Realschule bekommt Simon-Snopkowski-Preis
01.10.2016, 14:55 Uhr
Täglich laufen über 2000 Schüler und Lehrer über diese Stolpersteine und zunächst waren unseren Schülerinnen und Schülern wohl kaum bewusst, welches Schicksal jüdische Kinder in Neustadt/Aisch während der Zeit des Nationalsozialismus erleiden mussten. Ziemlich schnell war klar, dass die Fachschaft Geschichte die Verlegung der Steine aufgreifen und thematisieren musste. Nach Abwägen verschiedener Möglichkeiten fiel die Wahl der Methode auf das Medium Film.
Dabei erwies sich die schon seit längerer Zeit an der Schule bestehende Videogruppe unter Leitung von Herrn StR(RS) Alexander Förtsch als idealer Kooperationspartner für das Projekt. Das Ziel war es, einen etwa 20 minütigen Film zu drehen, der allen unserer über 1000 Schüler, also auch den Kindern in den unteren Jahrgangsstufen, in informativer, sachlich korrekter und vor allem kindgerechter Weise Informationen zu den folgenden Themenbereichen geben sollte: Kleine Geschichte des Dritten Reiches Neustadt im Nationalsozialismus Die jüdische Geschichte Neustadt Das Schicksal der fünf Geehrten. Die Nachverfolgung des Schicksals der fünf der Schule verwiesenen jüdischen Schülerinnen und Schüler diente aber auch dazu, ein Stück Neustädter Geschichte aufzuarbeiten.
Förderung der forschenden Jugend
Unter der Leitung von Herrn StR(RS) Hannes Langhammer, Leiter des Fachbereiches Geschichte, begann das Projekt in seiner damaligen Geschichtsklasse. Material wurde zusammengetragen, Stadtführungen organisiert, in Archiven, Zeitungen und im Internet recherchiert. Gleichzeitig wurden Film- und Fotoaufnahmen gemacht und ein Skript für den Film entworfen. Auch was aus den fünf ehemaligen Schülerinnen und Schülern geworden ist, hat die Filmgruppe festgehalten. Im Juli war dann der Film fertiggestellt und konnte der Öffentlichkeit in einer Abendvorstellung gezeigt werden. Im Geschichtsunterricht ist er fester Bestandteil und er erfuhr unterdessen vielfache Würdigung in der Öffentlichkeit. Besonders stolz sind wir auf die Anerkennung durch die Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition mit der Verleihung des Simon Snopkowski Preises.
Dieser Preis wird im zweijährigen Turnus, erstmals im Jahr 2006 verliehen zum Gedenken an ihren Gründer Dr. Simon Snopkowski seligen Andenkens und zur Weiterführung seiner Maxime, den Dialog zu suchen, das Wissen lebendig zu halten und Brücken zur Verständigung und zum gegenseitigen Verständnis zu bauen. Dazu werden Forschungsarbeiten zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern und zum Holocaust mit diesem Preis ausgezeichnet. Ein besonderes Ziel ist dabei die Förderung der forschenden Jugend. Unter sechsundzwanzig Bewerbungen wurde der Film "Stolpersteine" von der Jury mit dem 1. Preis bedacht. 400 Gäste aus Politik und Kultur kamen am 28. September 2016 auf Einladung der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition in den Kaisersaal der Residenz, um der festlichen Simon-Snopkowski-Preisverleihung 2016 beizuwohnen.
Schulleiterin sprach Dankesrede
In Vertretung des Schirmherrn Ministerpräsidenten Horst Seehofer übermittelte der Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Herr Dr. Ludwig Spaenle die Grüße der bayerischen Staatsregierung. Den Simon-Snopkowski-Ehrenpreis 2016 erhielt der Bayerische Rundfunk, die Laudatio hielt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Herr Dr. Josef Schuster. Unseren Preis überreichte Herr Dr. Peter Snopkowski, Sohn von Simon Snopkowski an die anwesenden Schülerinnen und Schüler, die an der Erstellung des Filmes beteiligt waren.
Dies waren, stellvertretend für alle Beteiligten: Franziska Hellerich, Sascha Saarow, Leonie Endreß, Marika Römer und Christian Haßler. Sichtlich erfreut waren auch der technische Leiter des Projekts und Leiter der Videogruppe, Herr Alexander Förtsch, Schulleiterin Martina Paulini, die die Dankesrede sprach und Herr Thomas Feser als weiterer Vertreter der Schulleitung.
In ihren Dankesworten betonte Frau Paulini, dass gerade in der heutigen Zeit, in der Fremdenhass und Menschenverachtung, Intoleranz und Populismus unsere demokratischen Werte und unsere freiheitliche Ordnung gefährden, es die Pflicht eines jeden Pädagogen ist, unseren Schülerinnen und Schülern fortwährend aufzuzeigen, wie zerbrechlich unser Friede sein kann. Sie betonte auch, dass der Erziehung zu Toleranz, Zivilcourage, freiheitlichem Denken und friedlichem Miteinander ein ebenso hoher Stellenwert eingeräumt werden muss, wie der Vermittlung reinen Fachwissens.
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