Große Themen, tanzend vermittelt: "Contact Improvisation" in Emskirchen

30.11.2015, 14:27 Uhr
Große Themen, tanzend vermittelt:

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Bei ihrer Darbietung im Emskirchner „Aurach-Teff“ waren die Tänzerinnen stetig in Kontakt zueinander, regierten ständig auf die Bewegung der Partnerin und bildeten einen gemeinsamen Schwerpunkt. Die Vortragsinhalte orientierten sich am amerikanischen Philosophen Charles Eisenstein, Autor des Buches "Ökonomie der Verbundenheit" und wichtiger Theoretiker der Occupy-Bewegung. 15 Gäste erlebten so auf Einladung der Initiative "Emskirchen im Wandel" einen besonderen Abend.

Als Ursache für viele großen Probleme unserer Zeit sahen Heike Pourian und Paula Engel, dass das Leben zur anonymen Privatsache geworden sei. Intimität und Verbundenheit seien den Menschen unangenehm geworden, obwohl gerade dies die unerfüllten Bedürfnisse unserer Zeit seien.

"Unsere Kultur sagt, du bist ein Einzelwesen"

"Von jemand anderem wirklich gesehen und gehört zu werden, ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. Der Hunger und die Sehnsucht danach sind so sehr Teil unserer Lebenserfahrung, dass wir noch nicht einmal merken, dass uns was fehlt" so die Erkenntnis der beiden Frauen. Man habe die Vorstellung, eigenständige, getrennte Individuen zu sein, die miteinander im Wettstreit um knappe Ressourcen stünden und eine Maximierung des Eigeninteresses anstrebten, so verinnerlicht, „dass wir auch dann nicht damit aufhören können, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht und unsere Seele krank wird“.

Um das aufzulösen sei es gut, wieder in die Verbundenheit zu kommen und die Getrenntheit zu überwinden. Die Botschaft des Abends: „Unsere Kultur sagt, du bist ein Einzelwesen, umgeben von anderen von dir abgetrennten Einzelwesen in einem Universum, das auch von dir abgetrennt ist. Wenn der Mensch ein einzelnes, losgelöstes Wesen ist und draußen gibt es lauter andere einzelne losgelöste Wesen, begegnen wir der Mitwelt gleichgültig oder sogar feindlich. Um unsere Verbindung miteinander und zur Erde sichtbar und sinnlich werden zu lassen“, sprechen die beiden Tänzerinnen über Themen des gesellschaftlichen Wandels.

Teilnehmer konnten sich an eigener Improvisation versuchen

Gleichzeitig tanzen sie einen improvisierten Tanz, wobei stetig der Kontakt mit der Partnerin gehalten wird: „Das ist einer von vielen möglichen und nötigen Wegen, eine neue Lebensweise entstehen zu lassen  - schlicht und einfach indem wir Menschen am eigenen Leib erfahren, dass Verbundenheit real und wahr ist“.

Wenn man das Überleben der Menschheit sichern wolle, sei ein neues Bewusstsein der Verbundenheit von großer Bedeutung. Der amerikanische Philosoph Charles Eisenstein fordert die Hinwendung zu einer ökologischen, vom Geld unabhängigeren und kreativen Lebensweise.

In der Diskussion ging es auch darum, in welcher Form ein transformiertes Geld eine Kultur der Getrenntheit in eine Kultur der wechselseitigen Verbundenheit führen kann. Am Ende konnten die Teilnehmer selbst in Zweierpaaren eigene Kontakt-Tanz-Improvisatonen versuchen.

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