischen Untertönen durchaus bei Redebeiträgen deutlich hervorgetreten, dass viel Emotion im Spiel ist.

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