Verspätungen und Ausfälle

Massive Kritik an der Bahn: Auf dieser Strecke findet das Leiden der Pendler kein Ende

Matthias Oberth

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10.8.2023, 18:56 Uhr
Der Schienenersatzverkehr zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg sorgt derzeit für großen Unmut.

© IMAGO/mix1 Der Schienenersatzverkehr zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg sorgt derzeit für großen Unmut.

"Wie kann eine App einen pünktlichen Bus anzeigen, wenn keiner fährt?", fragt Irene Brenner in einer Facebook-Gruppe, in der sich Pendler zusammengefunden haben, die auf der Strecke Nürnberg-Würzburg unterwegs sind. Gemeint ist der Schienenersatzverkehr, der auf dem Abschnitt zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg verkehren soll. Die Bahnstrecke ist seit diesem Sonntag, 6. August, wegen Bauarbeiten komplett gesperrt, der dafür eingerichtete Busverkehr sorgt seither für massive Kritik an der Bahn.

Holpriger Start des Ersatzverkehrs

Laut Angaben der Bahn sind insgesamt 49 Busse im Einsatz, die als Expressbusse (ohne weiteren Halt zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg) verkehren oder ganz normal alle Haltestellen entlang der Strecke bedienen. Doch bereits am Montag wurden die Pendler auf eine harte Geduldsprobe gestellt. So fielen zwischen 7 und 10 Uhr mehrere Busse aus und es gab keine Informationen für die wartenden Fahrgäste. Auch angekündigte Ersatzbusse kamen überhaupt nicht oder mit über 30-minütiger Verspätung. Wer von Siegelsdorf nach Fürth kommen wollte, war unter Umständen über eineinhalb Stunden unterwegs.

Auch der Bahn ist der holprige Start des Schienenersatzverkehrs nicht verborgen geblieben. Eine Sprecherin teilt auf Nachfrage mit: "Erfahrungsgemäß müssen sich die betrieblichen Abläufe erst einspielen. Auch uns haben die Kundenrückmeldungen erreicht. Wir entschuldigen uns bei allen Reisenden für die Unannehmlichkeiten und bitten um Verständnis. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Reisenden pünktlich an ihr Ziel zu bringen." Allerdings hat sich im Laufe der Woche die Situation bei weitem noch nicht entschärft.

Irene Brenner ereilte das Schicksal mit dem nicht fahrenden Bus am Donnerstag, 10. August. Der laut App pünktlich durch die Lande gondelnde Bus hätte eigentlich um 7.14 Uhr in Wilhermsdorf Mitte eintreffen sollen. Als um 7.30 Uhr immer noch kein Bus in Sicht war (aber laut App Wilhermsdorf längst passiert hatte), blieb ihr nicht anderes übrig, als ihren Sohn mit dem eigenen Auto nach Fürth zu fahren.

Sonntags niemand erreichbar

Wer versucht, sich direkt mit der Bahn in Verbindung zu setzen, um die Vorfälle zu schildern, muss sich zudem auf Überraschungen gefasst machen. Laut Auskunft der Bahn können sich Reisende "mit Fragen oder Feedback jederzeit an das Kundendialog-Team von DB Regio Bayern unter der Telefonnummer 089/20355000 wenden." Ein Pendler schreibt, dass er am Sonntag die Telefonnummer des Kundendialogs gewählt habe, um auf einen Wasserrohrbruch in Wilhermsdorf aufmerksam zu machen, weil dadurch der Bahnhof nicht angefahren werden konnte. Da diese Stelle allerdings sonntags offensichtlich nicht besetzt ist, landete er bei der bundesweiten Hotline, die mit seinem Anliegen so gar nichts anzufangen wusste. Auch beim Omnibusverkehr Franken (OVF) klärte ihn nur eine Bandansage darüber auf, dass am Sonntag niemand erreichbar ist.

Ein kleiner Trost dürfte sein, dass es auch Rückmeldungen über positive Erfahrungen gibt. "Großes Lob an den Busfahrer, es hat alles geklappt", lautet zumindest ein Kommentar. Licht und Schatten erlebte Manuela Näck, die aus Markt Bibart nach Nürnberg pendelt. Sie schreibt: "Der Bus um 04:40 Uhr ist pünktlich von Markt Bibart weggefahren. Wir kamen pünktlich um 06:05 Uhr in Fürth an. Die Heimfahrt war eine Katastrophe. Der Expressbus um 16:19 Uhr von Fürth nach Neustadt ist nicht gefahren. Stattdessen mussten alle mit dem Bummelbus um 16:35 Uhr fahren."

Verspätungen und Ausfälle

Doch nicht nur der Schienenersatzverkehr sorgt bei den Reisenden für Verdruss. Wer geglaubt hat, dass es auf der Schiene zwischen Neustadt/Aisch und Würzburg jetzt wieder normal läuft, der hat sich getäuscht. Verspätungen von 30 Minuten sind normal, dazu kommt, dass der ein oder andere Zug auch komplett ausfällt. Die Züge sind auf der Strecke nämlich nur mit verminderter Geschwindigkeit und eingleisig unterwegs. Offiziell ist die Baustelle aber seit dem vergangenen Sonntag beendet und die Bahn-App scheint nicht mit der Information sich ständig wiederholender Verspätungen gefüttert worden zu sein.

Dort wird nämlich lange Zeit die reguläre Fahrtzeit angegeben, dann plötzlich kommt die Meldung über die Verspätung oder den Zugausfall. Die gleichlautende Meldung zu jeder Zugfahrt lautet dann: "Es kommt zu Verspätungen von über 30 Minuten und vereinzelten Zugausfällen. Bitte Verbindung kurz vor der Reise überprüfen." Als Grund wird übrigens der Zustand der Bahnstrecke nach den Baumaßnahmen angegeben. Wäre nur nicht schlecht, wenn man den Fahrplan gleich von Beginn an entsprechend angepasst hätte.

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